Die Schifffahrtsindustrie entwickelt sich ständig weiter und ist heute digitaler und vernetzter als je zuvor. Seit den 1980er Jahren generieren Schiffe eine Vielzahl von Daten über Bordgeräte und Sensoren, die Informationen über Wartung, Treibstoffverbrauch, Ladungszustände oder das Verhalten der Crew liefern. Diese Daten können eine wertvolle Ressource sein, wenn sie richtig genutzt werden. Doch auf dem Weg zur datengestützten Entscheidungsfindung gibt es ein entscheidendes Problem: Die Branche benötigt nicht einfach mehr Daten, sondern bessere maritime Daten. Die reine Menge an Daten nützt wenig, wenn sie inkonsistent, unstrukturiert oder schwer zugänglich sind.
Die Qualität, Standardisierung und Verfügbarkeit relevanter Daten stehen im Mittelpunkt der Zukunft der Schifffahrt. Historisch gesehen war die maritime Branche eher reaktiv als proaktiv, wenn es um den Einsatz von Informationen ging. Daten aus Onboard-Equipment wurden zwar gesammelt, doch viele Reedereien konnten sie aufgrund fehlender Standards und mangelnder Datenmanagement-Kompetenzen kaum sinnvoll verwenden. Die Dateneingabe erfolgte oft ohne einheitliche Vorgaben, was zu ungenauen und unvollständigen Informationen führte. Dies verhinderte, dass aus den Daten effektive Erkenntnisse gewonnen werden konnten, die zu einer stärkeren Optimierung führten.
Mit der Digitalisierung und der Vernetzung von Systemen an Bord hat sich zwar das Volumen der verfügbaren Daten vervielfacht, doch diese Datenmengen können leicht zu einer Informationsüberflutung führen. Oft fehlt es an einem klaren Plan, welche Daten überhaupt relevant sind und wie diese gesammelt, geprüft und genutzt werden sollen. Eine „Sammel-also-alles“-Strategie ist ineffizient und verursacht nur erheblichen Aufwand in der Datenverwaltung, ohne echten Mehrwert zu schaffen. Schiffsbetriebe müssen stattdessen besser definieren, welche Informationen zum jeweiligen Betriebskontext wirklich notwendig sind und auf welche Weise diese aufbereitet und analysiert werden können. Ein großer Vorteil besserer maritimer Daten liegt in der Erhöhung der Betriebseffizienz.
Zum Beispiel kann die präzise Überwachung des Treibstoffverbrauchs und der Motorleistung dazu beitragen, den Verbrauch zu senken und somit Kosten zu sparen sowie Emissionen zu reduzieren. Auch das Echtzeit-Monitoring von Wetter- und Umweltbedingungen ermöglicht eine bessere Routenplanung, um Risiken zu vermeiden und Lieferzeiten einzuhalten. Zudem verbessern standardisierte und qualitativ hochwertige Daten die Wartungsplanung, sodass Ausfälle vorgebeugt und die Lebensdauer der Maschinen verlängert werden kann. Die Sicherheit an Bord profitiert ebenfalls von besseren Daten. Frühzeitige und verlässliche Informationen über den Zustand kritischer Systeme, Gefahren durch Wetter oder technische Störungen ermöglichen schnelle und fundierte Entscheidungen, die Unfälle verhindern helfen.
Auch die Einhaltung internationaler Vorschriften und Sicherheitsstandards wird durch nachvollziehbare und validierte Daten unterstützt, was wiederum das Risiko von Bußgeldern oder behördlichen Eingriffen minimiert. Ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu besseren maritimen Daten ist die Standardisierung. Einheitliche Datenstrukturen und einheitliche Definitionen gewährleisten, dass Informationen aus unterschiedlichen Schiffen und Systemen vergleichbar und konsistent sind. Dies erleichtert die Analyse und ermöglicht den Einsatz moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen, um Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen. Ohne klare Standards wird das enorme Potenzial solcher Techniken allerdings nie ausgeschöpft.
Zudem spielt die Validierung und Qualitätssicherung der Daten eine entscheidende Rolle. Rohdaten müssen geprüft werden, um Fehler, Doppelungen oder Inkonsistenzen zu erkennen und zu korrigieren. Nur so kann Vertrauen in die Daten geschaffen werden und die Gefahr von Fehlentscheidungen durch falsche Informationen vermieden werden. Dabei ist neben der technischen Prüfung auch die Schulung der Mitarbeiter wichtig, die mit der Datenerfassung und -pflege betraut sind. Darüber hinaus fordern moderne maritime Anforderungen auch eine verbesserte Sicherheit der Daten selbst.
Die immer engere Vernetzung von Schiffen mit Landbasen sowie die Nutzung digitaler Plattformen erhöhen das Risiko von Cyberangriffen. Effektive Schutz- und Zugriffsmechanismen müssen sicherstellen, dass sensible oder betriebsrelevante Daten gegen Manipulation oder Diebstahl geschützt sind, um den Schiffsbetrieb und die Privatsphäre der Reedereien zu wahren. Innovative maritime Datenplattformen und Softwarelösungen bieten heute vielfältige Möglichkeiten, besser mit Daten umzugehen. Doch diese Tools sind nur so gut wie die Daten, die sie verarbeiten – daher ist die Vorbereitung und Qualitätssicherung der Daten vor der Eingabe essenziell. Die Integration verschiedener Datenquellen, von Sensoren über Wetterdienste bis hin zu Logistiksystemen, ermöglicht umfassendere und verlässlichere Analysen.
Die Transformation der maritimen Datenlandschaft erfordert auch ein Umdenken in der Unternehmensführung. Datenmanagement wird zunehmend zum Kern der Strategie, nicht nur auf der operativen, sondern auch auf der Managementebene. Reedereien, die aktiv in ihre Kompetenz beim Umgang mit Daten investieren, können Wettbewerbsvorteile erzielen, indem sie schneller auf Herausforderungen reagieren, Kosten senken und Nachhaltigkeitsziele besser verfolgen. Die Daten werden so zum Motor für Innovation und langfristigen Erfolg. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schifffahrtsbranche nicht mit noch mehr Daten überschwemmt werden muss, sondern mit besseren Daten, die intelligent gesammelt, geprüft und genutzt werden.
Nur durch gezielte Verbesserung der Datenqualität, Standardisierung und kompetentes Management lassen sich die zahlreichen Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen und die Zukunft der Schifffahrt sicherer, effizienter und nachhaltiger gestalten. Die Investition in bessere maritime Daten ist somit eine Investition in die Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit der gesamten Branche.