Wissenschaftliche Konferenzen sind seit jeher ein zentraler Bestandteil des internationalen Forscheraustauschs. Sie bieten die Möglichkeit, neueste Erkenntnisse zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und internationale Kooperationen zu vertiefen. Die USA waren lange Zeit ein begehrter Veranstaltungsort für solche Treffen. Doch in den letzten Jahren überdenken viele internationale Wissenschaftler ihre Reisen in die Vereinigten Staaten unter dem Eindruck sich verändernder politischer Rahmenbedingungen und wachsender Unsicherheiten bei der Einreise. Diese Entwicklungen werfen Fragen hinsichtlich der künftigen Mobilität von Forschenden und der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft insgesamt auf.
Seit dem Beginn der Amtszeit der Trump-Administration haben zahlreiche Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern ihre Haltung gegenüber der Teilnahme an Konferenzen in den USA geändert. Politische Spannungen zwischen den USA und anderen Staaten, wie beispielsweise Kanada oder China, spielen dabei eine wesentliche Rolle. Ein besonders prägnantes Beispiel ist die Haltung kanadischer Forscher, die aufgrund der angespannten Handelsbeziehungen und politischen Aussagen der US-Regierung ihre Teilnahme an US-amerikanischen Veranstaltungen gezielt überdenken oder absagen. Dies geschieht teils aus moralischen Gründen, um keine Steuergelder in einem für sie ungeliebten politischen Klima auszugeben, aber auch aus praktischen Überlegungen hinzu den möglichen bürokratischen Hürden und Einreisekontrollen. Die Sorge vor intensiven und zeitaufwendigen Befragungen an US-Grenzübergängen wächst unter Wissenschaftlern, insbesondere aus Ländern mit angespannten politischen Beziehungen zu den USA.
So berichten Forscher, dass Studierende und jüngere Wissenschaftler aus China immer häufiger befragt werden, um ihre Verbindungen zur chinesischen Regierung zu überprüfen. Solche Erlebnisse führen zu wachsender Verunsicherung und der Überlegung, den Reiseweg in die USA ganz zu vermeiden. Besonders für Nachwuchswissenschaftler ist dies problematisch, da gerade das Knüpfen internationaler Kontakte auf Konferenzen für den Karrierestart von großer Bedeutung ist. Ein herausragender Fall, der die Gemüter weiter erhitzte, war der Vorfall eines französischen Raumfahrtexperten, der auf dem Weg zu einer Konferenz in Texas in den USA festgehalten wurde. Sein Smartphone wurde durchsucht, sensible Daten wurden eingezogen, und der Forscher wurde schließlich zurück nach Frankreich geschickt.
Während französische Regierungsvertreter diesen Vorgang als politische Schikane bezeichneten, sprach die US-Behörde von Sicherheitsbedenken aufgrund vertraulicher Informationen auf den Geräten. Diese Episode hat nicht nur persönliches Leid für Betroffene bedeutet, sondern auch eine signalgebende Wirkung in der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft entfaltet. Folgend hat Frankreich seine Forscher eindringlich dazu angehalten, bei Dienstreisen in die USA besonders vorsichtig mit dienstlichen und persönlichen Daten auf Laptops und mobilen Geräten umzugehen. Solche Empfehlungen, die auch von französischen Sicherheitsbehörden unterstützt werden, stärken die Skepsis gegenüber US-amerikanischen Konferenzreisen weiter und lassen viele Forscher ihre Teilnahmepläne überdenken oder gar absagen. Auch die amerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen selbst sind von den Unsicherheiten betroffen.
International Studierende und Wissenschaftler, die in den USA arbeiten oder studieren, sehen sich mit einem Dilemma konfrontiert: Reisen sie ins Ausland, droht die Gefahr, wegen unvorhersehbarer Änderungen in der US-Immigrationspolitik nicht mehr ins Land zurückkehren zu können. Deshalb herrscht gerade unter internationalen Studierenden eine Angst, den Ort zu verlassen, an dem sie aktuell forschen oder studieren. Diese Situation schränkt das globale Netzwerk aus Wissenschaftlern erheblich ein und erfordert neue und flexible Lösungen, wie virtuelle Konferenzen und hybride Formate. Doch die Angst vor der Teilnahme an US-Konferenzen ist nicht allein politisch motiviert. Einige Forscher, die sich öffentlich für Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit einsetzen, fürchten Einschränkungen oder sogar gezielte Diskriminierung an den Grenzen.
Die Reaktionen auf solche Positionen in der jüngeren Geschichte der USA führten bei einigen Wissenschaftlern dazu, dass sie ihre Präsenz bei Veranstaltungen in den USA zumindest temporär reduzieren oder ablehnen. Die Konsequenzen aus diesen Entwicklungen sind hingegen weitreichend. Der persönliche Austausch und die informellen Gespräche bei Präsenzveranstaltungen sind durch virtuelle Alternativen nur teilweise zu ersetzen. Gerade junge Wissenschaftler leiden unter dem Verlust von Gelegenheiten zum Netzwerken und zur Karriereförderung. Einige Wissenschaftsorganisationen und Konferenzveranstalter versuchen, dem mit verstärktem Angebot an Online-Teilnahmen entgegenzuwirken.
Doch die Dynamik und das Potenzial neuer Kooperationen leiden, wenn physische Begegnungen zunehmend entfallen. Darüber hinaus sorgt der Rückzug internationaler Forscher von US-Konferenzen für eine Schwächung des amerikanischen Wissenschaftsstandorts im globalen Wettbewerb. Der Austausch von Wissen und Technologien wird eingeschränkt, und die USA könnten längerfristig an Einfluss verlieren, wenn wichtige Impulse aus verschiedenen Ländern nicht mehr so frei fließen. Für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft bedeuten diese Entwicklungen eine Herausforderung, die Zusammenarbeit neu zu denken und zugleich Wege zu finden, politische und administrative Barrieren zu überwinden. Eine mögliche Lösung liegt in der verstärkten Förderung von hybriden oder komplett virtuellen Konferenzformaten, die es erlauben, Barrieren der physischen Mobilität zu umgehen.
Durch hochwertige digitale Plattformen können Forschende weltweit zusammenkommen, sich austauschen und Kooperationen knüpfen. Allerdings ersetzt dies nicht vollständig die Begegnungen von Angesicht zu Angesicht, die im wissenschaftlichen Alltag oft Impulse für neue Ideen und Projekte geben. Ebenso könnten bilaterale oder multinationale Konferenzen außerhalb der USA an Bedeutung gewinnen, da Forscher zunehmend Alternativen suchen, die politisch weniger belastet sind. Veranstalter wissenschaftlicher Treffen müssen sich auf veränderte Erwartungen und Bedürfnisse einstellen, um weiterhin attraktiv zu bleiben. Diese Anpassungen könnten langfristig zu einer größeren Diversifikation der Veranstaltungsorte und einem dezentraleren Wissenschaftsbetrieb führen.