Der Aktienmarkt unterliegt seit jeher Schwankungen, die von verschiedenen Faktoren ausgelöst werden können. Besonders im Fokus steht dabei häufig der Volatilitätsindex, auch bekannt als "Fear Index" oder VIX. Er misst die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 und gilt als Barometer für die Marktangst oder Panik. Während vergangene Jahre bereits von volatilitätsbedingten Ausschlägen geprägt waren, zeigt sich 2025 eine bemerkenswerte Entwicklung: Der VIX hat sich schneller als je zuvor beruhigt und ist binnen weniger Wochen von extrem erhöhten Werten wieder auf ein normales Niveau zurückgekehrt. Diese beispiellose Normalisierung wirft die Frage auf, welche maßgeblichen Faktoren hierzu beigetragen haben und welche Bedeutung dies für Anleger und die Marktentwicklung hat.
Im Zeitraum von April bis Mai 2025 beispielsweise fiel der VIX von über 40 auf unter 20, eine Schwelle, die oft als Grenze zwischen erhöhter und normaler Volatilität angesehen wird. Diese rasante Abnahme war historisch die schnellste seit Beginn der Indexaufzeichnung im Jahr 1990. Experten führen diesen Rückgang unter anderem auf die politische Entwicklung in den USA und China zurück, bei der sich die bislang angespannten Handelsbeziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten entspannten. Nachdem Präsident Trump im April zunächst mit seiner Ankündigung harter Zölle den Markt verunsichert hatte, sorgte die Pause für die meisten dieser Maßnahmen über 90 Tage für ein Aufatmen unter Investoren.Die Handelsstreitigkeiten hatten den Markt stark belastet, da hohe Zölle potenziell negative Auswirkungen auf die globale Lieferkette und das Wirtschaftswachstum befürchten ließen.
Insbesondere die sogenannte "Liberation Day"-Tarifwelle sorgte für Unsicherheit. Doch mit der temporären Aussetzung der meisten Zölle und dem Versprechen eines dauerhafteren Handelsabkommens zwischen den USA und China schwand diese Angst zunächst deutlich. Die Vereinbarung, dass beide Länder ihre Tarifraten für den vereinbarten Zeitraum signifikant reduzieren, führte zu einem sprunghaften Rückgang der Volatilität.Neben der politischen Entspannung spielte auch die wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Rolle. Die ersten Quartalsberichte des Jahres zeigten ein überraschend positives Bild: Unternehmen berichteten über solide Gewinne, die zum Teil deutlich über den Erwartungen lagen.
Trotz der Belastungen durch höhere Zölle konnte das Wachstum innerhalb der Unternehmen die negativen Auswirkungen zumindest kurzfristig abfedern. Dieser Faktor stärkte das Vertrauen der Anleger weiter, da eine starke Gewinnsaison den Befürchtungen eines wirtschaftlichen Abschwungs entgegenwirkte. Die Aussicht auf stabiles Wachstum trotz Handelskonflikten sorgte für eine Beruhigung an den Märkten.Die Kombination aus politischen Zugeständnissen und soliden Unternehmenszahlen schuf somit eine neue Ausgangslage, in der die Volatilität relativ schnell auf ein normales Level sank. Dennoch bleibt die Situation fragil.
Experten weisen darauf hin, dass die aktuell niedrigen VIX-Werte nicht zwangsläufig dauerhaft sind. Insbesondere die geplante Wiederaufnahme der Zölle im Juli 2025 birgt Risiken, vor allem da viele Unternehmen im zweiten Quartal die Auswirkungen der Handelsmaßnahmen erst zu spüren bekommen. Sollte es zu keiner Einigung zwischen den beteiligten Ländern kommen, könnten die Märkte wieder mit erhöhter Nervosität reagieren.Auch die Tatsache, dass die effektiven Zolltarife trotz der Pause nicht auf die ursprünglich niedrigen Niveaus zurückgekehrt sind, stellt eine unsichere Variable dar. Die tariflichen Belastungen liegen weiterhin deutlich über dem Jahresbeginn und nähern sich dem Niveau vom sogenannten "Liberation Day" an.
Regierungsbeamte betonen, dass langfristig eine Rückkehr zu sehr niedrigen Zollsätzen unwahrscheinlich ist. Dies bedeutet, dass viele Unternehmen und Investoren weiterhin mit höheren Kosten rechnen und ihre Strategien anpassen müssen.Die rasche Normalisierung des Angstindexes lässt sich somit nicht allein auf einen Faktor reduzieren. Vielmehr handelt es sich um das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von geopolitischen Entscheidungen, wirtschaftlichen Kennzahlen und Erwartungen innerhalb des Marktes. Während das Vertrauen kurzfristig gestärkt wurde, mahnen Analysten zu Vorsicht angesichts der fortbestehenden Unsicherheiten.