npm ist eine der zentralen Säulen im JavaScript-Ökosystem und treibt täglich Millionen von Webseiten und Servern an. Als Standard-Paketmanager für Node.js erleichtert npm Entwickler:innen das Teilen und Wiederverwenden von Code in Form von Paketen. Doch eine standardmäßige Voreinstellung innerhalb von npm sorgt seit Jahren für Diskussionen und sorgt für Verwirrung. Gemeint ist die Tatsache, dass beim Erstellen neuer npm-Pakete mit dem Kommando npm init automatisch die ISC-Lizenz als Standard festgelegt wird.
Das mag auf den ersten Blick praktisch erscheinen, birgt aber eine Reihe von rechtlichen und praktischen Herausforderungen, die besonders für unerfahrene Entwickler:innen riskant sein können. Die Bedeutung von Softwarelizenzen darf in der Softwareentwicklung nicht unterschätzt werden. Sie regeln, unter welchen Bedingungen ein Programmcode genutzt, verändert und weiterverbreitet werden darf. Während einige Lizenzen die freie kommerzielle Nutzung erlauben, verlangen andere, dass jegliche Nutzung veröffentlicht oder unter bestimmten Bedingungen freigegeben wird. Wer als Entwickler oder Unternehmen Pakete ohne ausreichendes Lizenzwissen einbindet, setzt sich damit potenziell hohen rechtlichen Risiken aus.
Der Kern des Problems liegt darin, dass npm beim Erstellen eines Pakets mit npm init eine Lizenz vorgibt, ohne dabei Hinweise auf die Bedeutung der Lizenz zu liefern. Standardmäßig wird die ISC-Lizenz vorgeschlagen – eine permisive Open-Source-Lizenz, die oft als einfach und unkompliziert gilt. Dennoch verstehen viele Entwickler nicht, welche Konsequenzen dies hat, zumal npm keine Erklärung, Auswahlhilfe oder gar eine Option für komplett lizenzfreie Pakete anbietet. Das Problem ist daher zweigleisig. Zum einen werden Pakete mit einer Lizenz veröffentlicht, deren Bedeutung viele nicht kennen oder bewusst akzeptieren.
Zum anderen führt dies zu Missverständnissen und möglichen Rechtsunsicherheiten, weil es keinen einfachen Weg gibt, ohne Lizenz zu veröffentlichen oder eine andere Lizenz durch bewusste Auswahl festzulegen. Viele Entwickler wissen gar nicht, dass sie eine Lizenz explizit angeben müssen, wenn sie npm init nutzen. Das Kommando zeigt nur die Frage nach der Lizenz mit der schwarzen Voreinstellung "(ISC)" an. Wer diese Einstellung bestätigt, gibt seinem Paket unbewusst eine Lizenz mit rechtlichen Implikationen mit auf den Weg – obwohl viele Entwickler vielleicht keine Lizenz vergeben wollten oder noch keine Entscheidung darüber getroffen haben. Die ISC-Lizenz ist zwar in vielen Fällen gut geeignet, aber die einfachste Lösung ist es nicht.
Die automatische Vorgabe wirkt wie ein unsichtbarer Zwang, eine Lizenz zu vergeben, der viele Entwickler nur schwer entrinnen können oder wollen. Dies führt zu einem „Blindflug“ und fördert die unbewusste Veröffentlichung von Code unter einer Lizenz, bei der unklar bleibt, ob wirklich das Einverständnis des Rechteinhabers vorliegt. Die rechtlichen Risiken solcher Begebenheiten sind nicht zu unterschätzen. Falls im Nachhinein die Entwicklerin oder der Entwickler den Wunsch hat, den Lizenztyp zu ändern, entstehen diverse Probleme. Es könnte nicht klar sein, ob frühere Versionen des Pakets nun unter der alten Lizenz stehen oder bereits auf eine andere, möglicherweise inkompatible Lizenz umgestellt wurden.
Das wirft Fragen hinsichtlich der Nutzungsrechte auf und kann Nutzer vor Unsicherheiten – oder sogar Gerichtsverfahren – stellen. Der Entwickler IgorFIE berichtete beispielsweise von einem Fall, bei dem er bewusst keine Lizenz einsetzen wollte. Doch durch die npm-Standardvorgabe wurde automatisch eine ISC-Lizenz zu seinem Projekt hinzugefügt. Dies führte dazu, dass Dritte den Code modifizierten, mit ISC klassifizierten und ohne Absprache nutzten. Dadurch gerieten Rechte an eigenen Inhalten, beispielsweise selbst erstellte Pixel-Art-Sprites, in eine ungewollte rechtliche Grauzone.
