China hat einen bedeutenden Schritt in seiner Weltraumforschung unternommen, der sowohl die wissenschaftliche Gemeinschaft als auch das globale Raumfahrtumfeld nachhaltig beeinflussen dürfte. Mit dem erfolgreichen Start einer Mission, die darauf abzielt, unverfälschte Proben von einem Asteroiden zurück zur Erde zu bringen, setzt das Land ein klares Zeichen für seine ehrgeizigen interplanetaren Ambitionen. Die Mission, die mit dem Start einer Long March 3B-Rakete von der Raumfahrtbasis Xichang im Südwesten Chinas begann, ist ein Prestigeprojekt der China National Space Administration (CNSA) und verspricht neue Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung unseres Sonnensystems. Die faszinierende Reise des Raumfahrzeugs Tianwen-2, dessen Name an das klassische chinesische Werk „Himmlische Fragen“ angelehnt ist, wird über einen Zeitraum von mehreren Jahren stattfinden. Dieses robotische Raumschiff wird einen kleinen erdnahen Asteroiden mit der Bezeichnung 469219 Kamoʻoalewa, auch bekannt als 2016 HO3, aufsuchen.
Dieser Himmelskörper, der als gar nicht so fernes Objekt von gerade einmal 40 bis 100 Metern Durchmesser gilt, weist zudem eine besondere Eigenschaft auf: Es wird vermutet, dass es sich um einen Mondfragment handelt. Somit verspricht das Ziel der Mission nicht nur eine Materialentnahme von einem Asteroiden, sondern eine wissenschaftliche Schatztruhe von großer Bedeutung. Die Mission zielt darauf ab, die ersten Proben von einem bislang unberührten Asteroiden zu bergen und auf die Erde zu bringen. Dieses Vorhaben ist äußerst komplex und erfordert eine ausgereifte Technik sowie präzise Planung. Der Start erfolgte in den frühen Morgenstunden und wurde von staatlichen Medien als großer Erfolg verkündet.
Das Problem bei derartigen Vorhaben ist die enorme Entfernung: Das Ziel befindet sich rund 16 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Tianwen-2 wird etwa ein Jahr benötigen, um den Asteroiden zu erreichen und dort Proben zu sammeln, bevor sie voraussichtlich im November 2027 zur Erde zurückkehren. Chinas Ambitionen, sich als dritter Staat neben Japan und den USA in die Reihe der Missionen mit Asteroidenprobenrückführungen einzureihen, sind von großer Bedeutung. Japan gelang der historische Erfolg mit der Hayabusa-Mission im Jahr 2010, wobei Proben vom Asteroiden Itokawa erfolgreich zurückgebracht wurden. Die NASA folgte zehn Jahre später mit der OSIRIS-REx-Mission, die Material vom Asteroiden Bennu sammelte.
Mit Tianwen-2 möchte China seine Stellung als bedeutender Akteur der Raumfahrttechnologie und wissenschaftlichen Erforschung des Weltraums festigen. Die wissenschaftlichen Ziele der Mission sind weitreichend. Die Proben werden dazu verwendet, die physikalischen Eigenschaften, die chemische Zusammensetzung sowie die mineralogische Struktur des Asteroiden zu analysieren. Diese Daten sind von immensem Interesse, da Asteroiden als ursprüngliche Überbleibsel aus der Frühzeit des Sonnensystems gelten und somit einen einzigartigen Einblick in dessen Entstehung und Entwicklung bieten. Darüber hinaus kann die Erforschung solcher Objekte wichtige Erkenntnisse für die Geschichte unseres eigenen Planeten liefern, beispielsweise über die Zusammensetzung der Bildungsmaterialien der Erde oder sogar die Herkunft des Wassers und organischer Moleküle.
