Die Unternehmerwelt ist längst nicht frei von Vorurteilen und strukturellen Herausforderungen für Frauen. Insbesondere im Bereich der Unternehmensfinanzierung, oft dominiert von männlichen Investorengruppen, geraten weibliche Gründerinnen schnell unter Druck, wenn sie auf traditionelle Rollenbilder und stereotype Erwartungen treffen. Ein aktuelles Beispiel, das diese Problematik spürbar macht, liefert Phoebe Gates, die Tochter von Microsoft-Mitbegründer Bill Gates und der Philanthropin Melinda French Gates. Phoebe, selbst junge Unternehmerin und Mitgründerin des Mode- und Preisgestaltungs-Startups Phia, schilderte in einem Podcast-Interview eindrucksvoll, wie auch sie beim Fundraising mit einer konkreten Benachteiligung konfrontiert wurde: Die wiederholte Hinterfragung ihrer möglichen Mutterschaft und wie diese ihr Geschäftsengagement beeinflussen könnte. Diese Erfahrung verdeutlicht nicht nur die verbreiteten Vorurteile in der Kapitalgeber-Szene, sondern zeigt auch, wie essenziell starker Rückhalt und klare Positionierung für Gründerinnen sind.
Im Laufe der Gespräche mit potenziellen Investoren wurde Phoebe Gates immer wieder gefragt, wie sie denn künftig Muttersein und Unternehmertum vereinbaren wolle oder welche Auswirkungen eine eventuelle Schwangerschaft auf die Unternehmung haben könne. Solche Fragen, so Phoebe, wurden mit einer solchen Regelmäßigkeit gestellt, dass sie emotional sehr belastend waren und sie sogar zum Weinen brachten. Sie wandte sich daraufhin an ihre Mutter Melinda, die eine klare und eindringliche Antwort gab: „Get up or get out the game, sis.“ Frei übersetzt bedeutet das so viel wie „Steh auf oder steig aus dem Spiel aus.“ Melindas Rat steht symbolisch für eine Haltung, die Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen und widerstandsfähige Entschlossenheit fordert – Tugenden, die junge Frauen in der männerdominierten Investorenwelt heute mehr denn je brauchen.
Das Beispiel von Phoebe Gates wirft ein Schlaglicht auf ein strukturelles und oftmals tabuisiertes Problem in der Szene von Venture Capital (VC) und Start-ups. Trotz aller öffentlichen Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung bestehen nach wie vor tief verwurzelte Vorurteile gegen Frauen, besonders wenn diese im gebärfähigen Alter sind oder eine Familie planen. Die explizite Fokussierung von Investoren auf Familienplanung suggeriert oft, dass Mutterschaft automatisch eine Belastung für die Unternehmensführung darstelle oder die Karrierechancen einschränke. Dabei führen solche Fragen nicht nur zu Stress und Benachteiligung, sondern verhindern im Endeffekt auch eine gerechte Förderung weiblicher Talente. Untersuchungen bestätigen, dass Frauen beim Zugang zu Kapital und Investitionen weltweit im Durchschnitt deutlich schlechter abschneiden als Männer.
Eine Studie von Oxfam, die Daten von über 45.000 Unternehmen in über 160 Ländern analysierte, zeigt, dass nur ein Bruchteil von rund sieben Prozent der Großunternehmen weltweit von Frauen geführt wird – trotz nachgewiesener erfolgreicher Leadership von Frauen.Die Gründerinnen von Phia, Phoebe Gates und Sophia Kianni, haben Strategien entwickelt, mit dieser geschickten Diskriminierung umzugehen. Sophia Kianni erzählte in dem Podcast von einer cleveren Reaktion auf einen männlichen Investor, der ebenfalls die Vereinbarkeit von Kinderwunsch und Geschäft fragte. Kianni drehte die Frage um und erkundigte sich, wie sich die Vaterschaft des Investors auf seine Arbeit auswirken würde.