Dass npm sich bislang trotz jahrelanger Kritik nicht zu einer Änderung dieser Praxis entschieden hat, ist umso befremdlicher. Andere weit verbreitete Paketmanager wie Rusts Cargo oder Pythons PyPI setzen nicht automatisch eine Lizenz voraus. Dort müssen Entwickler eine Lizenz aktiv auswählen, wenn sie diese wirklich vergeben möchten. Dieser bewusste Schritt verhindert das Risiko einer unbeabsichtigten Lizenzvergabe, wie es bei npm passiert. Auf Plattformen wie GitHub wird ebenfalls keine Standardlizenz aufgezwungen.
Vielmehr erhalten Entwickler die Wahl zwischen den gängigsten Lizenzen – und können sich ausführlich informieren, bevor sie eine Wahl treffen. Webseiten wie choosealicense.com bieten darüber hinaus verständliche Erklärungen, Hintergründe und Hinweise zur Lizenzwahl, sodass auch juristische Laien eine fundierte Entscheidung treffen können. Der Unterschied zwischen unlizenzierter Software und Public-Domain-Code, wie er etwa durch die sogenannte Unlicense vergeben wird, wird in der Community zudem oft verwechselt. Unlizenzierter Code bedeutet nicht, dass er frei genutzt werden darf – im Gegenteil: Ohne explizite Lizenz verbleiben sämtliche Rechte beim Urheber, und die Nutzung ist quasi verboten, sofern nicht ausdrücklich eine Erlaubnis vorliegt.
Der Unterschied bei der Unlicense besteht darin, dass der Entwickler erklärt, dass sein Werk gemeinfrei ist. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, der bei npm init leider nicht ausreichend kommuniziert oder berücksichtigt wird. Vor diesem Hintergrund ist die Kritik an der voreingestellten ISC-Lizenz besonders relevant. Entwickler:innen sollten ermutigt werden, sich mit Softwarelizenzen auseinanderzusetzen, bevor sie ihren Code öffentlich machen. Denn Lizenzierung ist keine bloße Formalität, sondern ein essenzielles juristisches Instrument, das Rechte, Pflichten und Möglichkeiten klar definiert.
Um npm zu verbessern, sollte die automatische Vorgabe der ISC-Lizenz abgeschafft oder zumindest durch eine klare, erklärende Auswahl ersetzt werden. So könnten Nutzerinnen und Nutzer besser verstehen, welche Lizenzen verfügbar sind, was sie bedeuten und wie sie zur eigenen Situation oder zum Ziel ihres Projekts passen. Darüber hinaus könnte npm die Gelegenheit nutzen, Entwickler tatsächlich über die Konsequenzen der Lizenzwahl zu informieren. Etwa durch kurze Erläuterungen, weiterführende Links oder Hinweise, wie unlizenzierter Code rechtlich gehandhabt wird. Damit würde npm einen wichtigen Beitrag zur Rechtsklarheit im Open-Source-Bereich leisten.
Schließlich stellt die Aktualität der npm-Init-Vorgabe eine Chance dar, den Umgang mit Open Source grundsätzlich zu professionalisieren. Sensibilisierung gegenüber Lizenzfragen schützt nicht nur die Entwickler selbst, sondern ebenso Nutzer und Unternehmen, die auf npm-Pakete in ihren Projekten setzen. Ein transparenter Wahlprozess fördert Vertrauen und reduziert nachträgliche Probleme. Insgesamt zeigt die Diskussion um die ISP-Lizenz als Standard bei npm eine Lücke im Ökosystem von JavaScript-Paketen auf, die überfällig zu schließen ist. Mit einer überarbeiteten Vorgabe, die aktiv und transparent auf die Lizenzauswahl eingeht, lässt sich nicht nur die Entwicklererfahrung verbessern, sondern auch für mehr Rechtssicherheit und Vertrauen sorgen.
Die Community sollte sich für eine schnelle und klare Lösung einsetzen, damit nicht weiterhin Pakete unter unbedachten Bedingungen veröffentlicht werden und dadurch rechtliche Unsicherheiten entstehen. Für Entwicklerinnen und Entwickler empfiehlt es sich daher, stets die Lizenzfragen bewusst anzugehen, sich zu informieren und ggf. bewusst keine Lizenz zu vergeben, wenn dies dem eigenen Vorhaben entspricht. Eine pauschale Standardlizenz ist weder sinnvoll noch rechtlich unproblematisch. Nur eine bewusste und gut verstandene Entscheidung schafft Sicherheit und Klarheit auf beiden Seiten – beim Autor und Nutzer des Codes.
Kurz gesagt: npm sollte die voreingestellte ISC-Lizenz bei neuen Paketen dringend abschaffen, um mehr Transparenz, Wahlfreiheit und Rechtssicherheit zu schaffen. Andernfalls bleiben Unsicherheiten bestehen, die das Vertrauen und den verantwortungsvollen Umgang mit Open Source im JavaScript-Ökosystem gefährden.