Der indische Startup-Markt entwickelt sich seit Jahren rasant, doch der Blick auf das Jahr 2025 offenbart eine interessante Entwicklung: Während die Finanzierungssummen der Startups vergleichsweise stabil bleiben, legen die Venture-Capital-Gesellschaften (VCs) einen größeren Fokus auf das Anhäufen von Bargeldbeständen. Diese Konstellation spiegelt eine Phase der Konsolidierung und strategischen Neuorientierung wider, die sowohl von Investoren als auch von Gründern mit Aufmerksamkeit verfolgt wird. Die Analyse des aktuellen Geschehens zeigt, wie sich dieser Trend auf den indischen Technologiesektor und die gesamte Startup-Landschaft auswirkt und welche Chancen sich daraus ergeben könnten. Dabei lassen sich verschiedene Faktoren identifizieren, die diese Phase prägen und zukünftige Investitionsentscheidungen beeinflussen werden. Im Zentrum steht das Kapitalvolumen, das von den indienfokussierten Venture-Capital-Firmen gesammelt wurde.
Laut jüngsten Berichten haben diese Fonds bislang über 4,2 Milliarden US-Dollar eingebracht und bereiten sich darauf vor, in den kommenden Monaten weitere Mittel aufzulegen. Dieses neue Kapital signalisiert eine signifikante Bereitschaft, Innovationsprojekte zu fördern, auch wenn sich die tatsächlichen Finanzierungsrunden der Startups bislang nur wenig verändert haben. Die Tatsache, dass die Gesamtsumme der Startup-Investitionen mit rund 4,4 Milliarden US-Dollar im laufenden Jahr relativ konstant geblieben ist, verdeutlicht ein gewisses Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage an Risikokapital. Es scheint, dass Investoren einerseits vorsichtig bleiben und bei der Mittelvergabe selektiver vorgehen, während andererseits Startups weiterhin auf solide Finanzierung zugreifen können, um ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Einzelne Venture-Capital-Gesellschaften zeichnen sich durch besondere Aktivitäten aus und verdeutlichen die strategischen Bewegungen im Markt.
Peak XV, eine in Silicon Valley ansässige Firma, die sich von Sequoia Capital getrennt hat, steht beispielhaft für diesen Wandel. Nachdem sie ihren vorherigen Fonds um 16 Prozent verkleinert hatten, planen sie nun, eine neue Eigenkapitalbasis in der Größenordnung von 1,2 bis 1,4 Milliarden US-Dollar einzuwerben – ihr bislang größtes Indien-Fund in diesem Jahr. Diese Entwicklung spricht für ein gestiegenes Vertrauen in den indischen Markt verbunden mit der Absicht, künftig noch gezielter in attraktive Segmente zu investieren. Parallel zu Peak XV konnte A91 Partners, gegründet von ehemaligen Peak XV-Führungskräften, den Abschluss ihres dritten Fonds mit 665 Millionen US-Dollar vermelden. Besonders hervorzuheben ist, dass A91 die Größe dieses Fonds im Vergleich zur vorherigen Runde um 20 Prozent angehoben hat, was ihre gute Positionierung und das Wachstumspotenzial des Marktes unterstreicht.
Auch Accel hat mit dem achten Fonds ein Volumen von 650 Millionen US-Dollar erreicht und fokussiert sich dabei auf Frühphaseninvestitionen in Indien sowie Südostasien. Neben diesen großen Playern sind auch weitere kleinere wie Bessemer Venture Partners, die einen 350 Millionen US-Dollar schweren Frühphasenfonds aufgelegt haben, oder Fireside Ventures, die eine Mittelbeschaffung von 230 Millionen US-Dollar anstreben, aktiv. Tanglin Venture Partners, unter der Führung von Ravi Venkatesh, einem ehemaligen Tiger Global Manager, bereitet die Auflage eines dritten Fonds in der Größenordnung von 250 Millionen US-Dollar vor. Diese vielschichtige VC-Landschaft mit unterschiedlichen Akteuren zeigt, dass trotz einer insgesamt flachen Finanzierungsentwicklung viel Bewegung bei der Kapitalmehrung stattfindet. Neben den privaten Investitionen sind staatliche Initiativen ein nicht zu vernachlässigender Faktor, der das Ökosystem stützt.
