Archer Aviation ist ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von elektrischen senkrechtstartenden und -landenden Flugtaxis (eVTOL) spezialisiert hat – eine Technologie, die das Potenzial besitzt, den urbanen Verkehr revolutionär zu verändern. Die Vision von Archer Aviation ist es, den Individualverkehr in Städten schneller, leiser und umweltfreundlicher zu gestalten. Angesichts eines Aktienkurses, der kürzlich unter die Marke von 9 US-Dollar gefallen ist, stellt sich die Frage, ob dies ein attraktiver Einstiegspunkt für Anleger darstellt. Um diese Frage fundiert zu beantworten, lohnt sich ein genaueres Hinsehen auf die Produktentwicklung, die Marktchancen, die finanzielle Situation sowie die Risiken des Unternehmens. Archer Aviation hat sich ambitionierte Ziele gesetzt.
Die eVTOL-Flugzeuge der Modellreihe Midnight sollen Stadtbewohnern ermöglichen, in nur wenigen Minuten von einem Stadtzentrum zu Außenflughäfen oder anderen wichtigen Verkehrsknotenpunkten zu gelangen. Ein Beispiel hierfür ist die geplante Verbindung zwischen Manhattan und dem Newark International Airport, die die Reisezeit von rund einer Stunde auf unter zehn Minuten verkürzen könnte. Diese technologische Innovation könnte das Verkehrsaufkommen auf Straßen deutlich reduzieren und damit eine Entlastung für Verkehrsstaus, Luftverschmutzung und Lärm bedeuten. Das Unternehmen hat sogar schon eine beträchtliche Anzahl von Vorbestellungen für die Flugzeuge erhalten, deren Stückpreis bei etwa fünf Millionen US-Dollar liegt. Der derzeitige Auftragsrückstand wird auf rund sechs Milliarden US-Dollar geschätzt, was die erwartete starke Nachfrage widerspiegelt.
Zudem sind mit Städten wie Abu Dhabi bereits internationale Partner an Bord, die zu den ersten gehören wollen, die diese Mobilitätslösung einführen. In der Tat sind die Aussichten für die eVTOL-Branche aufgrund der zunehmenden Urbanisierung und der Suche nach nachhaltigen Verkehrslösungen äußerst vielversprechend. Dennoch befindet sich Archer Aviation weiterhin in einer Frühphase. Die Serienproduktion der Flugzeuge soll erst im Jahr 2025 beginnen, wobei zunächst nur zehn Einheiten im Werk im US-Bundesstaat Georgia hergestellt werden sollen. Diese dienen primär zu Test- und Zertifizierungszwecken, um die Zulassung der US-Luftfahrtbehörde FAA zu erhalten, die für den kommerziellen Betrieb unabdingbar ist.
Bis dahin erzielt das Unternehmen noch keine Umsätze aus dem Verkauf seiner Flugzeuge und ist von weiteren Kapitalflüssen abhängig, um seine Entwicklung voranzutreiben. Von finanzieller Seite stellt sich die Situation herausfordernd dar. Archer Aviation verbrennt derzeit jährlich rund 451 Millionen US-Dollar an freien Cashflow, was bei einem aktuellen Barbestand von etwa einer Milliarde US-Dollar für eine begrenzte Zeitspanne ausreicht. Das Unternehmen ist daher auf neue Finanzierungsrunden angewiesen, bei denen es regelmäßig Aktienemissionen vornimmt, um frisches Kapital zu erhalten. Diese Kapitalerhöhungen verwässern die Anteile der bestehenden Aktionäre und stellen ein erhebliches Risiko dar, vor allem wenn das Wachstumstempo und die Marktdurchdringung hinter den Erwartungen bleiben.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Bewertung der Aktie mit einer Marktkapitalisierung von fünf Milliarden US-Dollar, trotz des Aktienkurses unter 9 US-Dollar, aus fundamentaler Sicht hoch. Die Tatsache, dass derzeit kein Umsatz erwirtschaftet wird und erst noch zahlreiche regulatorische und produktionstechnische Hürden auf dem Weg zum kommerziellen Betrieb zu nehmen sind, verleiht der Aktie einen spekulativen Charakter. Investoren, die sich für die Zukunft der urbanen Luftmobilität interessieren und an den Erfolg von eVTOLs glauben, könnten in Archer Aviation eine spannende Chance erkennen. Dennoch sollte ihnen bewusst sein, dass diese Investition mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. Neben der regulatorischen Genehmigung stehen auch technische Herausforderungen bei der Serienfertigung und der Marktakzeptanz vor der Tür.
Wettbewerber aus aller Welt, die ebenfalls versuchen, in die Zukunft der Luftmobilität vorzustoßen, erhöhen den Wettbewerbsdruck stark. Langfristig könnte die eVTOL-Technologie und damit auch Archer Aviation eine bedeutende Rolle im Verkehrsmarkt spielen. Städte, die mit steigenden Bevölkerungszahlen und zunehmendem Verkehrschaos kämpfen, suchen gerade nach innovativen und nachhaltigen Lösungen. Elektrische Flugtaxis bieten hier eine Möglichkeit, den Verkehr zu entlasten, Zeit zu sparen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Ein funktionierender Betrieb mit bestehenden Partnerschaften und einer wachsenden Anzahl von Flugzeugen auf dem Markt könnte das Wachstumspotenzial des Unternehmens massiv erhöhen und für Anleger attraktive Renditen erzeugen.
Allerdings bleibt der Weg bis dahin lang und mit Risiken gepflastert. Anleger sollten deshalb genau prüfen, ob sie in Hinblick auf Liquiditätsrisiken, mögliche Verwässerungen der Aktienanteile und die Unsicherheit im Marktumfeld bereit sind, ein erhöhtes Risiko einzugehen. Es ist ratsam, die Finanzlage von Archer Aviation sowie Fortschritte bei Zertifizierungen und Lieferungen kontinuierlich zu beobachten. Zusammenfassend ist die Aktie von Archer Aviation unter 9 US-Dollar derzeit mit Vorsicht zu betrachten. Trotz des disruptiven Potenzials der eVTOL-Technologie und der überzeugenden Vision stehen dem Unternehmen noch erhebliche Herausforderungen bevor.