Die Frage nach dem exakten Veröffentlichungsdatum von Full Throttle, dem legendären Point-and-Click-Adventure von LucasArts, ist eine, die sich erstaunlich kompliziert gestaltet. Trotz der Popularität und des Kultstatus des Spiels gibt es keine einfache Antwort, die zuverlässig und unumstritten ist. Im Internet finden sich Uneinigkeit und widersprüchliche Angaben. Websites, die normalerweise als vertrauenswürdig gelten, nennen verschiedene Termine, und selbst Suchmaschinen variieren bei der Anzeige des Datums. Das zeigt, wie schwierig es manchmal ist, präzise Daten aus der Vergangenheit zu rekonstruieren – insbesondere aus einer Ära, in der die digitale Historie noch nicht so umfassend dokumentiert wurde wie heute.
Full Throttle wurde in den 90er Jahren veröffentlicht, einer Zeit, in der digitale Distribution, Online-Foren und zentrale Informationsquellen wie wir sie heute kennen, noch nicht existierten. Normalerweise ersetzt der Fortschritt in Technologien und Medien die Unsicherheiten historischer Daten, denn Filme, Bücher und Spiele werden genau archiviert. Dies war damals aber nicht in gleichem Maße der Fall, was auch zu unterschiedlichen Veröffentlichungsdaten führt. Viele der bekanntesten Quellen geben den 30. April 1995 als Erscheinungsdatum an.
Diese Angabe wird auf Seiten wie IMDb oder der inoffiziellen LucasArts-Fangemeinde häufig wiederholt. Auf den ersten Blick erscheint dieses Datum plausibel, doch eine Untersuchung durch das Entwicklerstudio Double Fine und andere Interessierte offenbart Schwächen bei dieser Annahme. Zum Beispiel fällt auf, dass der 30. April 1995 auf einen Sonntag fiel, und Spiele werden traditionell eher an Wochentagen veröffentlicht, um Verkaufszahlen optimal zu beeinflussen. Noch gewichtiger ist, dass Daten auf den Original-CDs von Full Throttle zeigen, dass einige Dateien noch am 2.
Mai 1995 bearbeitet wurden. Daraus lässt sich schließen, dass eine Veröffentlichung zum Ende April praktisch unmöglich war. Das führt zu einer kritischen Betrachtung anderer Daten, welche unter anderem der 19. Mai 1995 sind. Dieser Termin findet sich zum Beispiel in Werbeanzeigen eines schottischen Händlers namens Dixons aus einem Tagesblatt, welches das Spiel offiziell ab dem 19.
Mai verfügbar versprach. Andererseits ist dieser Hinweis allein nicht ausreichend, denn es war damals nicht unüblich, dass elektronische Spiele in Europa später auf den Markt kamen als in den USA. Zudem basieren Werbeeinblendungen häufig auf Vorveröffentlichungen oder geplanten Daten, die sich aufgrund von Produktions- und Vertriebsproblemen verschieben können. Von besonderem Interesse sind zudem die Berichte aus frühen Internet-Foren und Usenet-Gruppen, die als eine der ersten digitalen Aufzeichnungen der Community dienen. In der Gruppe comp.
sys.ibm.pc.games.adventure diskutierten Spieler schon während jener Frühphase über den Erschei- nungstermin.
Dort berichteten Fans, dass der Einzelhändler CompUSA das Spiel zuerst für Anfang Mai erwartete, jedoch auf Lagerverzögerungen hinwies, die zu einer unklaren Verfügbarkeit führten. Solche Verzögerungen waren in der Zeit vor der weit verbreiteten digitalen Distribution bei Spielveröffentlichungen keine Seltenheit. Aufgrund der logistischen Herausforderungen konnten sich Lieferungen um Tage bis Wochen verzögern, was die Verwirrung und die inkonsistenten Veröffentlichungsdaten erklärt. Eine interessante Herangehensweise, um das wahrscheinliche Veröffentlichungsdatum einzukreisen, ist die Analyse der Community-Aktivitäten, insbesondere wann Spieler erstmals online nach Hinweisen und Lösungen für das Spiel fragten. Bezeichnenderweise tauchten diese Hilfegesuche erst ab dem 19.