Die erstaunte und zum Eingeständnis gebrachte Antwort des Mannes offenbart sehr treffend die verinnerlichten Doppelmoral und das ungleiche Rollenverständnis, das in der VC-Branche weit verbreitet ist. Solche Umkehrungen bringen Gesprächspartner regelrecht zum Nachdenken und fördern das Bewusstsein für genderbedingte Vorurteile.Die klare und unmissverständliche Haltung von Melinda French Gates bekommt in diesem Kontext eine besondere Bedeutung. Melinda selbst ist ein bekanntes Vorbild für Frauen in Führungspositionen und Philanthropie, das sich immer wieder für Chancengleichheit stark macht. Ihre Unterstützung gegenüber Phoebe zeigt, wie wichtig es ist, jungen Frauen Mut zu machen, sich gegen Diskriminierung zu behaupten und den Fokus trotz aller Widerstände auf ihre Ziele zu behalten.
„Get up or get out the game“ ist dabei nicht nur ein persönlicher Rat, sondern auch eine Metapher dafür, in einer von Männern dominierten Branche voller Hindernisse und Vorurteile den Kampf um Gleichberechtigung nicht aufzugeben. Gleichzeitig verdeutlicht es auch die harsche Realität, dass nicht alle bereit sind, diesen schwierigen Weg einzuschlagen.Die Auseinandersetzung mit diesen Themen ist nicht nur für weibliche Gründerinnen relevant, sondern auch für Investoren, Unternehmen und die gesamte Gesellschaft, die von mehr Diversität und Inklusion profitieren würde. Eine vielfältigere Gründerlandschaft zeigt in Studien beispielsweise häufig bessere Innovationskraft, höhere finanzielle Erträge und nachhaltigere Unternehmensführung. Investoren, die das Thema bewusst angehen und offen für weibliche Führungskräfte sind, können dadurch langfristig Wettbewerbsvorteile gewinnen.
Zudem zwingt die öffentliche Diskussion über Gender Bias und Vereinbarkeit von Familie und Beruf dazu, alte Denkmuster aufzubrechen und Arbeitsmodelle flexibler zu gestalten.Der Fall Phoebe Gates liefert einen realen Einblick in die Herausforderungen, denen sich Frauen in der Start-up-Branche stellen müssen. Trotz familiärer Größe und prominenter Unterstützung steht sie als junge Unternehmerin exemplarisch für viele Gleichaltrige, die ähnliche Hindernisse überwinden müssen. Ihre Geschichte sensibilisiert für die Notwendigkeit, gender-spezifische Vorurteile offen anzusprechen und klare Antworten zu finden, mit denen Frauen gestärkt und unterstützt werden können.Die Forderung nach Gleichstellung ist dabei mehr als nur ein moralisches Gebot.
Sie ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um das volle Potenzial aller Talente auszuschöpfen und damit Innovation und Fortschritt in der Gesellschaft zu fördern. Kontroversen rund um das Thema Mutterschaft und Karriere sind folglich nicht nur private Lebensfragen, sondern auch strategische Schlüsselfaktoren im Kampf gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Phoebe Gates und Melinda French Gates zeigen, wie ein bewusster Umgang mit diesen Herausforderungen aussehen kann: Mit klaren Worten, Strategie und gegenseitiger Unterstützung den steinigen Weg beschreiten und nicht den Mut verlieren.Abschließend lässt sich sagen, dass die Geschichte von Phoebe Gates ein Weckruf an die Venture-Capital-Welt und die gesamte Gesellschaft darstellt. Es ist an der Zeit, stereotype Annahmen hinter sich zu lassen, Vielfalt aktiv zu fördern und ein Klima zu schaffen, in dem weibliche Gründerinnen ihre Visionen ohne ständige Bevormundung und Fragen zur Lebensplanung verwirklichen können.
Nur so kann eine wirklich chancengleiche und nachhaltige Gründungskultur entstehen, die von ehrlichem Respekt, Offenheit und Innovationsfreude geprägt ist.