In Zeiten zunehmender Energieknappheit und steigender Strompreise gewinnt die effiziente Nutzung von Energie immer mehr an Bedeutung. Besonders die Kühlung von Gebäuden verursacht während der heißen Sommermonate enorme Stromspitzen und macht einen erheblichen Anteil am Gesamtenergieverbrauch aus. Eine bahnbrechende Technologie, die als „Eis-Akku“ oder „Ice Battery“ bezeichnet wird, stellt nun eine vielversprechende Lösung dar, um sowohl Kosten zu senken als auch die Belastung der Stromnetze zu minimieren. Diese innovative Methode speichert Kälte in Form von Eis, die nachts bei niedrigeren Strompreisen erzeugt wird, und nutzt sie tagsüber zur Kühlung von Gebäuden. Das Prinzip ist so einfach wie genial: Wasser wird über Nacht eingefroren, wenn der Strompreis und die Nachfrage niedrig sind.
Tagsüber, wenn der Energiebedarf und die Kosten ihren Höhepunkt erreichen, schmilzt das Eis und gibt dabei die gespeicherte Kälte ab, um die Gebäude ohne zusätzliche Stromzufuhr zu kühlen. Dadurch lassen sich die Spitzenlasten am Stromnetz abfedern und gleichzeitig bis zu 40 % der Kühlkosten einsparen. Ein beeindruckendes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz dieser Technologie ist das Eleven Madison Gebäude in Manhattan, New York. Etwa 500.000 Pfund Eis werden dort jede Nacht produziert – das entspricht dem Gewicht von drei vollbesetzten Stadtbussen – und speichern damit ausreichend Kälte, um den gesamten Tag über die Klimatisierung des Gebäudes sicherzustellen.
Dieses Projekt wurde von Trane Technologies umgesetzt, einem führenden Unternehmen im Bereich kommerzieller Gebäudekühlung. Die Technologie hat das Potenzial, weltweit Millionen von Gebäuden effizienter zu kühlen und dadurch sowohl die Umweltbelastung als auch die Energiekosten drastisch zu reduzieren. Der weltweite Energieverbrauch für Klima- und Lüftungssysteme nimmt stetig zu. Berichten der International Energy Agency (IEA) zufolge macht die Klimatisierung in Häusern und Firmen etwa 20 % des gesamten Energieverbrauchs aus, doch an heißen Tagen können es über 70 % der Spitzenlast sein. Das führt zu erheblichen Mehrkosten und einer enormen Belastung der Stromnetze.
Ein nachhaltiger Umgang mit dieser Herausforderung ist unerlässlich, um Überlastungen des Netzes sowie den Bau neuer, oft energieintensiver Kraftwerke zu vermeiden. Genau hier setzen Eis-Akkus an. Anstatt nachts Strom „vergeuden“ zu lassen, wenn die Nachfrage gering ist, nutzen sie diese günstige Zeit zur Kälteproduktion und reduzieren die Nachfrage während der teuren Spitzenzeiten. Mit weltweit etwa 4.000 Installationen ist die Technologie zwar noch nicht flächendeckend verbreitet, doch das Potenzial ist immens – allein in den USA gibt es rund sechs Millionen kommerzielle Gebäude, von denen nur ein winziger Anteil bereits mit solchen Systemen ausgestattet ist.
Aus Sicht von Experten wie Dr. Patrick Shamberger von der Texas A&M University geht es vor allem darum, die Notwendigkeit zu minimieren, neue, teure Kraftwerke zu bauen, die meistens nur an wenigen heißen Tagen im Sommer wirklich gebraucht werden. Stattdessen wird mit Eis-Akkus die Energie über die Zeit verteilt, was eine nachhaltigere und wirtschaftlichere Nutzung des existierenden Stromnetzes ermöglicht. Dennoch ist das Verfahren nicht frei von Herausforderungen. Das Einfrieren großer Wassermengen am Stromnetz verbraucht selbst eine beträchtliche Menge Energie.
Daher forschen Wissenschaftler an neuen Materialien, die nicht komplett eingefroren werden müssen, aber dennoch genügend Kälte speichern können. Mit speziellen Zusätzen lassen sich die physikalischen Eigenschaften so verändern, dass die Speichertemperatur zwischen 0 und 20 Grad Celsius flexibel angepasst werden kann. Das ist besonders wichtig, da die Anforderungen je nach Region variieren – so sind beispielsweise für ein Gebäude in Texas andere Temperaturen optimal als für eines in Wisconsin oder Nevada. Die Anpassungsfähigkeit dieser Materialien an lokale Bedürfnisse macht die Technologie vielseitig und zukunftsweisend. Neben den kommerziellen Anwendungen könnten Eis-Akkus in Zukunft auch im privaten Bereich eine wichtige Rolle spielen.
Dr. Shamberger sieht den Einsatz in Wohngebäuden zwar noch etwas in der Ferne, hält ihn aber für möglich und vielversprechend. Gerade angesichts steigender Stromkosten im Sommer, die laut Energieverbänden in den USA neue Rekorde erreichen, gewinnen solche Technologien an Attraktivität. Ein weiterer Vorteil von Eis-Akkus ist ihr Beitrag zum Klimaschutz. Durch eine effizientere Nutzung der vorhandenen Energieinfrastruktur und eine Reduktion der Spitzenlasteinspeisung können CO2-Emissionen signifikant gesenkt werden.
Das ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel, da der Energieverbrauch für Kühlung weltweit rapide steigt und immer mehr fossile Brennstoffe eingesetzt werden, um den Bedarf zu decken. Die Integration von Eis-Akkus in moderne Gebäudetechnik ist außerdem ein Beispiel dafür, wie technologische Innovationen helfen können, Umwelt- und Wirtschaftszielsetzungen gleichzeitig zu erreichen. Staatliche Förderprogramme und steuerliche Anreize könnten die Verbreitung solcher Systeme zusätzlich beschleunigen. Die Vorteile erstrecken sich auch über die reine Energieeinsparung hinaus. Die Verringerung von Stromspitzen entlastet das Stromnetz und erhöht dessen Stabilität.
Dadurch wird das Risiko von Stromausfällen insbesondere an extrem heißen Tagen reduziert. Da der Klimawandel die Häufigkeit solcher Hitzeperioden verstärkt, sind solche resilienten Technologien unverzichtbar für die Infrastruktur der Zukunft. Insgesamt zeigen Eis-Akkus, wie intelligente Energiespeicherlösungen einen großen Beitrag zu einer nachhaltigeren und kosteneffizienteren Energieversorgung leisten können. Von großen Bürogebäuden in Metropolen wie New York bis hin zu potenziellen Anwendungen im privaten Wohnbereich – die Technologie hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Gebäude kühlen, grundlegend zu verändern. Die Kombination aus Kosteneinsparungen, Netzstabilisierung und Umweltschutz macht Eis-Akkus zu einem wichtigen Baustein moderner Gebäudetechnik und Energiepolitik.
Die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich wird weiter vorangetrieben, um die Systeme noch effizienter, günstiger und anpassungsfähiger zu gestalten. So könnte in wenigen Jahren ein Großteil der Kälte zum Klimatisieren von Gebäuden aus Batterien aus Eis gespeist werden – ein nachhaltiger Schritt hin zu einem intelligenteren, grünem Energiesystem.