Die Tokenisierung realer Vermögenswerte (Real-World Assets, RWA) ist im Jahr 2025 zu einem bedeutenden Trend in der Kryptoindustrie geworden. Einer der zentralen Aspekte in diesem Zusammenhang ist die Gewährleistung einer 1:1-Bindung – also das Versprechen, dass jeder ausgegebene Token tatsächlich durch einen echten, zugrundeliegenden Vermögenswert gedeckt ist. Doch wie schaffen es Emittenten, dieses enge Verhältnis zwischen Token und physischem oder finanziellen Asset zu garantieren? Die Antwort liegt nicht allein in der Technologie. Stattdessen sind rechtliche, finanzielle und regulatorische Grundpfeiler entscheidend, um das nötige Vertrauen bei Investoren und Marktteilnehmern zu schaffen. Die Bedeutung einer verbindlichen rechtlichen Struktur lässt sich nicht hoch genug einschätzen.
Anders als bei rein digitalen Token, die oft auf spekulativer Nachfrage basieren, sind RWAs an reale Wertgegenstände wie Immobilien, Kunstgegenstände oder Unternehmensanteile gekoppelt. Adam Levi, Co-Gründer der Tokenisierungsplattform Backed, betont gegenüber Cointelegraph, dass Vertrauen vor allem davon abhängt, wie ein Produkt strukturiert ist und in welchem regulatorischen Umfeld der Emittent agiert. Es handelt sich um eine legale und finanzielle Frage, nicht bloß um ein technisches Problem. Ein wesentlicher Bestandteil dabei sind umfassende rechtliche Verpflichtungen der Emittenten: Sie müssen garantieren, dass jeder Token durch einen zugrunde liegenden Vermögenswert gedeckt ist und dass die Ausgabe sowie Rücknahme der Token transparent und nachvollziehbar erfolgt. Diese Bindung wird im besten Fall durch klare gesetzliche Regelungen und durchsetzbare Verträge abgesichert.
Die Blockchain selbst, genauer gesagt Smart Contracts, fungiert als technisches Mittel, das die Transparenz erhöht und Prozesse automatisieren kann. Doch trotz automatisierter Abläufe ist die Tokenisierung realer Vermögenswerte oftmals auf traditionelle Marktteilnehmer und Intermediäre angewiesen. TZero-Manager Alan Konevsky weist darauf hin, dass insbesondere bei physischen Objekten wie Immobilien eine vollautomatisierte Tokenisierung aktuell noch nicht möglich ist. Die Einbindung von Rechtsanwälten, Notaren, Verwahrstellen und anderen Instanzen bleibt erforderlich, um die komplette Integrität des Prozesses sicherzustellen. Doch auch die besten rechtlichen Rahmenbedingungen bieten keine hundertprozentige Garantie gegen Betrug oder Manipulation.
Die Prüfung und Verifizierung der zugrundeliegenden Vermögenswerte ist komplex und setzt eine strenge Due Diligence voraus. Dabei kommt den Tokenisierungsanbietern eine besondere Verantwortung zu: Sie müssen den zugrundeliegenden Assetpool sowie die Verträge sorgfältig prüfen und offenlegen, um Risiken zu minimieren. Ross Shemeliak, Mitgründer von Stobox, schlägt als Lösung sogenannte datenreiche RWA-Token vor. Diese Token enthalten nicht nur den Nachweis der Eigentümerschaft, sondern sind darüber hinaus mit dynamischen, strukturierten Informationen versehen. Hierzu gehören beispielsweise Bewertungen, rechtlicher Status, Eigentumsdetails und andere relevante Daten, direkt eingebettet oder verlinkt auf der Blockchain.
Eine solche Transparenz erhöht die Interoperabilität der Tokens und das Vertrauen der Investoren nachhaltig. Technologisch spielen sogenannte Proof-of-Reserves-Mechanismen und Cross-Chain-Interoperabilitätsprotokolle eine wachsende Rolle. Plattformen wie Chainlink, Backed Finance, Maple Finance und Centrifuge implementieren derartige Lösungen, um die Übereinstimmung zwischen Tokenbeständen und realen Vermögenswerten nachvollziehbar zu machen. Ein weiterer zentraler Faktor ist das regulatorische Umfeld. Stobox hat ermittelt, dass die führenden Jurisdiktionen für Tokenisierungsdeals die Britischen Jungferninseln, der US-Bundesstaat Wyoming, Liechtenstein, Singapur und die Marshallinseln sind.
Trotz der hohen regulatorischen Qualität und Effizienz sind Länder wie Singapur und Luxemburg bei der Nutzung als Special Purpose Vehicle (SPV) im Tokenisierungssektor noch unterrepräsentiert. Diese regulierten Geschenkvarianten bieten erhebliches Wachstumspotenzial, da sie klare rechtliche Rahmen für die Emission und Verwaltung von tokenisierten Vermögenswerten schaffen. Die Notwendigkeit eines stabilen rechtlichen Gerüsts wird besonders deutlich, wenn man die Risiken betrachtet. Einige Projekte am Markt konnten nicht verifizieren, dass entsprechende Assets tatsächlich hinter den Tokens stehen, was zu Betrugsfällen führte. Daher ist nicht nur die Technik wichtig, sondern vor allem ein rechtlich bindendes Gerüst, das auch von Aufsichtsbehörden anerkannt wird.
Für Investoren heißt dies, vor einer Investition in tokenisierte RWAs genau hinzusehen und Fragen zu stellen: Wer ist der Emittent? Wie wird die Deckung bewahrt? Wie transparent sind die Ausgabe- und Rücknahmeprozesse? Wie verlässlich sind die zugrunde liegenden Daten? Nur durch klare Antworten auf diese Fragen kann das Vertrauen geschaffen werden, das für die breite Akzeptanz von tokenisierten realen Vermögenswerten notwendig ist. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Sicherstellung der 1:1-Bindung bei RWA-Tokens ein multidimensionales Unterfangen ist. Rechtliche Verpflichtungen, technologische Sicherheiten und regulatorische Rahmenbedingungen wechseln sich ab und bedingen einander. Nur wenn diese Komponenten zusammenspielen und transparent kommuniziert werden, können tokenisierte reale Vermögenswerte ihr volles Potenzial entfalten und damit einen nachhaltigen Beitrag zur modernen Vermögensverwaltung leisten. Die Zukunft der Tokenisierung liegt somit nicht allein in der Blockchain-Technologie, sondern in der Kombination aus Rechtssicherheit, technologischer Innovationskraft und regulatorischer Anpassungsfähigkeit.
Für Anleger stellt sich dabei die wichtige Aufgabe, fundierte Entscheidungen auf Basis von umfassenden Informationen und nachvollziehbarer Transparenz zu treffen, um von den Vorteilen tokenisierter Anlageklassen optimal zu profitieren.