Das Sammeln und Verwenden von Würfeln ist inzwischen weit mehr als nur ein Nebenschauplatz in der Welt der Rollenspiele und Brettspiele. Ob als Sammlerstück, Spielzubehör oder optisch ansprechendes Accessoire – Würfel genießen eine große Beliebtheit. Doch wenn es darum geht, Würfel richtig zu identifizieren, stehen viele vor einer Herausforderung. Ein zentrales Kriterium zur Bestimmung eines Würfels ist die sogenannte Mold, also die Gussform, die Herstellung und somit das Design prägt. Die genaue Kenntnis der Mold-Charakteristika hilft besonders Sammlern und Spielern, Hersteller und Produktionslinien zu erkennen und ihr Wissen über Würfel zu vertiefen.
Dieser Leitfaden fokussiert sich insbesondere auf Kunststoffwürfel, vor allem Acrylwürfel, eben jene, die in großer Vielfalt und Menge produziert werden. Dabei werden andere Materialien wie Metall, Holz oder Edelsteine zwar erwähnt, sind jedoch nicht im Hauptfokus, da die Herstellungsvielfalt hier deutlich eingeschränkter ist. Die Mold als entscheidender Faktor bei der Würfelidentifikation ist vielschichtig. Form, Größe, Schriftart der Zahlen und deren Anordnung lassen Rückschlüsse zu, aus welchem Haus ein Würfel stammt. Gleichzeitig beeinflussen die Mold auch das Gewicht und das generelle Gefühl in der Hand.
Gleichzeitig lässt sich jedoch betonen, dass es keine universelle Regel gibt, die auf alle Hersteller oder gar alle einzelnen Reihen einer Marke gleichermaßen angewendet werden kann. Die Geschichte der Herstellungsorte und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Fabriken führen zu Variationen und Überschneidungen. Ein besonders bekannter Hersteller, dessen Mold-Charakteristika sich hervorragend zum Einstieg eignen, ist Chessex. Die meisten Würfel von Chessex, insbesondere die neueren Reihen, besitzen markante Merkmale wie eine unterstrichene sechs oder neun, eine mit Haken versehene sieben und eine charakteristische Null, die durch eine „Rennbahn“-ähnliche Form auffällt. Diese Details machen die Würfel ziemlich einzigartig.
Auch die Anordnung der Zahlen auf den Prozentwürfeln oder die Ausrichtung der d4-Zahlen dienen als Indizien bei der Identifikation. Es sei allerdings erwähnt, dass Chessex im Laufe der Zeit verschiedene Mold-Varianten verwendet hat, sodass nicht jede Reihe diesen Merkmalen entspricht. So unterscheiden sich beispielsweise alte Serien wie Rainbow oder Sparkle in bestimmten Punkten, und wer genau hinschaut, könnte an manchen Würfeln von Koplow – einer weiteren Marke – eine gewisse Verwandtschaft erkennen, da sie manchmal die gleichen Formen aus taiwanesischen Fabriken verwenden. Neben Chessex sticht Crystal Caste als einer der ältesten und langlebigsten Hersteller hervor. Die Mold von Crystal Caste führt zu eher kleineren Würfeln, deren Zahlen oft punktförmige Akzente hinter der sechs oder neun zeigen.
Der Schriftzug ist weniger verspielt als bei Chessex: Hier verzichtet man häufig auf den Haken bei der „7“ und lässt den „1“ ohne Aufstrich. Die Form der „0“ ist runder. Auch die Ausrichtung der Zahlen auf der d4 unterscheidet sich deutlich – hier sind sie stets unten ablesbar. Ein typisches Merkmal ist auch die Nummer unter der 20 auf dem zwanzigseitigen Würfel, die meistens entweder eine 8 oder eine 14 ist. Allerdings gibt es Ausnahmen, denn spezielle Reihen wie „Satin“ oder „Ice Cream“ nutzen eigene Formen.
Eng mit Crystal Caste verbunden ist der Hersteller Dice & Games aus Großbritannien, der oftmals dieselben Mold-Designs verwendet oder Würfel produziert, die in Crystal Caste-Linien aufgenommen werden. Das hat zur Folge, dass manche Würfel dieser beiden Hersteller fast identisch sind und sich nur durch kleine Details oder Markenlogos unterscheiden. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Marble-Serien, die exklusiv bei Dice & Games geführt werden. Die d4-Zahlen sind bei diesen oft unten ablesbar und der d20 trägt typischerweise eine 14 oder 8 unter der 20, was als kleines Erkennungsmerkmal dient. Ein vollkommen anderes Profil bietet Game Science, eine Marke, die sich durch scharfkantige und ungünstete Würfel auszeichnet.
Diese Würfel erscheinen ausgesprochen kantig und eckig und sind häufig unbemalt oder nur minimal eingefärbt verkauft. Zudem weist ihre Herstellung erkennbar sichtbare Nadelnähte, sogenannte Spruemarken, auf. Diese Würfel bieten für Kenner ein hohes Wiedererkennungsmerkmal und heben sich von den typisch abgerundeten Würfeln anderer Hersteller deutlich ab. Ein weiterer interessanter Player auf dem internationalen Markt sind chinesische Würfelmarken wie HengDa, oft einfach mit „HD“ abgekürzt. Deren Molds sind stark an die neuere Chessex-Variante angelehnt, weisen aber subtil erkennbare Unterschiede auf.
