In der dynamischen Welt der Startups suchen Unternehmer kontinuierlich nach den nächsten großen Ideen, die Märkte verändern und nachhaltigen Erfolg ermöglichen. Ein zentrales Thema, das dabei immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind sogenannte nicht offensichtliche Probleme. Während viele Gründer sich auf offensichtliche Herausforderungen konzentrieren, die für jedermann sichtbar sind, geht der Schlüssel zu bahnbrechendem Erfolg oft darin, versteckte oder bisher ignorierte Probleme zu erkennen und zu adressieren. Diese nicht offensichtlichen Probleme bieten meist geringere Konkurrenz und eröffnen Chancen zur Etablierung neuer Kategorien. Startups, die ausschließlich offensichtliche Probleme mit ebenso offensichtlichen Lösungen angehen, sehen sich häufig mit erbittertem Wettbewerb konfrontiert und einer Vielzahl gescheiterter Versuche, die ähnliche Wege beschritten haben.
In solchen Märkten ist es schwierig, aus der Masse hervorzustechen. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind zahlreiche Apps für das Treffen mit Freunden, in denen der Nutzer einfach seinen Standort teilt. Obwohl dieses Bedürfnis offensichtlich ist, haben viele solcher Produkte keinen Durchbruch erreicht, weil die Lösung zu simpel war und zahlreiche Nachahmer schnell folgen konnten. Wenn jedoch eine offensichtliche Herausforderung mit einer nicht offensichtlichen Lösung bearbeitet wird, eröffnen sich Wachstumschancen. Technologische Fortschritte oder kulturelle Veränderungen können die Basis für innovative Lösungsansätze liefern, die zuvor nicht umsetzbar waren.
Ein klassisches Beispiel ist die Entwicklung von Kalender- und Terminplanungs-Tools wie Calendly, das durch eine intuitive Nutzerführung die Abwicklung von Terminen revolutionierte. Trotz des sichtbaren Problems war die Lösung neuartig und setzte damit einen Wettbewerbsvorteil frei. Allerdings besteht dabei immer das Risiko, dass Marktteilnehmer die neue Methode schnell adaptieren, sobald der Vorteil erkennbar wird. Am spannendsten und zugleich chancenreichsten sind jedoch jene Startups, die sich nicht offensichtlichen Problemen widmen – unabhängig davon, ob die Lösung offenkundig oder innovativ ist. Die geringe Marktsättigung führt dazu, dass Gründer weniger Konkurrenz zu befürchten haben und ihre Kunden deutlich offener für neue Ansätze sind.
Nicht offensichtliche Probleme entstehen häufig durch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen, technologische Trends oder neue Marktbedingungen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Firma Deel, die sich bereits 2018 auf die Abwicklung von Gehaltszahlungen für global verteilte Teams konzentrierte – ein Thema, das damals kaum Beachtung fand und als Nische galt. Nach der durch COVID bedingten Zunahme von Remote-Arbeit wurde dieses Problem jedoch schnell zu einem brisanten Anliegen für viele Unternehmen, wodurch Deel zu einem Vorreiter im schnell wachsenden Markt avancierte. Die Suche nach nicht offensichtlichen Problemen erfordert einen besonderen Blickwinkel und oftmals eine persönliche oder berufliche Erfahrung, die andere nicht haben. Gründer sollten sich fragen, welche Herausforderungen sie in ihrem eigenen Alltag oder in ihrem Fachgebiet immer wieder beobachten und welche dieser Probleme an Schärfe gewinnen.
Häufig sind es jene Schwierigkeiten, für die kreative Eigenlösungen existieren, die noch niemand kommerziell umgesetzt hat. Ebenso hilfreich kann es sein, einen Ausblick in die Zukunft zu wagen – welche zukünftigen Entwicklungen könnten neue Probleme mit sich bringen? Die Antworten darauf können oft den Weg zu einer erfolgreichen Geschäftsidee ebnen. Für Investoren stellt sich die Frage, wie sich Chancen systematisch bewerten lassen. Ein klassisches Framework aus der Venture Capital Szene vergleicht den Konsensstatus einer Idee mit ihrer Validität. Investitionen in falsche Unternehmen führen fast immer zu Verlusten, unabhängig davon, ob die Idee breit akzeptiert wurde oder nicht.
Wer hingegen in richtige und eher bekannte Konzepte investiert, muss in der Regel mit geringeren Renditen rechnen, da der Markt diese Chancen bereits einpreist. Besonders interessant sind daher Unternehmen, die an der Schnittstelle zwischen richtiger und nicht-konsensualer Einschätzung operieren. Solche Investments bergen das Potenzial für überdurchschnittliche Renditen, weil sie noch nicht in den Marktpreisen reflektiert sind. Die Bedeutung nicht offensichtlicher Probleme zeigt sich folglich als strategischer Hebel für Innovationen und Erfolg im Startup-Ökosystem. Gründer sollten demnach Risiken eingehen, anders zu denken, die versteckten Schmerzpunkte der Nutzer zu identifizieren und mutig neue Kategorien zu erschaffen.
Dabei unterstützt eine fundierte Kenntnis ihres Umfelds sowie der Wandel in Technik und Gesellschaft. Wer den Mut hat, jenseits der klaren und lauten Probleme zu forschen, kann sich nicht nur Wettbewerbsvorteile sichern, sondern auch langfristig als Pionier und Marktführer positionieren. Nicht offensichtliche Probleme sind die Quelle tiefgreifender neuer Geschäftsmöglichkeiten. Zwar bedeuten sie auch Unsicherheit, doch für diejenigen, die diese Herausforderungen verstehen und gestalten, eröffnen sich weitreichende Chancen, bedeutende Märkte zu prägen. Startups, die sich auf dieser Basis entwickeln, schaffen echten Mehrwert für Nutzer und Investoren zugleich.
In einer Landschaft, die von schnellen Veränderungen geprägt ist, sind genau diese nicht offensichtlichen Herausforderungen der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum und echter Innovation.