Passwörter sind nach wie vor ein zentraler Bestandteil der digitalen Sicherheit, obwohl viele Menschen sie als lästig und unsicher empfinden. Insbesondere die Methode, Passwörter aus drei zufälligen Wörtern zu erstellen, wurde über Jahre von renommierten Behörden wie dem britischen Nationalen Cyber-Sicherheitszentrum als ein guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit empfohlen. Diese Passwörter sollen einerseits lang genug sein, um Angriffen zu widerstehen, andererseits aber leicht im Gedächtnis bleiben. Doch aktuelle Untersuchungen belegen, dass diese Strategie nicht mehr den heutigen Anforderungen genügt und verwandeln sich sogar zum Risiko. Dies hat weitreichende Folgen für den Schutz persönlicher und sensibler Daten im Internet.
Die Studie, die an den Universitäten Plymouth und Jönköping durchgeführt wurde, analysierte die Effektivität der aktuellen Methoden von Strafverfolgungsbehörden beim Knacken solcher Passwörter. Ziel war es, die Praktiken im Bereich digitaler Forensik zu optimieren und gleichzeitig Ressourcen zu sparen. Dabei wurde festgestellt, dass etwa 77,5 Prozent der Passwörter, die aus drei zufälligen Wörtern bestehen, mit einer speziell angepassten Wortliste von nur 30 Prozent der häufigsten Wörter geknackt werden konnten. Das bedeutet im Klartext, dass ein Großteil der Passwörter, die viele Nutzer als sicher eingestuft hatten, tatsächlich sehr anfällig für Angriffe ist. Die Forscher nutzten regelbasierte Optimierungen für Passwort-Angriffe, die traditionelle Techniken wie Brute-Force-Methoden ergänzen und effizienter gestalten.
Durch diese verfeinerten Regelwerke konnten sie die benötigten Berechnungen um etwa 40 Prozent reduzieren, was die Geschwindigkeit des Knackens deutlich erhöhte. Besonders auffällig war, dass Kombinationen von gängigen Wörtern eine immense Schwachstelle darstellen. Das Problem liegt in der sogenannten Vorhersagbarkeit, denn Menschen tendieren dazu, bestimmte Worte häufiger auszuwählen – selbst wenn sie als zufällig gelten. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf viele Empfehlungen, an die sich Nutzer bislang gehalten haben. Das Prinzip, drei zufällige Wörter zu nutzen, erwies sich zwar als Fortschritt gegenüber zu kurzen oder einfach zu erratenden Passwörtern, kann aber heutzutage keinen vollständigen Schutz mehr gewährleisten.
Die stetig wachsende Rechenleistung und immer ausgefeiltere Algorithmen für Passwortknack-Tools setzen dieser Methode starke Grenzen. Warum sind gerade drei-Wort-Passwörter so anfällig? Obwohl die Methode darauf basiert, Wörter zu kombinieren, die nicht miteinander in Zusammenhang stehen, verwenden viele Menschen dabei häufig genutzte Vokabeln, Standardbegriffe oder populäre Kombinationen. Dies trifft auch auf Wörter zu, die einem Thema oder persönlichen Vorlieben entnommen sind – was wiederum für Angreifer eine wertvolle Grundlage darstellt. Auch das Fehlen spezieller Zeichen oder Zahlen in diesen Passwörtern macht sie verwundbar gegenüber gezielten Angriffen. Das Resultat ist, dass Angreifer und auch Ermittlungsbehörden mit einer relativ geringeren Rechenzeit und Ressourcen viele solcher Passwörter knacken können.
Dies hat für den privaten Nutzer weitreichende Konsequenzen, da vertrauliche Daten, persönliche Informationen und sogar finanzielle Details durch den Zugriff auf Onlineaccounts gefährdet sind. Wie kann man sich gegen diese Bedrohung schützen? Experten raten mittlerweile dazu, von der Drei-Wort-Strategie abzurücken und längere und komplexere Passwörter zu verwenden. Ein Vier- oder Fünf-Wort-Passwort erhöht die Sicherheit erheblich, da die Kombinationsmöglichkeiten exponentiell steigen. Allerdings steigt dadurch auch der Schwierigkeitsgrad, sich diese Passwörter zu merken, was den Nutzer vor andere Herausforderungen stellt. Hier kommen Passwortmanager ins Spiel.
