Die globalen Energiemärkte und die technologische Entwicklung sind zunehmend abhängig von sogenannten kritischen Mineralien. Diese Rohstoffe, darunter Kobalt, Kupfer, Graphit, Lithium, Nickel und Seltene Erden, sind unverzichtbar für den Ausbau erneuerbarer Energien, Batterietechnologien, Elektromobilität und Elektronik. Ein aktueller Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) beleuchtet die zunehmende Konzentration der Versorgung mit diesen strategisch wichtigen Mineralien auf wenige Länder sowie die steigende Zahl von Exportrestriktionen, die weltweit zu erheblichen Marktstörungen führen können. Die IEA warnt vor den Risiken, die sich aus dieser Marktsituation ergeben, und zeigt, wie langsam sich die Diversifizierung der Lieferketten vollzieht.Bereits heute kommen etwa 86 Prozent der weltweiten Produktion der wichtigsten kritischen Mineralien aus den drei führenden Förderländern, was eine deutliche Steigerung gegenüber 82 Prozent im Jahr 2020 bedeutet.
Diese starke Konzentration birgt das Risiko, dass politische, wirtschaftliche oder soziale Ereignisse in diesen wenigen Staaten die globale Versorgung empfindlich stören können. Besonders deutlich ist die Bedeutung von Indonesien im Bereich Nickel und von China bei einer Reihe anderer Mineralien. China kontrolliert dabei nicht nur den Abbau, sondern vor allem die Verarbeitung: In 19 von 20 untersuchten strategischen Mineralien ist China der dominante Refinement-Standort weltweit. Diese Dominanz bringt eine erhebliche Marktvolatilität mit sich und macht die globalen Lieferketten anfällig für politische Eskalationen und Handelskonflikte.Exportbeschränkungen verschärfen die Problematik.
Laut IEA unterliegen inzwischen mehr als die Hälfte aller strategisch wichtigen Mineralien irgendeiner Form von Ausfuhrkontrolle. Solche Restriktionen können sowohl den Export von Rohstoffen als auch von Verarbeitungstechnologien betreffen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist Chinas jüngste Exportbeschränkung auf Seltene Erden, die in Reaktion auf US-Zölle eingeführt wurde. Diese Maßnahmen verstärken das Risiko von Preisschwankungen und Versorgungsengpässen, da sie andere Abnehmerländer dazu zwingen, alternative Lieferquellen schnell zu erschließen, was vielfach nicht kurzfristig möglich ist.Die Nachfrage nach Mineralien für Energieanwendungen hat in den letzten Jahren rasant zugenommen.
Lithium allein verzeichnete im Jahr 2024 ein Wachstum von fast 30 Prozent, was den Trend hin zu Batterietechnologien und Elektromobilität unterstreicht. Gleichzeitig haben aber auch sinkende Preise für Batteriemetalle durch erhöhte Fördermengen aus China, Indonesien und afrikanischen Ländern die Investitionsbereitschaft in neuen Projekten gedämpft. Diese Entwicklung ist kritisch, da die Förderkapazitäten langfristig nicht im Einklang mit der steigenden Nachfrage wachsen, wodurch zukünftige Engpässe drohen.Besonders besorgniserregend ist die Lage im Kupfermarkt. Die IEA prognostiziert bis 2035 ein Versorgungsdefizit von knapp 30 Prozent, ausgelöst durch den globalen Ausbau der Elektrizitätsnetze und die erhöhte Nachfrage aus verschiedensten Hochtechnologiesektoren.
Kupfer ist ein unverzichtbares Element für elektrische Leitungen, erneuerbare Energieanlagen und Elektromobilität. Ein Mangel könnte daher nicht nur zu erheblichen Preissteigerungen führen, sondern auch den Ausbau nachhaltiger Energiekonzepte behindern.Warum schreitet die Diversifizierung der Versorgung so langsam voran? Neben längeren Erschließungs- und Genehmigungsverfahren sind auch politische Unsicherheiten und Umweltaspekte Hindernisse. Viele vielversprechende Projekte befinden sich in geopolitisch instabilen Regionen oder in Ländern, deren rechtliche Rahmenbedingungen Investitionen erschweren. Darüber hinaus besteht häufig das Problem mangelnder Infrastruktur, sodass Rohstoffvorkommen trotz Vorhandensein nicht wirtschaftlich zu fördern sind.
Die Dominanz einzelner Länder im Verarbeitungssektor ist ein zweites Problemfeld. Chinas Konzentration auf die Verarbeitung von kritischen Mineralien verleiht dem Land erheblichen Einfluss auf globale Lieferketten. Strategische Entscheidungen, wie zum Beispiel Exportrestriktionen oder Produktionskürzungen, können somit kaum durch andere Länder kompensiert werden. Parallel dazu zeigt auch die Kontrolle Chinas über Schlüsselkomponenten in neuen Batterietechnologien zusätzliche Verwundbarkeiten auf.Die langsame Diversifizierung hat auch Auswirkungen auf politische und wirtschaftliche Strategien weltweit.
Viele Staaten arbeiten daran, eigene Rohstoffreserven zu erschließen und verarbeiten zu können, um von bestehenden Abhängigkeiten unabhängiger zu werden. Investitionen in Recyclingtechnologien und sekundäre Rohstoffquellen nehmen zu, um die Belastung primärer Rohstoffe zu verringern. Dennoch steht die Branche vor gewaltigen Herausforderungen, denn der globale Bedarf an kritischen Mineralien wird nach Prognosen der IEA in den kommenden Jahrzehnten weiter stark steigen.Vor diesem Hintergrund kommt auch der internationalen Zusammenarbeit eine wichtige Rolle zu. Die Sicherung stabiler und nachhaltiger Lieferketten kritischer Mineralien erfordert koordinierte Maßnahmen, etwa die Förderung von transparenten Märkten, Investitionen in Infrastruktur und Forschung, aber auch die Vermeidung von Handelskonflikten, die Versorgungskrisen intensivieren könnten.
Zudem gewinnt die Ethik im Bergbau zunehmend an Bedeutung: Umwelt- und Sozialstandards müssen eingehalten werden, um langfristig Akzeptanz zu sichern.Zusammenfassend zeigt der Bericht der IEA, dass die Konzentration bei der Versorgung mit kritischen Mineralien und die wachsende Anzahl von Exportbeschränkungen erhebliche Risiken für die globale Energiewende und technologische Innovationen darstellen. Trotz der zunehmenden Sensibilisierung für die Problematik schreitet die Diversifizierung der Rohstofflieferanten nur langsam voran. Um die ambitionierten Ziele in den Bereichen erneuerbare Energie, Elektromobilität und Digitalisierung zu realisieren, sind sowohl wirtschaftliche als auch politische Maßnahmen notwendig, die eine stabile, nachhaltige und faire Versorgung mit kritischen Mineralien sicherstellen.Die Zukunft der globalen Industrie hängt maßgeblich davon ab, wie schnell es gelingt, neue Lieferquellen zu erschließen, den Umgang mit begrenzten Ressourcen effizienter zu gestalten und geopolitische Spannungen abzumildern.
Die International Energy Agency appelliert an alle Beteiligten, das Thema auf die oberste Agenda zu setzen, um die Risiken von Versorgungsausfällen zu minimieren und eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben.