Airbnb steht seit seiner Gründung vor 17 Jahren für eine innovative Art des Reisens, das das klassische Hotelzimmer durch einzigartige Unterkünfte ersetzt und so das Reisen persönlicher und vielfältiger macht. Doch im Mai 2025 hat das Unternehmen mit seiner neuen App-Generation einen weiteren bedeutenden Schritt gemacht – ein Schritt, der nicht nur die Unterbringung, sondern das gesamte Reiseerlebnis neu definiert. Diese ambitionierte Neugestaltung der App verantwortet die britische Designerin Teo Connor, Vice President of Design bei Airbnb. Ihr Einblick eröffnet eine faszinierende Perspektive auf den komplexen Prozess hinter der Entwicklung einer der wichtigsten Anwendungen im Bereich Travel-Tech und UX/UI-Design. Die Herausforderung bei der Gestaltung der neuen Airbnb-App war riesig.
Innerhalb von 18 Monaten führte Connor gemeinsam mit einem Team von 200 Designern behutsam neue Funktionen ein, die weit über das traditionelle Angebot hinausgehen. Airbnb erweitert die App um Services wie private Köche, Massagen oder personalisierte Erlebnisse, die auf lokalen Gastgebern basieren – damit wird die Plattform zu einem umfassenden Erlebnis- und Community-Tool. Diese Veränderung erforderte es, eine Vielzahl von neuen Informationen und Optionen so zu strukturieren, dass Nutzer sie intuitiv verstehen und problemlos navigieren können. Connor beschreibt treffend die Komplexität des Projekts mit dem Satz „Es war ein bisschen verrückt“. Diese ehrliche Einschätzung spiegelt das Spannungsfeld wider, in dem sich das Designteam bewegte.
Es galt, einerseits die bestehende Nutzererfahrung zu erhalten, damit langjährige Kunden sich weiterhin zurechtfinden, andererseits aber auch radikal Neues zu integrieren, das die App zu einem vielseitigen Werkzeug macht. Dabei war die Herausforderung größer als nur das Hinzufügen neuer Features – es ging um das Ganze: Designstrukturen mussten skalierbar, die Informationen in der Oberfläche klar und die Interaktion gleichzeitig ansprechend gestaltet sein. Ein zentrales Element des Designs war die Organisation der Nutzeroberfläche in drei neuen Tabs auf dem Homescreen, die sowohl für Gäste als auch Gastgeber gut funktionieren sollten. Diese Tabs sollen den Zugang zu den neuen Services mit Call-to-Action-Elementen erleichtern, ohne dass die Übersichtlichkeit verloren geht. Eine einfache, aber luxuriöse Ästhetik war entscheidend.
Schließlich ist Airbnb, genauso wie ihre Gründer, eng mit Design verbunden – Brian Chesky und Joe Gebbia besuchten die renommierte Rhode Island School of Design. Dieses Erbe zeigt sich bis heute darin, wie Design bei Airbnb als Eckpfeiler verstanden wird, nicht als nachträglicher Gedanke. Die neue App soll „magisch“ wirken und es den Nutzern ermöglichen, schnell auf vielfältige Angebote zuzugreifen, ohne überfordert zu werden. Connor hebt hervor, wie viel Zeit das Team investierte, um ein Gleichgewicht zwischen „Schönheit“ und „Dichte der Information“ zu schaffen. Jedes Pixel wurde in den Präsentationen vor der Belegschaft auf großen Bildschirmen genau unter die Lupe genommen.
Dies zeigt, wie ernst Airbnb den Designprozess nimmt – kritische Überprüfung und Verbesserungen sind Teil ihrer Unternehmenskultur. Einen großen Schritt markiert die Erweiterung von Airbnb Experiences, die es Nutzern ermöglicht, lokale Kultur-, Sport- oder Wellnessangebote wahrzunehmen. Neu ist, dass diese Angebote sowohl für Touristen als auch für Einheimische gedacht sind. So transformiert sich die App vom reinen Reisebegleiter zu einer Plattform für Community und Alltagserlebnisse. Die Vielzahl neuer Kategorien von Services, von Catering über Fotoshootings bis hin zu Wellnessangeboten, verlangt eine klare, sofort verständliche Präsentation.
