Romance Scams haben in den letzten Jahren weltweit stark zugenommen und treffen zunehmend auch ältere Menschen, die häufig besonders verletzlich sind. Ein besonders tragisches Beispiel ist der Fall einer 69-jährigen Frau, die ihre gesamten Ersparnisse, rund 270.000 Dollar, durch eine gefälschte Liebesbeziehung verlor. Solche Geschichten verdeutlichen, wie perfide die Maschen der Betrüger sind und wie schwierig es für die Opfer ist, nach dem finanziellen Schlag wieder Fuß zu fassen. In Deutschland und anderen Ländern gehen die Behörden davon aus, dass viele Fälle unentdeckt bleiben, weil Betroffene sich schämen oder Angst vor sozialen Konsequenzen haben.
Doch was kann jemand tun, der in eine solche Falle geraten ist? Wie gestaltet sich der Weg zurück aus der finanziellen und emotionalen Krise? Und welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Romance Scams zeichnen sich im Wesentlichen dadurch aus, dass Betrüger über längere Zeit eine emotionale Bindung zu ihren Opfern aufbauen, meist über Online-Dating-Portale oder soziale Netzwerke. Sobald das Vertrauen gewonnen ist, werden Gedankenspiele mit Hoffnungen und Träumen gespielt, um schließlich finanzielle Forderungen zu stellen oder unbemerkte Geldüberweisungen hervorzurufen. Gerade ältere Menschen, die oft einsam sind oder nach zwischenmenschlicher Nähe suchen, werden so besonders anfällig. Darauf vorbereitet zu sein oder zumindest schnell zu reagieren, ist essenziell, um den Schaden zu begrenzen. Der erste und wichtigste Schritt nach der Erkenntnis, dass man Opfer eines Romance Scams geworden ist, besteht darin, die finanziellen Risiken sofort zu stoppen.
Dazu gehört, alle betroffenen Konten zu sichern und Kontaktsperren gegenüber dem Betrüger einzurichten. Die meisten Opfer sind oft hin- und hergerissen zwischen Empathie für den Täter und dem Bewusstsein des Verrats, was es erschwert, klar zu handeln. Dennoch ist es unerlässlich, sodass keine weiteren Mittel abfließen. Zudem sollten alle Banken informiert werden, um Überweisungen zu sperren, Kreditkarten zu kündigen und möglicherweise auf Überwachung oder Betrugsalarm zu bestehen. Wenn möglich, lohnt es sich, alternative Konten zu eröffnen, auf die das verbleibende Kapital geschützt transferiert werden kann.
In solchen Krisensituationen ist die Unterstützung durch Angehörige oder vertrauenswürdige Personen von unschätzbarem Wert – denn es geht nicht nur um Finanzen, sondern auch um emotionale Stabilität. Neben der individuellen Absicherung ist es wichtig, den Vorfall den zuständigen Behörden zu melden. Zwar scheuen manche Opfer diesen Schritt aus Angst vor gesellschaftlichem Stigma oder Schamgefühlen, doch die polizeiliche Anzeige eröffnet Wege zur Aufklärung und etwaigen Rückerstattung von Geldern. Die Bundeszentrale für Verbraucherinformation und das Bundeskriminalamt bieten mittlerweile Information und Hilfestellungen für Opfer von Betrugsfällen an. Parallel lohnt sich die Kontaktaufnahme mit unabhängigen Beratungsstellen für Betroffene von Betrug und Wirtschaftskriminalität.
Dort erhält man professionelle Unterstützung hinsichtlich rechtlicher Möglichkeiten, aber auch emotionale Begleitung zur Verarbeitung des erlebten Vertrauensbruchs. Spezialisierte Anwälte können prüfen, ob es Chancen auf zivilrechtliche Schritte gegen involvierte Parteien oder Banken gibt, die möglicherweise fahrlässig handelten. Für viele ältere Menschen, die wie im Beispiel beschrieben ihre Lebensersparnisse verloren haben, bedeutet dieser finanzielle Schlag, dass sie nun zu drastischen Maßnahmen greifen müssen. Ein Verkauf des Eigenheims, Reduzierung der Ausgaben und die Umschuldung bestehender Kredite zählen zu den bitteren Konsequenzen. Hierbei sollte eine langfristige Finanzplanung durch Experten erfolgen, um einen möglichst stabilen Neubeginn zu ermöglichen.
Emotionalen Beistand zu suchen ist genauso wichtig wie wirtschaftliche Rettungsversuche. Ein Vertrauensverlust, der sich über so viele Jahre aufgebaut hat, hinterlässt tiefe Spuren. Angehörige und Freunde sollten Betroffene ermutigen, offen über Ängste, Scham und Wut zu sprechen und gegebenenfalls psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Gefühl, nicht alleine zu sein und dass das Erlebte nicht die eigene Schuld ist, spielt eine entscheidende Rolle in der seelischen Heilung. Die Prävention von Romance Scams gewinnt deshalb an Bedeutung.
Ältere Menschen sollten aufklärungstechnisch besser informiert werden, wie solche Betrugsmaschen ablaufen und worauf man bei Online-Begegnungen achten muss. Veranstaltungen in Seniorenvereinen, Informationskampagnen und Leitfäden können helfen, das Bewusstsein zu schärfen. So kann die Wahrscheinlichkeit, Opfer zu werden, deutlich reduziert werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, im Umgang mit Geld vorsichtig und skeptisch zu sein, wenn es um Forderungen von vermeintlichen Partnern oder Freunden geht, die online kennengelernt wurden. Jede plötzliche Bitte um Geld, insbesondere in großem Umfang, sollte kritisch hinterfragt und bestenfalls mit Vertrauten besprochen werden.
Betrüger setzen gezielt auf emotionale Überforderung und das Ausschalten rationaler Bedenken. Für die Fälle, die dennoch auftreten, zeigt sich, dass Kooperation mit Banken und Behörden entscheidend ist. Einige Finanzinstitute bieten mittlerweile spezielle Hotlines und Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung an, wodurch zumindest weitere Verluste verhindert werden können. Technologische Lösungen wie mehrstufige Verifizierungen und Betrugserkennungssoftware tragen ebenfalls zur Prävention bei. Gesellschaftlich betrachtet ist wichtig, das Thema Stigma rund um Betrugsopfer abzubauen.
Opfer sollten nicht als peinlich oder schuldhaft betrachtet werden, sondern als Menschen, die auf perfide Täuschungen hereingefallen sind. Eine stärkere Sensibilisierung in Medien und Politik kann dazu beitragen, Hilfsangebote auszubauen und die Akzeptanz zu erhöhen, sich frühzeitig Hilfe zu suchen und Meldungen zu machen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Weg nach einem Romance Scam, vor allem im höheren Alter, äußerst herausfordernd ist – finanziell, psychisch und sozial. Doch mit der richtigen Unterstützung, Offenheit und professioneller Begleitung ist es möglich, sich Schritt für Schritt zu stabilisieren und wieder neu anzufangen. Jede Hilfestellung, sei es durch Familie, Beratungsstellen oder rechtliche Beratungen, kann dabei einen großen Unterschied machen.
Die Geschichte der 69-jährigen Frau zeigt auf tragische Weise, wie schnell sich das Leben durch einen Betrug ändern kann – aber auch, dass es Wege gibt, diese schwere Krise zu überwinden und wieder Halt zu finden.