Im April 2025 erreichten die Sojaimporte Chinas einen historischen Tiefstand, der zuletzt vor zehn Jahren verzeichnet wurde. Die Importe sanken auf rund 6,08 Millionen Tonnen, was einen Rückgang von 29,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet. Dieser markante Einbruch hängt eng mit anhaltenden Verzögerungen bei der Zollabfertigung sowie Problemen in der Logistik entlang der Handelsrouten zusammen, die den normalen Warenfluss massiv beeinträchtigten. Zudem wirkten sich verfrühte Ernteverzögerungen in Brasilien, dem wichtigsten Sojalieferanten, negativ auf die Lieferketten aus.Die Folgen dieser Entwicklung sind innerhalb der ölverarbeitenden Industrie Chinas besonders gravierend.
Die Zollverzögerungen haben die Zeitspanne für den Transport von Sojaladungen vom Hafen bis zu den Ölmühlen auf etwa 20 bis 25 Tage verlängert, während zuvor eine Dauer von sieben bis zehn Tagen üblich war. Dies führt zu einer erheblichen Belastung für die Verarbeitungskapazitäten, die durch den Rückstau der Waren behindert werden. Einige Ölmühlen mussten ihre Produktion drosseln oder sogar zeitweise einstellen, was sich unmittelbar auf die Versorgung mit Sojaschrot auswirkt – einem für die Futtermittelindustrie essenziellen Rohstoff.Die Futtermittelbranche in China ist hierbei besonders stark betroffen, da Sojaschrot eine wichtige Proteinquelle in der Tierzucht darstellt. Ein Mangel an Sojaschrot kann daher Belastungen für die gesamte Viehwirtschaft verursachen, was sich wiederum auf die Preise für Fleisch und andere tierische Erzeugnisse auswirken könnte.
Tatsächlich kam es bereits zu Engpässen in einigen Futtermühlen, die aufgrund fehlender Lagerbestände gezwungen waren, auf teurer eingekaufte Spotlieferungen zurückzugreifen, um den Bedarf kurzfristig zu decken.Bei all diesen Entwicklungen steht die chinesische Zollverwaltung bisher nicht offiziell zu den aufgetretenen Verzögerungen. Die sensiblen Handelsbeziehungen zwischen China und Brasilien sowie die laufenden Konflikte mit den Vereinigten Staaten über Handelsfragen tragen möglicherweise zu einer zögerlichen Informationspolitik bei. Chinas Zollbehörden haben bis dato keine offizielle Stellungnahme veröffentlicht. Die Unsicherheit belastet auch den Markt für Sojabohnen, wobei die Dalian-Soymeal-Futures zunächst Anfang Mai kurzfristig anstiegen, jedoch durch Hoffnung auf nachfolgende Lieferungen aus Brasilien wieder unter Druck gerieten.
Die Herausforderungen im Handel dauern an, und obwohl sich die Ölmühlentätigkeiten nach und nach erholen, bleibt die Sorge vor einer weiteren Verschärfung der Hafenkapazitäten bestehen. Sollte sich die Dauer der Verzögerungen nicht verbessern, könnte dies neue Engpässe verursachen und zu einem belasteten Preisumfeld führen. Auch von Januar bis April verzeichneten die Sojaimporte Chinas mit 23,19 Millionen Tonnen einen Rückgang von etwa 14,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024, als noch rund 27,15 Millionen Tonnen importiert wurden.Marktteilnehmer und Analysten erwarten für die Monate Mai und Juni jedoch eine Rückkehr zu höheren Importvolumina, mit prognostizierten monatlichen Einfuhren von etwa 11 Millionen Tonnen. Diese Einschätzung basiert unter anderem auf der Annahme beginnender Ernteausfuhren in Brasilien sowie der Nachholung rückständiger Lieferungen.
