Das US-Repräsentantenhaus erlebt derzeit eine der umfassendsten Debatten um Steuerreformen der letzten Jahre. Am 12. Mai 2025 veröffentlichte der Ausschuss für Haushalt und Steuerausschüsse eine detaillierte Fassung des neuen Steuerpakets der Republikanischen Partei, das als Herzstück eines breit gefassten Gesetzesangebots gilt. Dieses Maß nahmen nicht nur Parteimitglieder genau unter die Lupe, sondern auch Wirtschaftsvertreter, Steuerexperten sowie Kritiker verschiedener politischer Lager. Die 389-seitige Vorlage enthält zentrale Punkte der Agenda von Ex-Präsident Donald Trump und ist gespickt mit Vorhaben, die weitreichende finanzielle Auswirkungen für einzelne Steuerzahler und Unternehmen in den kommenden Jahren haben könnten.
Dazu zählt insbesondere eine Erhöhung des SALT-Deductions-Caps (state and local tax deduction), der seit den Trump-Steuersenkungen von 2017 fest auf 10.000 US-Dollar begrenzt ist. Der Vorschlag sieht hier eine Anhebung auf 30.000 US-Dollar vor, allerdings mit einer stufenweisen Abnahme bei steigendem Einkommen. Diese Anpassung bleibt hinter den Forderungen vieler moderater Republikaner aus hochbesteuerten Bundesstaaten wie New York, New Jersey und Kalifornien zurück, die ursprünglich auf einen deutlich höheren Höchstbetrag pochen, nämlich 62.
000 US-Dollar für Alleinstehende beziehungsweise 124.000 US-Dollar für zusammenveranlagte Ehepaare. Die Debatte um den SALT-Abzug ist eines der zentralen Streitthemen, da er Steuerzahlern in Bundesstaaten mit hohen Steuerlasten unmittelbare finanzielle Erleichterungen bringt. Kritiker befürchten jedoch steigende Haushaltsdefizite durch diese großzügigere Gestaltung. Die geplante Erhöhung wird daher sowohl innerhalb der Republikanischen Fraktion als auch von konservativen Finanzausschüssen kontrovers diskutiert.
Die Bundespolitik erlebt hier einen Zwiespalt zwischen regionalen Interessen und haushaltspolitischer Verantwortung. Darüber hinaus beinhaltet das Gesetzespaket eine Reihe weiterer steuerlicher Maßnahmen, die vorher bereits von Donald Trump im Wahlkampf angekündigt wurden. Dazu gehören die Abschaffung der Steuern auf Trinkgelder und Überstunden, vorerst befristet bis Ende 2028. Ebenfalls vorgesehen ist eine Befreiung von Zinszahlungen auf Autokredite bis 2028, mit einigen Ausnahmen. Besonders bedeutend ist das Vorhaben, die 2017 eingeführten Einkommenssteuersätze in ihrer aktuellen Form dauerhaft zu etablieren.
Dabei bleiben die marginalen Staffelungen bei 10, 12, 22, 24, 32, 35 und 37 Prozent erhalten. Ein möglicher Wegfall dieser Konkretisierung und die Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 39,6 Prozent wurden verworfen, was vor allem auf überzeugte Gegenstimmen von konservativen Steuergruppen sowie den direkten Einfluss Trumps zurückzuführen ist. Interessanterweise zeigte Trump kurz vor der Veröffentlichung des Gesetzes einen gewissen Zwiespalt, als er in einem Social-Media-Beitrag signalisierte, dass er eine Steuererhöhung für Reiche unter bestimmten Umständen akzeptieren könne – ein bemerkenswerter Schritt angesichts seiner früheren steuerpolitischen Positionen. Die politische Führung des Repräsentantenhauses, angeführt von Sprecher Mike Johnson, setzt weiterhin auf einen engen Zeitplan, der die Verabschiedung des gesamten Pakets bis zum Memorial Day Anfang Juni vorsieht. Trotz bestehender Differenzen in der Fraktion zeigt sich Johnson zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen.