Neben der Probennahme wird die Mission auch den Hauptgürtel-Kometen 311P untersuchen. Die Erfassung von physikalischen Parametern wie Umlaufbahn, Rotation, Größe, Form und thermischen Eigenschaften sowohl des Asteroiden als auch des Kometen ermöglicht umfassende Vergleiche und ein besseres Verständnis der Dynamik kleiner Körper im Sonnensystem. Diese Daten helfen, die Mechanismen hinter der Rotation und Oberflächenveränderungen sowie das Verhalten von Kometen näher zu beleuchten. Ein weiterer Aspekt von Bedeutung ist die kontinuierliche Entwicklung von Chinas Weltraumprogramm, das in den letzten Jahren in beeindruckendem Tempo vorangeschritten ist. Das Land feierte bereits Erfolge mit der Landung der Chang'e-Mondmissionen, darunter die berühmte erste Landung auf der erdabgewandten Seite des Mondes und die Bergung von Mondproben.
Die Tiangong-Weltraumstation, die als einzige derzeit aktive Station neben der internationalen ISS im All operiert, unterstreicht die technische und wissenschaftliche Kompetenz Chinas. Die Fähigkeiten, über längere Zeit im Weltraum zu operieren und somit anspruchsvolle Missionen zu realisieren, bilden die Grundlage für diese neue Missionseinheit. Chinas Fortschritte im bemannten Raumflug werden ebenfalls als ein wesentlicher Bestandteil der langfristigen Weltraumstrategie gesehen. Im April kehrten drei Astronauten nach einem sechsmonatigen Aufenthalt auf der Tiangong zurück, was den bisher längsten bemannten Raumflug Chinas markiert. Diese Erfahrung soll als Grundlage für geplante bemannte Mondmissionen dienen, mit dem Ziel, chinesische Astronauten bis spätestens 2030 auf die Mondoberfläche zu bringen – ein ambitioniertes Vorhaben, das im globalen Kontext große Aufmerksamkeit erregt.
Die weltweite Konkurrenz im Bereich der Raumfahrt intensiviert sich, was durch die parallelen Pläne der NASA, wieder Menschen zum Mond zu bringen, deutlich wird. Ihre Artemis-3-Mission ist frühestens für 2026 geplant. Die Erfolge und ambitionierten Programme Chinas verdeutlichen, wie global der Wettlauf um die Erkundung des Weltraums mittlerweile ist und dass neue Akteure ihre Positionen mit innovativen Techniken festigen wollen. Die Bedeutung von Asteroidenproben geht über reine wissenschaftliche Neugier hinaus. Sie könnten Schlüssel zum Verständnis von Ressourcen sein, die möglicherweise in Zukunft für Weltraumindustrie und -kolonisation nutzbar gemacht werden können.
Rohstoffe wie Metalle und organische Bestandteile sind auf solchen Himmelskörpern in großer Zahl vorhanden. Das Nachfassen und Verständnis der Zusammensetzung sind erste Schritte in Richtung einer möglichen künftigen Nutzung. Chinas Mission zur Rückführung von Asteroidenproben wird von Experten als Meilenstein angesehen, da sie nicht nur technisches Können demonstriert, sondern auch das Potenzial birgt, neue wissenschaftliche Paradigmen zu schaffen. Die erfolgreiche Umsetzung könnte den Weg für weitere tiefgehende Erforschungen unseres Sonnensystems und weit darüber hinaus ebnen. Es steht außer Frage, dass der Blick Chinas in den Weltraum immer ambitionierter wird, und mit dieser Mission setzt das Land ein Zeichen, dass es eine führende Rolle in der interplanetaren Exploration anstrebt.
Die Fortsetzung dieser Mission wird aufmerksam von Wissenschaftlern und Raumfahrtexperten verfolgt, da die gewonnenen Erkenntnisse unsere Perspektive auf Asteroiden, Kometen und nicht zuletzt auf unseren eigenen Planeten tiefgreifend verändern könnten. Das Engagement und die Investitionen Chinas in Forschung und Technologie demonstrieren die umfassende Strategie, den Weltraum nicht nur zu erforschen, sondern auch für zukünftige Generationen zu erschließen.