Im Mai 2025 hat Continental Resources eine Klage gegen die Hess Corporation eingereicht, in der ein betrügerisches Verhalten im Umfang von bis zu 69 Millionen US-Dollar behauptet wird. Diese Auseinandersetzung stellt einen bedeutenden Streitpunkt innerhalb der Öl- und Gasbranche dar, insbesondere in Bezug auf Betriebs- und Finanzpraktiken im Williston Basin in North Dakota. Continental Resources wirft Hess vor, Einnahmen durch überhöhte Gebühren für Midstream-Dienstleistungen an Tochtergesellschaften zu schmälern. Die Anschuldigungen drehen sich um den Einfluss dieser Gebühren auf die Nettoumsätze aus zahlreichen Förderstellen, an denen Continental als nicht-operativer Anteilseigner beteiligt ist. Hess betreibt dabei etwa 483 Öl- und Gasbohrungen in der Region, was den Umfang der Streitigkeit und deren wirtschaftliche Relevanz unterstreicht.
Die Grundlage der Klage liegt in der Behauptung, Hess habe die Midstream-Servicegebühren künstlich erhöht, um Werte von der operativen Geschäftstätigkeit auf die Midstream-Anlagen zu verlagern. Hess Midstream Partners, ein Unternehmen, an dem Hess Corporation zu 38 Prozent beteiligt ist, habe durch steigende Durchsatzmengen bei der Gasverarbeitung, Ölterminals und Wassersammlungen nachweislich Profite erzielt, allerdings auf Kosten von Continental. Die dadurch entstandenen finanziellen Nachteile für Continental Resources werden auf mindestens 34 Millionen Dollar geschätzt, die Spannweite bis hin zu maximal 69 Millionen Dollar geht aus der Klage hervor. Continental betont, dass Hess die Interessen der nicht-operativen Anteilseigner nicht ausreichend berücksichtigt habe und stattdessen darauf abziele, Werte zugunsten der eigenen Midstream-Aktivitäten umzuleiten. Obwohl Continental keine weiteren öffentlichen Kommentare zu dem schwebenden Verfahren abgibt, bleibt die strategische Bedeutung des Falls unverkennbar.
Gleichzeitig hat Hess auf die Vorwürfe bisher nicht reagiert. Parallel zu dem Rechtsstreit zwischen Continental und Hess zeichnet sich ein weiteres bedeutendes Ereignis ab: Eine Schiedsverhandlung zum 26. Mai befasst sich mit der Auseinandersetzung zwischen ExxonMobil und Chevron bezüglich Chevrons geplanter Akquisition von Hess für 53 Milliarden US-Dollar. Diese Übernahme, zu deren Vermögenswerten unter anderem das bedeutende Stabroek-Bohrfeld vor der Küste Guyanas gehört, sorgt seit eineinhalb Jahren für Kontroversen zwischen den großen US-amerikanischen Ölkonzernen. ExxonMobil, welches im Stabroek-Block eine Beteiligung von 45 Prozent hält und gemeinsam mit dem chinesischen Unternehmen CNOOC agiert, hat die Schiedsverfahren im März letzten Jahres eingeleitet, um die Übernahme zu hinterfragen.
Der Rechtsstreit zwischen Continental und Hess sowie die parallelen strategischen Konflikte verdeutlichen die Dynamik und Komplexität der aktuellen Entwicklungen im US-amerikanischen Öl- und Gassektor. Besonders im Williston Basin, das als eines der produktivsten Schieferölgebiete Nordamerikas gilt, wirken sich solche Dispute unmittelbar auf Produktion, Investitionen und Partnerbeziehungen aus. Die Vorwürfe gegen Hess betreffen nicht nur die finanziellen Aspekte, sondern werfen auch Fragen der Corporate Governance und verantwortungsvollen Eigentümerführung auf. Die Rolle von Midstream-Dienstleistungen, die oft im Hintergrund der operativen Förderaktivitäten stattfinden, erhält dadurch verstärkte Aufmerksamkeit. Midstream ist essenziell für den Transport, die Verarbeitung und Speicherung von Rohöl und Erdgas, und Preisgestaltungen in diesem Segment können die Rentabilität von Förderungsgesellschaften erheblich beeinflussen.
Continental nennt ausdrücklich die Vernachlässigung der Interessen von nicht-operativen Partnern als Problemfeld. Nicht-operative Working Interests sind Anteile an Förderbohrungen ohne direkte Betriebsführung, aber dennoch mit finanziellen Engagements und Gewinnansprüchen verbunden. Wenn operative Unternehmen Gebührenstrukturen festlegen, die sich nachteilig auf diese Partner auswirken, kann dies zu erheblichen Rechtsstreitigkeiten führen. Der Fall offenbart außerdem ein grundlegendes Spannungsfeld zwischen operativen Unternehmen und ihren Infrastrukturpartnern. Die wirtschaftliche Verzahnung der verschiedenen Unternehmensbereiche in der Ölindustrie erfordert Transparenz und faire Abrechnungsmodelle, damit alle Stakeholder angemessen berücksichtigt werden.
Aus Sicht von Investoren und Marktbeobachtern birgt die Klage Signalwirkungen für künftige Kooperationen und Vertragsgestaltungen in der Branche. Die komplexen Eigentümerstrukturen und Beteiligungen an Förder- und Infrastrukturprojekten verlangen klare Regelungen, um Konflikte wie jene zwischen Continental und Hess zu vermeiden. Insgesamt reflektiert der Streit einen größeren Trend in der Branche, bei dem Aufgabenverteilung, Gewinnverteilung und Verantwortlichkeiten zunehmend hinterfragt und neu verhandelt werden. Für Continental Resources könnte das Verfahren nicht nur finanzielle Erstattungen zur Folge haben, sondern auch eine Stärkung der Rechte und Schutzmechanismen für nicht-operative Anteilseigner bedeuten. Für Hess und ähnliche Unternehmen hingegen stehen Fragen zur Gasgebührenstruktur und zur fairen Behandlung von Partnern im Mittelpunkt.