Präsident Trump selbst fordert in öffentlichen Erklärungen eine Geschlossenheit seiner Parteifreunde und bezeichnet das Gesetzespaket als „großartig“ und unverzichtbar für den Wahlerfolg. Ein weiteres zentrales Element in dem Gesetzesentwurf ist die Anhebung des Pass-Through-Abzugs von bisher 20 auf 23 Prozent. Pass-Through-Unternehmen, darunter Partnerschaften, Einzelunternehmen und S-Corporations, übermitteln ihre Steuerverpflichtung direkt an die Eigentümer. Damit betrifft die Anpassung circa 96 Prozent der amerikanischen Herstellungsbetriebe, was von der Industrieverbänden, insbesondere dem National Association of Manufacturers, positiv bewertet wird. Die Organisation sieht die Maßnahme als einen bedeutenden Wachstumsimpuls durch bessere Investitions- und Beschäftigungsmöglichkeiten.
Im Kontrast dazu steht die Kritik von progressiven Steuerexperten, die das Paket als eine Fortsetzung der trickle-down-Ökonomie bewerten. Sie argumentieren, dass die umfangreichen Steuersenkungen vor allem wohlhabenden Unternehmen und Investoren zugutekommen, deren Vorteile kaum in messbare Verbesserungen für Arbeitnehmer und Verbraucher übergehen. Die geplante, temporäre Erhöhung des Kinderfreibetrags auf 2.500 US-Dollar bis 2028 ist ein weiteres Signal an Familien, wenn auch nicht unumstritten, da Änderungen bei Sozialleistungen hiermit verknüpft sind. Auf der Finanzierungsebene beinhaltet der Entwurf auch eine Erhöhung der Schuldenobergrenze um 4 Billionen US-Dollar.
Das stellt im weiteren Gesetzgebungsprozess einen möglichen Konfliktfall mit dem Senat dar, der eine Erhöhung von 5 Billionen US-Dollar anstrebt. Umweltpolitisch zeigt das Paket eine deutliche Kehrtwende. Es stricht verschiedene Förderungen und Programme aus dem 2022 verabschiedeten Inflation Reduction Act, der zahlreiche Anreize für erneuerbare Energien und Klimaschutzmaßnahmen enthielt. So werden insbesondere die Kreditfazilitäten des Energieministeriums sowie Fördermittel für emissionsmindernde Projekte in benachteiligten Gemeinden stark gekürzt oder gestrichen. Diese Entscheidung richtet sich teilweise gegen die Anliegen der Klima- und Umweltgerechtigkeitsbewegungen und wurde von Umweltschützern heftig kritisiert.
Ein Wiederaufleben verschiedener Bestandteile aus den Trump-Steuerreformen von 2017 rundet das Paket ab. Dazu gehören die sofortige Abschreibung von Forschungs- und Entwicklungsausgaben, Bonusabschreibungen und die Abzugsfähigkeit von Zinsen, ebenso wie wichtige internationale Steuerregelungen, die momentan auch auf globaler Ebene debattiert werden. Bemerkenswert ist, dass trotz früherer Kritik des ehemaligen Präsidenten an der sogenannten Carried Interest-Steuerlücke – durch die Einkünfte von Hedgefonds- und Private-Equity-Manager vergünstigt besteuert werden –, diese Regelung unangetastet bleibt. Dies zeigt den komplexen Balanceakt zwischen politischen Versprechen und praktischer Gesetzgebung im Spannungsfeld der verschiedenen Interessensgruppen. Zusammenfassend steht das vorgelegte Steuerpaket exemplarisch für die gegenwärtigen Spannungen im US-Politikbetrieb und die Herausforderung, eine Balance zwischen steuerpolitischer Entlastung, regionalen Interessen, Haushaltsdisziplin und Umweltverantwortung zu finden.
Die kommenden Wochen im Kongress werden zeigen, inwieweit das ambitionierte Vorhaben den Zuspruch innerhalb der Republikanischen Partei erhält und welche Änderungen noch eingefügt werden, bevor es gegebenenfalls den Senat passiert. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der verabschiedeten Regelungen dürften die Debatten in den nächsten Jahren erheblich beeinflussen und sind ein bedeutender Indikator für die zukünftige Steuerpolitik in den Vereinigten Staaten.