Die Gestaltung der Produktseiten beziehungsweise der Product Description Pages (PDPs) war eine sehr interessante Designaufgabe. Die Seiten sollen eine Geschichte erzählen und den Nutzer schnell mit allen wichtigen Details versorgen. Statt lange Videos einzubinden, die passiv konsumiert werden, entschied sich das Team für ein übersichtliches 2x2-Raster, das schnelles Scannen und Erfassen ermöglicht. Daneben erleichtern Karussells zur Navigation durch die Angebote die Benutzerfreundlichkeit. Die grafischen Feinheiten, etwa animierte Icons wie ein Feuerspuckender Heißluftballon für die Experiences oder ein klingelndes Serviceglöckchen, sind mehr als schmückendes Beiwerk.
Sie dienen als visuelle Signale und erhöhen das Nutzererlebnis, weil sie spielerisch und mit Zweck eingebaut wurden. So das Designteam, das stets daran arbeitete, alltägliche Abläufe nicht zu überfrachten, sondern durch kleine, gezielte „Zaubermomente“ zu bereichern. Der Weg zum Design der App lässt sich auch als persönliche Reise von Teo Connor verstehen. Ursprünglich aus dem Grafikdesign kommend, erlebte sie ihren beruflichen Durchbruch erst mit ihrer Tätigkeit bei Apple und später Airbnb. Ihre Erfahrungen mit Art Direction, Wayfinding und Interface Design bilden die Grundlage für die Fähigkeit, komplexe Informationsarchitekturen verständlich und attraktiv aufzubereiten.
Connor selbst beschreibt eine Mischung aus Zufall, Mut und stetiger Lernbereitschaft als Schlüssel für ihre Karriere. Sie betont, wie wichtig es ist, Chancen zu ergreifen statt sie aus Angst zu verpassen – ein Credo, das ihr helfen sollte, eines der einflussreichsten Designteams der Tech-Branche zu leiten. Aber neben all ihrer Erfahrung schätzt sie bei Airbnb besonders die Wertschätzung für Design durch den CEO Brian Chesky. Anders als viele Führungspersönlichkeiten, die Design als Kostenfaktor oder „nettes Extra“ ansehen, ist Chesky selbst Designer und weiß um den Einfluss, den Design auf Erfolg und Wachstum hat. Das schafft eine Arbeitsumgebung, in der Kreativität gedeihen kann und der Design-Anspruch tief in der Firmenstrategie verankert ist.
Connor führt ein großes Team aus 200 Designerinnen und Designern, was eine besondere Herausforderung darstellt. Die Führung großer Teams erfordert Vertrauen, klare Kommunikation und Entscheidungen zugunsten des gemeinsamen Ziels. Dabei bleibt die Grundphilosophie ähnlich wie bei kleineren Teams – es geht darum, den Mut zu fördern, sich einzubringen und für durchdachte Lösungen einzustehen. Ein weiterer spannender Aspekt der Designkultur bei Airbnb ist die Kombination von Kreativität und Business-Verständnis. Das Designteam wird ermutigt, Einblick in kommerzielle Aspekte zu gewinnen, die Auswirkungen ihrer Arbeit zu verstehen und bei Meetings die Verbindung zwischen Designentscheidungen und Unternehmenserfolg herzustellen.
Dennoch sollen Designer in erster Linie ihrem Fachgebiet treu bleiben und nicht zu „businesslasern“ werden. Der Launch der neuen App markiert für Connor und Airbnb nicht das Ende, sondern den Anfang einer neuen Reise. Sie beschreibt den Tag der Veröffentlichung als „Tag eins“ eines Prozesses, der weitergeht. Anpassungen, Weiterentwicklungen und das Aufgreifen von Nutzerfeedback sind essenziell, um die App lebendig zu halten und relevant zu machen. Zusammengefasst repräsentiert die Neugestaltung von Airbnb eine bedeutende Verschiebung in der Art, wie Reisen erlebt und gebucht werden.