Mai 1995 auf. Dieses Datum lässt darauf schließen, dass zu diesem Zeitpunkt viele Spieler bereits Zugriff auf das Spiel hatten, wodurch sich ein authentischer Bezugspunkt ergibt. Das Datum entspricht zweitens in etwa der Zeit, in der Werbeanzeigen den Verkaufsstart ankündigten und das Spiel als verfügbar beworben wurde. Es scheint also, als gebe es keinen einzelnen Release-Termin, sondern vielmehr eine Phase, in der das Spiel nach und nach an verschiedene Händler ausgeliefert und ab dann verkauft wurde. Solche Phasenveröffentlichungen sind auch heute noch keine Seltenheit, speziell bei physischen Produkten.
Dies macht es spannend, denn das Verständnis von „Veröffentlichung“ wird dadurch komplexer. Es geht nicht mehr einfach um ein Datum, an dem ein Spiel zum ersten Mal in den Regalen liegt, sondern um den Grad der Verbreitung im Markt und der Wahrnehmung durch die Konsumenten. Die Suche nach dem genauen Tag, an dem Full Throttle offiziell erschien, spiegelt auch den Wandel in der Aufzeichnungs- und Marketingkultur von Videospielen wider. In der heutigen Zeit wissen Hersteller oft schon lange im Vorfeld, wann ein Spiel erscheinen wird, und der Termin wird durch umfangreiche digitale Marketingkampagnen flankiert. Vor 30 Jahren waren die Kommunikationswege wesentlich fragmentierter, was sich auch in der weniger klaren Datierung niederschlägt.
Die Auseinandersetzung mit der Frage „Wann wurde Full Throttle veröffentlicht?“ ist somit auch eine Reise durch die Geschichte der Spieleindustrie und deren Dokumentation. Sie zeigt, wie Anforderungen an Nachvollziehbarkeit, Archivierung und Transparenz erst mit der Zeit gewachsen sind. Zudem unterstreicht sie den Wert von engagierten Fans und Forschern, die sich tief in Archive und Diskussionsgruppen hineinversenken, um solche historische Mysterien zu ergründen. Die Kombination von physischen Belegen, digitalen Archiven und Zeitzeugenberichten bildet eine unschätzbare Quelle, um verstreute Informationen zusammenzutragen und ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen. Bei aller Unsicherheit und vielen Fakten hinterlässt diese Recherche dennoch ein deutliches Fazit: Die oft genannte Veröffentlichung am 30.
April 1995 ist vermutlich ein Mythos, der sich weitgehend unkritisch verbreitet hat. Stattdessen deuten mehrere Hinweise auf einen tatsächlichen Marktstart Mitte bis Ende Mai 1995 hin, mit dem 19. Mai als plausiblem Kerntermin. Diese Beurteilung basiert auf der sorgfältigen Auswertung von Werbeanzeigen, Diskussionsforen, analogen und digitalen Archivmaterialien sowie Aussagen von Personen, die damals involviert waren. Für Fans und Historiker des Genres ist die genaue Datierung mehr als nur eine Kuriosität.
Es hilft, die Entstehungsgeschichte von Full Throttle besser einzuordnen und seine Wirkung im kulturellen Kontext der 90er Jahre zu verstehen. Gleichzeitig illustriert die Untersuchung den Wandel und die Professionalisierung der Spieleindustrie über die Jahrzehnte hinweg, die heute zu einer transparenteren und leichter nachvollziehbaren Vermarktung von Videospielen führt. So gesehen zeigt Full Throttle mit seinem facettenreichen Veröffentlichungsprozess ein Stück lebendige Geschichte des Gaming. Das Spiel selbst bleibt eine Ikone, die nicht nur wegen ihrer spannenden Handlung und ihrem einzigartigen Stil geschätzt wird, sondern auch als Wegweiser in der Entwicklung der Branche. Gleichzeitig ist der Fall ein Beispiel dafür, dass Geschichte niemals statisch ist – auch nicht die von Videospielen – sondern immer wieder neu betrachtet und interpretiert wird, wenn neue Quellen und Perspektiven verfügbar werden.
Abschließend ist es wichtig zu betonen, dass die Veröffentlichung eines Spiels wie Full Throttle weit mehr anzubieten hat als nur ein Datum. Sie steht exemplarisch für eine Ära der kreativen Möglichkeiten, der Herausforderungen und des Aufbruchs in eine digitale Zukunft. Die Suche nach dem echten Erscheinungstag ist eine Einladung, tiefer in diese Zeit einzutauchen und mehr über die Entstehung eines Klassikers zu erfahren, der bis heute begeistert und inspiriert.