In der Welt der Finanzen, in der ethische Grauzonen oft ausgeblendet oder ignoriert werden, hat sich der Fall von Sam Bankman-Fried, dem ehemaligen CEO von FTX, als ein emblematisches Beispiel für die Gefahren von Macht, Verantwortung und Moral herausgestellt. Nach dem Zusammenbruch seiner Krypto-Börse sieht sich Bankman-Fried nicht nur mit erheblichem Rechtsteam konfrontiert, sondern auch mit der gesellschaftlichen Betrachtung seines Handelns. Inmitten dieses Chaos gibt es Stimmen, die – aus der eigenen Erfahrung heraus – wertvolle Ratschläge für ihn haben. Einer dieser Stimmen ist ein ehemaliger Insider, der vor einem Jahr in ähnlicher Weise zu einer hohen Geldstrafe verurteilt wurde. „Ich habe schreckliche Fehler gemacht“, beginnt mein Gespräch mit John Müller, der vor einem Jahr schuldig bekannt wurde, wegen eines drei Millionen Dollar schweren Betrugs.
Wie viele andere Krypto-Enthusiasten war auch Müller von der Schnelligkeit und den Möglichkeiten der digitalen Währungen fasziniert. „Es war leicht zu glauben, dass ich nichts falsch mache, solange ich Geld verdiente“, erklärt Müller. Diese Denkweise, sagt er, führt oft zu einem gefährlichen Tunnelblick. Müllers Fall begann, wie viele andere, im Übermut des Erfolgs. Er hatte ein aufstrebendes Start-up im Bereich der Blockchain-Technologie gegründet und investierte diese in spekulative Projekte.
Doch wie so oft in der Welt von Finanzen und Investitionen, überstieg der Traum von schnellem Reichtum die Realität. „Ich dachte, ich könne meine Verluste ausgleichen, indem ich riskantere Geschäfte tätigte“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Das war der Anfang meines Falls.“ Für Bankman-Fried, der einst als das Gesicht der Krypto-Revolution galt, könnte das Leben in der Selbstreflexion eine neue Lektion bringen. Müller empfiehlt, die Verantwortung, die mit der Macht einhergeht, ernst zu nehmen.
„Wenn man einmal an die Spitze gelangt ist, vergisst man oft, dass nicht nur das eigene Wohlergehen zählt“, sagt er. „Du bist verantwortlich für viele andere – von Investoren über Mitarbeiter bis hin zu Gemeinwesen. Und das sind keine leeren Worte.“ Ein weiterer Ratschlag von Müller bezieht sich auf Transparenz. „Eine gründliche und ehrliche Kommunikation kann viele Probleme minimieren“, meint er.
Nachdem er in den Betrug verwickelt war, wuchs das Misstrauen, und selbst seine loyalen Unterstützer begannen, sich zu distanzieren. Transparenz wird in der Finanzwelt oft als ein Risiko angesehen, doch Müller argumentiert, dass sie in Wirklichkeit der Schlüssel zur Vertrauensbildung sei: „Wenn du offen für die Herausforderungen bist, mit denen du konfrontiert bist, werden dir die Menschen eher glauben und dir in schweren Zeiten zur Seite stehen.“ Müller stellt auch fest, dass viele Unternehmer, wenn sie im Scheinwerferlicht stehen, dazu neigen, ihre Fehler zu ignorieren. „Ich wünschte, ich hätte in den frühen Stadien meines Unternehmens Fehltritte schneller erkannt und adressiert“, sagt er. Aus seiner Perspektive habe Bankman-Fried die Chance, durch dieses Trauma zu lernen und sich neu zu definieren – sowohl als Führungspersönlichkeit als auch als Mensch.
„Der wahre Test eines Menschen ist nicht sein Erfolg, sondern seine Fähigkeit, nach dem Scheitern wieder aufzustehen“, erklärt er. Ein weiteres Element in Müllers Ratschlägen ist die Wichtigkeit eines ethischen Fundaments. „Ethisches Handeln sollte kein Akt des Mutes sein, sondern ein grundlegendes Prinzip“, sagt er eindringlich. Müller warnt vor der Verlockung des „schnellen Geldes“, die in der Finanzbranche allgegenwärtig ist. „Wenn du einen Schritt zurückmachst und den größeren Kontext siehst, gibt es oft einen Preis zu zahlen, den du nicht in Geld messen kannst“, sagt er.
Bankman-Fried hat viele Menschen enttäuscht. Der Verlust von Vertrauen in die Finanzmärkte könnte Jahrzehnte dauern, um sich zu bessern. Müller sieht dieser Problematik mit Besorgnis entgegen. „Es wird Jahre dauern, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Du musst bereit sein, über das hinauszugehen, was von dir erwartet wird.
Es erfordert die Bereitschaft zu lernen und sich zu verändern, auch wenn das bedeutet, sich zu den eigenen Fehlern zu bekennen“, erklärt er. Abschließend verweist Müller auf die Bedeutung von Unterstützung durch andere. In seinem Fall fand er Hilfe durch Mentoren und psychologische Beratung, die ihm halfen, die Ursachen seines Handelns zu verstehen und ein neues Fundament zu finden. „Lass dich nicht von Isolation erdrücken. Du bist nicht allein, selbst wenn es sich so anfühlt“, gibt er Bankman-Fried den Rat.