Moderne Programme helfen dabei, sichere, lange und komplexe Passwörter zu generieren und sicher zu speichern. So muss der Anwender sich lediglich ein Master-Passwort merken und kann dennoch für jeden Dienst einzigartige Zugangscodes verwenden. Dies minimiert das Risiko von Passwort-Wiederverwendung, einer der Hauptursachen für erfolgreiche Angriffe. Darüber hinaus gewinnt eine neue Technologie immer mehr an Bedeutung: Passkeys. Diese biometriebasierten Anmeldemethoden ermöglichen das Einloggen beispielsweise per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung und umgehen komplett die Notwendigkeit, ein Passwort einzugeben.
Große Unternehmen und Sicherheitsexperten sehen in Passkeys die Zukunft der digitalen Authentifizierung, da sie nicht nur bequemer, sondern auch sehr sicher gegen Phishing und Social Engineering sind. Eine weitere empfohlene Maßnahme neben der Auswahl sicherer Passwörter ist die Aktivierung von Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA). Hierbei wird neben dem Passwort noch ein zusätzlicher Identitätsnachweis benötigt, wie etwa ein Einmalcode oder eine Push-Benachrichtigung auf das Smartphone. Das macht es Angreifern erheblich schwerer, in ein Konto einzudringen, selbst wenn sie das Passwort kennen. Viele Nutzer unterschätzen auch nach wie vor die Gefahr von Malware und Phishing.
Infostealer, also Schadprogramme, die Zugangsdaten ausspähen, haben Hundert Millionen von Anmeldedaten kompromittiert. Sichere Passwörter sind zwar eine wichtige Grundlage, müssen aber durch einen bewussten Umgang mit E-Mails, Links und Installationen ergänzt werden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die bislang als sicher geltende Methode, drei zufällige Wörter als Passwort zu nutzen, durch neue Erkenntnisse stark an Wirksamkeit eingebüßt hat. Für Privatpersonen und Unternehmen bedeutet das, dass sie ihre Passwort-Strategien dringend überdenken sollten. Der Übergang zu längeren Passphrasen, die Nutzung von Passwortmanagern, 2FA und vor allem modernen Passkey-Technologien ist heute der beste Weg, um die digitale Sicherheit deutlich zu erhöhen.
Angesichts der komplexen Bedrohungslage, die von digitaler Kriminalität und staatlichen Ermittlungen gleichermaßen ausgeht, ist es wichtig, nicht nur den eigenen Schutz zu optimieren, sondern auch sensibel für neue Entwicklungen im Bereich der Cybersicherheit zu bleiben. Die rasche Anpassung an neue Standards und die Bereitschaft, bewährte aber veraltete Methoden zu hinterfragen, sind entscheidend, um Daten und Identitäten wirksam zu schützen. Darüber hinaus sollten Nutzer die Möglichkeit nutzen, sich immer wieder über aktuelle Sicherheitsstandards zu informieren und regelmäßige Updates ihrer Sicherheitssoftware vorzunehmen. Nur so kann man das eigene Risiko minimieren und den Schutz vor unbefugten Zugriffen maximieren. Insgesamt zeigt die Forschung eine klare Botschaft: Vertraue nicht blind auf alte Ratschläge, sondern nutze moderne Technologien und bewährte Sicherheitspraktiken.
Denn das digitale Zeitalter erfordert mehr denn je eine bewusste und aktive Haltung gegenüber der eigenen Cyber-Sicherheit. Die Zukunft der Passwortsicherheit liegt nicht mehr allein in der Wahl guter Wörter, sondern in einem ganzheitlichen Schutzkonzept, das Biometrie, Multifaktor-Authentifizierung und Passwortverwaltung intelligent kombiniert. Wer diesen Herausforderungen Rechnung trägt, ist gut gerüstet, um der wachsenden Zahl an Cyberbedrohungen effektiv zu begegnen.