In der heutigen digitalen Ära, in der Technologie und Gesundheitswesen zunehmend miteinander verflochten sind, wird es immer wichtiger, den Menschen in den Mittelpunkt der Entwicklung digitaler Gesundheitslösungen zu stellen. Ein bahnbrechendes Konzept, das genau dies anstrebt, ist das EnACT-Modell, das für "Engage, Acknowledge, Communicate, Trust and Transparency" steht. Diese Prinzipien bieten einen klaren Rahmen für die Mitwirkung von Patienten und der Öffentlichkeit bei der Gestaltung innovativer digitaler Gesundheitslösungen. Die Motivation hinter EnACT ist einfach: Um wirksame und benutzerfreundliche digitale Gesundheitslösungen zu entwickeln, müssen die Bedürfnisse und Perspektiven der tatsächlichen Nutzer, in diesem Fall der Patienten, verstanden und berücksichtigt werden. Ein kürzlich veröffentlichtes, evidenzbasiertes Handbuch der Academic Health Science Networks (AHSN) in Zusammenarbeit mit der University of Plymouth und Boehringer Ingelheim zielt darauf ab, digitale Innovatoren bei der Implementierung dieses Prozesses zu unterstützen.
Richard Stubbs, Vizepräsident des AHSN-Netzwerks und CEO des Yorkshire and Humber AHSN, betont die Notwendigkeit eines patientenzentrierten Ansatzes. Er erklärt, dass digitale Technologien das Potenzial haben, viele Herausforderungen im Gesundheitswesen zu bewältigen. Doch nur wenn diese Technologien mit einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Patienten entwickelt werden, können sie ihren vollen Nutzen entfalten. Stubbs hebt hervor, dass die Gesundheitsversorgung noch einen langen Weg vor sich hat, um die Vorteile der digitalen Transformation vollständig zu nutzen. Trotz der explosiven Zunahme digitaler Gesundheitsinitiativen ist es erstaunlich, dass nur etwa 60 Prozent der Innovatoren Patienten in den Entwicklungsprozess einbeziehen.
Stubbs warnt, dass ohne ein fundiertes Verständnis der Bedürfnisse der Patienten, digitale Lösungen wahrscheinlich nicht den erwarteten Erfolg haben werden. Der enge Dialog mit Patienten und deren Einbeziehung in die Entwicklungsphase sind entscheidend. Das EnACT-Modell bietet einen strukturierten Ansatz zur Steigerung der Beteiligung von Patienten in der digitalen Gesundheitsinnovation. Die ersten Schritte beinhalten das frühzeitige Einbinden der Patienten, um deren Perspektiven von Anfang an zu integrieren. Durch das Prinzip der Anerkennung wird betont, dass die Einigung über geistige Eigentumsrechte von Beginn an entscheidend ist.
Kommunikation ist der Schlüssel zur Schaffung eines ständigen Feedback-Loop, der es den Entwicklern ermöglicht, auf die Anregungen und Bedenken der Patienten zu reagieren. Schließlich sind Vertrauen und Transparenz unerlässlich, um den Patienten Sicherheit in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit zu bieten. Ein grundlegendes Element des EnACT-Ansatzes ist die Förderung einer bedeutungsvollen Beteiligung und des Engagements von Patienten und der Öffentlichkeit (PPIE). Bisher wurde zwar die Wichtigkeit dieser Beteiligung gut dokumentiert, doch es mangelt nach wie vor an praktischen Leitfäden, die genau darlegen, wie diese Prozesse wirksam umgesetzt und verwaltet werden können. Die Erstellung des Handbuchs erforderte daher eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Hochschulen und Stakeholdern aus dem Gesundheitswesen.
Die Universität Plymouth lieferte die wissenschaftliche Grundlage für das Handbuch durch eine systematische Überprüfung zum Thema „Bedeutende Patienten- und Öffentlichkeitbeteiligung in der digitalen Gesundheitsinnovation“. Eine Delphi-Studie sowie eine Reihe von Rundtischgesprächen und Workshops brachten unterschiedliche Akteure der Gesundheitsversorgung zusammen, um auf diesen Erkenntnissen aufzubauen. Die breite Beteiligung verschiedener Interessengruppen zeigt, dass das Handbuch auf einem soliden Fundament basiert und alle relevanten Aspekte des Gesundheitssystems berücksichtigt. Das Handbuch bietet eine praktische Orientierung für digitale Unternehmer und Innovatoren, die sich im Bereich der digitalen Gesundheitslösungen engagieren möchten. Es ist jedoch nicht nur ein theoretisches Dokument, sondern vielmehr ein Werkzeug, das den Nutzern helfen soll, ihre Innovationen effektiv um- und auszusetzen.
Durch die Bereitstellung eines schrittweisen Leitfadens zur Patientenbeteiligung während des gesamten Innovationsprozesses können Gesundheitsunternehmer sicherstellen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen ernst nehmen und respektieren. Stubbs hebt hervor, dass Unternehmen, die Patienten in den Mittelpunkt ihrer Innovationsstrategien stellen, nicht nur menschliche Werte vertreten, sondern auch sicherstellen, dass ihre Produkte eine höhere Akzeptanz finden. In einer Zeit der digitalen Transformation ist es für Innovatoren unerlässlich, den Wert von Patienten- und Öffentlichkeitsbeteiligung als entscheidenden Faktor für den Erfolg ihrer Produkte zu erkennen. Die Unternehmen müssen erkennen, dass Innovationen, die im Einklang mit den Bedürfnissen und Wünschen der Patienten entwickelt wurden, die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass diese Technologien tatsächlich angenommen und genutzt werden. Das EnACT-Modell ist auch ein guter Rahmen, um sicherzustellen, dass Unternehmen nicht nur ihre Ressourcen effizient nutzen, sondern auch sicherstellen, dass sie alle wesentlichen Schritte zur Patientenbeteiligung berücksichtigen.
Stubbs äußert die Hoffnung, dass das Handbuch, das kostenfrei heruntergeladen und genutzt werden kann, dazu beiträgt, Standards zu setzen, die sicherstellen, dass der Patient im Zentrum der digitalen Transformation steht. Insgesamt bringt das EnACT-Modell die wichtige Diskussion über die Verbindung zwischen digitalen Innovationen und patientenorientiertem Design auf eine neue Ebene. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sowohl die Gesundheitsversorgung als auch die digitale Innovationslandschaft erkennen, dass der Patient nicht nur ein passiver Empfänger, sondern ein aktiver Mitgestalter der Gesundheitsdienstleistungen ist. Die Initiativen zur Verbesserung der Patientenbeteiligung im digitalen Gesundheitswesen sind der Schlüssel zu einer Zukunft, in der Gesundheitssysteme effektiver, inklusiver und letztlich erfolgreicher sind. EnACT könnte sich als entscheidendes Konzept für die Weiterentwicklung digitaler Gesundheitsstrategien erweisen – immer mit dem klaren Ziel, die Erfahrungen und Wünsche der Patienten ins Zentrum aller Anstrengungen zu stellen.
Die Reise zur digitalen Transformation in der Gesundheitsversorgung hat gerade erst begonnen, und das EnACT-Modell könnte der Kompass sein, der den Weg in eine patientenzentrierte Gesundheitsversorgung weist.