Die indische Regierung hat in den letzten Monaten mehrere Programme ins Leben gerufen, um gezielt das Startup-Umfeld zu fördern. Dazu gehört unter anderem ein Förderprogramm mit 1.000 Crore Rupien (ca. 117 Millionen US-Dollar), das speziell auf Startups im Weltraumsektor abzielt und Innovationen in diesem zukunftsträchtigen Bereich ankurbeln soll. Darüber hinaus verspricht der mit 10.
000 Crore Rupien (rund 1,17 Milliarden US-Dollar) ausgestattete Fund of Funds (FoF), der vom Small Industries Development Bank of India (SIDBI) verwaltet wird, weiteren Rückenwind für junge Unternehmen. Diese Maßnahmen tragen maßgeblich dazu bei, das Start-up-Ökosystem nachhaltiger und widerstandsfähiger zu gestalten, indem sie nicht nur finanziellen Support bieten, sondern auch Vertrauen in langfristige Entwicklungsperspektiven schaffen. Bezüglich der Branchenpräferenzen lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nur schwer eine eindeutige Favoritenrolle bestimmen. Der Sektor des Schnelllieferhandels könnte trotz der derzeitigen Zurückhaltung mit einem einzigen großen Finanzierungsabschluss die Marktverhältnisse deutlich beeinflussen. Zugleich bleibt die Finanztechnologie (Fintech) ein stabiler und fortwährend wachsender Bereich, der aufgrund steigender Digitalisierung und vermehrter digitaler Zahlungsflüsse weiter im Mittelpunkt steht.
Klimabezogene Technologie (Climate Tech) dagegen wird möglicherweise spürbar zurückgeworfen, da politische Einflüsse aus den USA – unter anderem durch den sogenannten Trump-Effekt – Hemmnisse bei der Kapitalbeschaffung verursachen könnten. Die anstehende Börsennotierung des indischen E-Mobilitätsunternehmens Ather gilt als ein bedeutender Meilenstein für den Markt. Ein erfolgreicher IPO könnte nicht nur dem Firmennamen Auftrieb verleihen, sondern auch indirekt Investorenvertrauen und Medienpräsenz für den gesamten Sektor stärken. Trotz der noch zu bewältigenden Herausforderungen sehen Marktbeobachter die zukünftige Entwicklung recht positiv. Für das dritte Quartal 2025 wird erwartet, dass Dealvolumen und Transaktionsgrößen anziehen werden und damit der VC-Markt in Indien deutlich an Dynamik gewinnt.
Die strategische Ansammlung von Kapital zeigt, dass Investoren auf eine Phase intensiver Investition und Unternehmensentwicklung vorbereitet sind. Insgesamt zeichnet sich ein Bild ab, in dem sich die Finanzierungslandschaft zwar auf den ersten Blick stabil zeigt, im Hintergrund jedoch eine Phase der Vorbereitung und Positionierung stattfindet. Die grosse Menge an angehäuftem Kapital und die Vielfalt der aktiven Fonds deuten darauf hin, dass der indische Startup-Sektor trotz einer flachen Finanzierungsentwicklung weiterhin über erhebliche Wachstumschancen verfügt. Unternehmer und Investoren sollten diese Entwicklung aufmerksam verfolgen, da sich daraus neue Impulse für Innovationen ergeben, die in der kommenden Zeit die Wettbewerbsfähigkeit und Technologieführerschaft Indiens weiter stärken könnten. Das Jahr 2025 kann somit als Übergangsjahr verstanden werden, in dem Kapitalreserven angehäuft werden, um in naher Zukunft gezielt und umfangreich eingesetzt zu werden.
Die Kombination aus staatlicher Unterstützung, aktivem VC-Engagement und ausgewählten Marktsegmenten bietet ein solides Fundament für die nächste Welle von Innovationen und wachstumsstarken Startups in Indien.