Die Aktienmärkte haben nach der jüngsten Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve einen bemerkenswerten Rückgang erlebt, was das klassische Phänomen „Kaufe das Gerücht, verkaufe die Nachricht“ verdeutlicht. Am Mittwochmorgen, dem 19. September 2024, erlebte der S&P 500 einen Rückgang von 0,3 Prozent, nachdem er zunächst um 1 Prozent zugelegt hatte. Dieses Verhalten der Märkte ist typisches Verhalten von Investoren, die oft Gewinne realisieren, nachdem wichtige Nachrichteneignisse veröffentlicht wurden. Das Interesse der Anleger war hoch, nachdem Jerome Powell, der Vorsitzende der Federal Reserve, eine Zinssenkung um 50 Basispunkte angekündigt hatte.
Diese Entscheidung war von vielen Marktbeobachtern als dringend notwendig erachtet worden, um die Wirtschaft zu stabilisieren und das Wachstum zu fördern. Aber Powell hat klargestellt, dass die Fed nicht in Eile ist, die Zinssätze deutlich weiter zu senken, was die Märkte verunsicherte und die Anleger dazu veranlasste, ihre Positionen zu überdenken. „Nach einem starken Anstieg der Märkte vor der Fed-Ankündigung wäre es nicht überraschend, wenn eine gewisse Korrektur eintreten würde“, sagte Bret Kenwell von eToro. Trotz des Rückgangs in den letzten Handelsstunden bleibt der langfristige Ausblick jedoch positiv, solange die Wirtschaft stabil bleibt und die Inflation nicht wieder anzieht. Kenwell glaubt, dass weiterhin niedrigere Zinssätze und starkes Gewinnwachstum die Aktienkurse langfristig nach oben treiben könnten.
Die Reaktionen auf Powells Pressekonferenz waren gemischt. Analysten von BMO Capital Markets, Ian Lyngen und Vail Hartman, argumentierten, dass Powell die Botschaft seines Zinsschrittes klar kommuniziert habe und dass die Beamten der Fed derzeit keine besorgniserregenden Anzeichen in der realen Wirtschaft sehen. Es wurde deutlich, dass trotz der Zinssenkung, die ein positives Zeichen für die Märkte darstellt, die Anleger nicht in Panik geraten sollten. Vielmehr muss der Markt beginnen, die eingehenden Wirtschaftsdaten mit Skepsis zu betrachten, besonders im Hinblick auf den bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf. Vielseitige Marktbewegungen sind auch im Bereich der Anleihen zu beobachten.
Im klassischen „Kaufe das Gerücht, verkaufe die Nachricht“-Muster, wurde die Tatsache der Zinssenkung von Verkäufen begleitet. Die 10-jährigen Treasury-Renditen stiegen um sechs Basispunkte auf 3,7 Prozent, was die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Geldpolitik der Fed widerspiegelte. In der Zwischenzeit stieg der US-Dollar, was zusätzliche Anzeichen von Nervosität unter den Anlegern zeigt. Florian Ielpo von Lombard Odier Investment Managers äußerte, dass die Märkte kurzfristig im „Kaufe das Gerücht, verkaufe die Nachricht“-Modus sein könnten, aber er warnte, dass die Vorteile der Zinssenkungen möglicherweise unterschätzt werden könnten. Die positive Auswirkung der Zinssenkungen hängt stark vom wirtschaftlichen Wachstum ab: Falls die Wirtschaft wächst, könnten die Aktienkurse steigen, andernfalls besteht die Möglichkeit sinkender Kurse.
Chris Larkin von E*Trade verwies darauf, dass die Märkte das erreicht haben, was sie wollten – nämlich eine bedeutende Zinssenkung durch die Fed. Trotzdem gibt es Bedenken, dass die Fed nicht schnell genug handelt und dass eine wirtschaftliche Abkühlung einen negativen Einfluss auf die Märkte haben könnte. „Die Fed hat einen guten Ruf dafür, nicht zu überstürzt zu handeln, aber wenn die wirtschaftlichen Daten schwächer ausfallen, könnte dies zu Enttäuschungen führen“, sagte Larkin. Die Märkte rechen derzeit mit weiteren Zinssenkungen, insgesamt 70 Basispunkte, bei den noch ausstehenden Treffen der Fed in diesem Jahr. Dies steht im deutlichen Widerspruch zu den Vorhersagen der Fed, die nur mit weiteren 50 Basispunkten an Zinssenkungen in den nächsten Jahren rechnen.
Die Fed-Besprechungen und die Kommunikation seit Powell zeigen, dass die Zentralbank ein Gleichgewicht zwischen einer möglichen Stabilisierung der Wirtschaft und der Notwendigkeit einer weiteren Zinssenkung finden muss. Kristina Hooper von Invesco betonte, dass die Entscheidungen der Fed nicht aus einer Krisensituation heraus getroffen wurden, sondern eher einer Normalisierung der Geldpolitik dienten. „Ich antizipiere, dass riskante Vermögenswerte in den kommenden Wochen gut abschneiden könnten, solange die Wirtschaftsdaten nicht auf ein zunehmendes Abklingen hindeuten“, bemerkte sie. Das Marktverhalten ist nicht untypisch, aber es zeigt eine Diskrepanz zwischen den ohne Zutun der Fed und der realen Wirtschaft, was in den kommenden Monaten erhebliche Auswirkungen auf das Handeln der Anleger haben könnte. „Wir haben eine Fed, die historische Maßnahmen ergreifen wird, um eine harte Landung zu vermeiden“, merkte Seema Shah von Principal Asset Management an.