Dennoch warnen brasilianische Exporteure mit Verweis auf Ernte- und logistische Herausforderungen davor, dass die Exporte im Mai auf circa 12,6 Millionen Tonnen sinken könnten, was auch die Exportkapazitäten in Richtung China einschränken könnte.Ein weiterer Faktor, der den chinesischen Sojamarkt beeinflusst, ist der anhaltende Rückgang der Sojaimporte aus den USA. Diese Tendenz setzt sich seit geraumer Zeit fort und hat sich im Jahr 2025 nochmals verschärft. Wochenberichte des US-Landwirtschaftsministeriums zeigen, dass für das Marketingjahr 2024/25 keine Netto-Sojaverkäufe an China verzeichnet wurden, was in engem Zusammenhang mit den politischen Handelskonflikten und zunehmenden Spannungen zwischen beiden Staaten steht.Die geopolitische Lage und die damit verbundenen Handelsbarrieren tragen damit zusätzlich dazu bei, dass China seinen Fokus verstärkt auf brasilianische Lieferanten legt.
Die brasilianische Sojaernte ist für China von strategischer Bedeutung, doch logistische Engpässe, wetterbedingte Ernteverzögerungen und die Pandemie-bedingten Herausforderungen in den Häfen wirken sich dämpfend auf die Exportmenge und Liefergeschwindigkeit aus. Solche Faktoren sind aktuell Hauptursachen für die ungewöhnlich langen Zollabfertigungszeiten und die daraus resultierenden Engpässe in China.Im Hintergrund steht ein großes wirtschaftliches Interesse, da Sojabohnen ein essenzieller Bestandteil der chinesischen Agrar- und Ernährungswirtschaft sind. Die Sojabohne dient vor allem als Rohstoff für die Herstellung von Sojaöl und Sojaschrot, das in der Tierfütterung verwendet wird. Die Nachfrage in China ist aufgrund der Größe seines Viehbestands enorm, und Versorgungssicherheit hat daher höchste Priorität.
Belastungen in der Importkette können zu erheblichen Preisvolatilitäten führen und Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette haben.Zudem führt die aktuell anhaltende Verzögerung bei der Zollabfertigung in Kombination mit den logistischen Herausforderungen dazu, dass das bullische Marktumfeld kurzfristig gedämpft ist. Während Preise für Sojabohnen und Sojaschrot im April aufgrund der Verknappung zunächst stiegen, hat der Erwartungsdruck infolge sich anbahnender Lieferungen und der Aussicht auf eine Rückkehr zu höheren Exportvolumina den Preisanstieg zuletzt abgeschwächt. Dennoch bleibt die Marktstimmung vorsichtig, da unvorhergesehene Verzögerungen und Engpässe weiterhin ein Risiko darstellen.Für die kommenden Monate ist eine genau beobachtete Entwicklung bei den Importzahlen und der Zollabfertigung zu erwarten.
Ein schnelles und effizientes Clearing der Transporte wäre essenziell, um die Versorgung der verarbeitenden Industrie und der Tierhaltungsbranche zu stabilisieren. Darüber hinaus müssen Marktteilnehmer und Analysten die Verhandlungen und Handelsbeziehungen zwischen den Ländern genau verfolgen, da diese politischen und wirtschaftlichen Faktoren ebenfalls Einfluss auf die Verfügbarkeit von Sojabohnen in China nehmen.Gleichzeitig beobachten Branchenexperten, wie China nach Wegen sucht, seine Versorgungsketten widerstandsfähiger zu machen. Dazu zählen auch eine Diversifizierung der Lieferantenbasis sowie Investitionen in die Versorgungssicherheit und infrastrukturelle Verbesserungen der Häfen und Transportwege. Das Ziel ist es, solche Störungen künftig besser abzufedern und den reibungslosen Fluss von Agrarrohstoffen zu gewährleisten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Chinas abermals niedrige Sojaimporte im April 2025 ein deutliches Zeichen für die gegenwärtigen logistischen und politischen Herausforderungen im globalen Agrarhandel sind. Verzögerungen bei der Zollabfertigung und Lieferengpässe aus Brasilien haben die Importvolumina stark gedrückt und belasteten die einheimische Industrie und Landwirtschaft spürbar. Während kurzfristig mit einer Marktberuhigung durch erwartete Nachholeffekte gerechnet wird, bleibt die Lage insgesamt volatil und von zahlreichen globalen Faktoren abhängig. Die Entwicklungen der nächsten Monate werden entscheidend sein, um die Versorgungssicherheit des wichtigsten Sojaimporteurs der Welt nachhaltig zu gewährleisten und die Marktpreise zu stabilisieren.