Die sechs und neun sind ebenfalls unterstrichen, jedoch runder gestaltet. Die „1“ enthält einen deutlich sichtbaren Aufstrich und die „7“ ist nicht gehakt, sondern besitzt eine gebogene vertikale Linie. Die Null ist im Vergleich zu Chessex runder geformt. Die Anordnung der Prozentzahlen orientiert sich senkrecht zur Äquatorlinie des Würfels. Ihre d4-Zahlen werden stets von oben abgelesen, und unter der 20 befindet sich in aller Regel eine 8.
Gelegentlich erkennt man, dass die sechsseitigen Würfel etwas größer sind als die von Chessex. Die Marke Koplow hingegen liegt etwas im Graubereich, was die Mold-Identifikation betrifft, da dort verschiedene Schmieden und Fabriken im Einsatz sind. Einige Modelle erinnern an Würfel von Chessex, die unter dem Koplow-Label laufen, etwa die „Glitter“-Linien, oder Speckled-Reihen, die identisch aussehen. Es gibt jedoch auch Würfel mit sehr markanten Schriftarten auf d12 und d20, die typisch für Koplow sind: Die „1“ besitzt hier einen Aufstrich und eine Querlinie am Boden, die „3“ zeigt eine spitze obere Hälfte, und die Punkte hinter der „6“ und „9“ können größer ausfallen. Die Größenvariationen bei den Würfeln sind ebenfalls ein Unterscheidungsmerkmal.
Darüber hinaus sind spezielle Nummern unter der 20 zu finden, wie eine 7 oder 17, abhängig vom genutzten Mold. Die Geschichte von Würfeln aus Deutschland wird durch King Cards bereichert, ein älteres Unternehmen, das heute nicht mehr existiert. Trotz ihres Untergangs sind die Molds ihrer Serien für Sammler interessant, da sie sowohl existierende Designs beinahe kopieren als auch eigene exklusive Linien schaffen konnten. Beispiele sind King Cards Pearl, das visuell an Crystal Caste Pearl erinnert, jedoch mit einem tieferen Perlmutt-Glanz aufwartet oder King Cards Rainbow, das identisch mit Crystal Caste Satin und verwandten Reihen ist. Auch hier tauchen ähnliche charakteristische Details auf, beispielsweise unterschiedliche Zahlen auf dem d20 oder Abweichungen bei der „1“ auf dem d6.
Das Label Kraken Dice besitzt eine besondere Stellung im Markt. Ihre Würfelkollektionen zeichnen sich durch besondere Designmerkmale aus, vor allem bei ihren d20- und d2-Würfeln, die mit einem stilisierten Kraken-Symbol statt einer „20“ beziehungsweise „2“ versehen sind. Die Mold ist zwar der chinesischen Produktion ähnlich, doch hier ist die Schrift schlanker und der d4 hebt sich dadurch hervor, dass die Zahlen näher an den Spitzen positioniert werden. Ein auffälliges Detail ist außerdem die leicht konvexe diagonale Linie der „4“. Kraken verkauft meist umfangreichere Sets mit mehr als den klassischen sieben Würfeln, unter anderem mit zusätzlichen d6 und d20 in unterschiedlichen Größen.
Ganz anders in Design und Vielfalt zeigen sich die polnischen Hersteller von Q-Workshop. Diese Firma hebt sich durch kunstvolle und thematisch inspirierte Muster hervor, die weit über den reinen Zahlenlook hinausgehen. Runen-, Steampunk- oder Cthulhu-Motive sind Teil des Angebots. Daher basieren Q-Workshop Würfel zwar auf herkömmlichen Mold-Strukturen, ihre kunstvolle Gestaltung macht sie für viele Sammler unverwechselbar. Auch hier sind die Zahlen selbst oft individuell gestaltet, was sie schwer mit anderen Herstellern zu verwechseln macht.
Wiz Dice ist ein weiterer Hersteller, dessen Produkte in puncto Mold-Charakteristika nicht einfach zuzuordnen sind. Sie nutzen über die Zeit verschiedene Formen und verändern auch innerhalb einer einzelnen Reihe bestimmte Merkmale. So finden sich bei manchen Würfeln unterstrichene sechs und neun, bei anderen wiederum punktierte oder neutrale Zahlen. Auch die Ausrichtungen der Zahlen auf d4, die Größenverhältnisse zwischen d6 und d4 oder die Anordnung der Prozentwürfel wechseln je nach Serie. Das macht die Identifikation durch Mold-Merkmale allein schwierig und lässt meist nur eine gesamtstrategische Einschätzung zu, die Material, Design und Farbe mit einbezieht.
In den letzten Jahren hat sich die Würfelwelt weiter diversifiziert. Kleine Unternehmen und sogar Privatleute können dank chinesischer Fabriken eigene Würfellinien produzieren. Dies führt zu einer Vielzahl unklarer Ursprünge und schwer zu identifizierenden Produkten. Kickstarter-Kampagnen oder exklusive „Signature“-Würfel verwenden mitunter angepasste z20-Formen mit Logos anstelle der „20“. Diese Besonderheiten oder gleich ganz unabhängige Designs erschweren die eindeutige Zahnerrkennung zusätzlich.
Manchmal führt das dazu, dass Würfel letztlich als „unbekannter chinesischer Hersteller“ katalogisiert werden müssen. Übrigens gilt das auch für Spezialwürfel wie Spindown-Lebenszähler oder Würfel aus thematischen Sammelkartenspielen, die vermutlich nicht den klassischen Mold-Regeln folgen. Wer sich tiefer mit der Würfelidentifikation auseinandersetzen möchte, dem sei die Mitarbeit in entsprechenden Online-Communitys empfohlen. Dort finden sich Experten mit fundiertem Wissen. Die Unterstützung bei Facebook-Gruppen oder spezialisierten Foren hilft enorm, wenn es um schwer zuzuordnende Würfel geht.