In der Welt der Supercars, wo ein einzelnes Fahrzeug mehrere Millionen Dollar kosten kann, sind es nicht nur Design und Leistung, die auffallen. Immer häufiger fallen bei solchen hochpreisigen Fahrzeugen Montana-Kennzeichen auf. Dies mag zunächst überraschen, insbesondere wenn man bedenkt, dass Montana ein vergleichsweise dünn besiedelter Bundesstaat im Nordwesten der USA ist. Doch der Grund für diese Entwicklung liegt in einem raffinierten Steuervorteil, der Montana für Besitzer von Luxusfahrzeugen besonders attraktiv macht. In vielen Bundesstaaten der USA müssen Käufer beim Kauf eines Autos nicht nur den Kaufpreis zahlen, sondern auch eine hohe Verkaufssteuer entrichten.
Bei Luxusautos, deren Preise in Millionenhöhe liegen, können diese Steuern einen erheblichen finanziellen Faktor darstellen. In Kalifornien zum Beispiel, wo viele der wohlhabendsten Autokäufer leben, kann die Verkaufssteuer für ein Fahrzeug im Wert von einer Million Dollar leicht über 100.000 Dollar betragen. Ein erheblicher Betrag, den viele bei der Anschaffung eines Supersportwagens gerne vermeiden würden. Montana hat es in den letzten Jahren geschafft, sich als steuerfreundliches Paradies für diese scheinbar absurden finanziellen Transaktionen zu etablieren.
Im Bundesstaat gibt es keine Verkaufssteuer auf Autos. Um diesen Vorteil zu nutzen, gründen viele Käufer sogenannte Limited Liability Companies (LLCs), also Kapitalgesellschaften, in Montana. Diese LLCs registrieren das Fahrzeug im Namen der Gesellschaft mit Montana-Kennzeichen. Das bedeutet, dass das Auto offiziell in Montana gemeldet ist, auch wenn der eigentliche Nutzer in einem anderen Bundesstaat wohnt. Das System funktioniert jedoch nicht einfach so.
Um Steuerbetrug zu vermeiden, verlangen die lokalen Gesetze der Wohnsitze der Eigentümer, dass das Fahrzeug für eine bestimmte Zeit außerhalb des Bundesstaates aufbewahrt wird. Das bedeutet: Wenn ein Käufer aus Kalifornien ein Auto mit Montana-Kennzeichen besitzt, darf er das Fahrzeug für einen bestimmten Zeitraum nicht in Kalifornien fahren oder es gar dort abstellen. Diese Regelungen variieren je nach Bundesstaat, doch Montana bietet mit seinen weitläufigen Lagermöglichkeiten und den sogenannten "Tax Jails" eine Lösung zur Einhaltung der Gesetze. Der Begriff "Tax Jail" bezeichnet Einrichtungen in Montana, in denen Luxusautos sicher gelagert werden können, bis die gesetzlichen Auflagen des Heimatstaates des Besitzers erfüllt sind. In diesen Anlagen übernehmen spezialisierte Dienstleister wie Auto Concierge die Verwaltung, Pflege und technische Wartung der Fahrzeuge.
Während das Fahrzeug in Montana geparkt ist, hat der Eigentümer häufig keinen direkten Zugang, kann aber nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit sein Auto legal in seinem Heimatstaat nutzen, ohne die sonst hohen Verkaufssteuern zahlen zu müssen. Dieses Geschäftsmodell hat zur Folge, dass Montana inzwischen eine der höchsten Fahrzeugdichten innerhalb der USA aufweist, obwohl die Einwohnerzahl und die Zahl der zugelassenen Fahrer niedrig sind. 2023 waren nach Berichten etwa 2,3 Millionen Fahrzeuge in Montana registriert, während die Gesamtzahl der lizenzierten Fahrer lediglich bei etwa 879.000 lag. Diese Diskrepanz wird durch die Millionen von Luxusfahrzeugen erklärt, die sich in "Tax Jails" befinden.
Die Betreiber dieser Lagerstätten bieten weit mehr als nur eine Lagerfläche. Für automobile Enthusiasten mit mehreren wertvollen Fahrzeugen besteht die Möglichkeit, die Autos zu einem besonderen Anlass oder einer Zusammenkunft transportieren oder gar auf einer Rennstrecke mieten zu lassen. Die Lagerhäuser verfügen oft über moderne Parksysteme mit mehreren Ebenen und Sicherheitseinrichtungen, um die wertvollen Schätze der Kunden zu schützen. Ein exzellenter Kundenservice, professionelle Fahrzeugpflege und flexible Managementoptionen machen diese Dienstleister zu einer wichtigen Säule in der Welt der Luxusauto-Registrierungen. Die Politik anderer Bundesstaaten reagiert zunehmend gereizt auf diesen Steuertrick.
Insbesondere Staaten mit hohen Verkaufssteuersätzen wie Kalifornien, New York oder Utah versuchen immer mehr, diese Praxis einzudämmen. Utah hat zum Beispiel neue Gesetze erlassen, die dazu zielen, rückwirkend Millionen an Steuern, Strafen und Gebühren von Fahrzeugbesitzern einzufordern, die mittels Montana-LLCs steuerlich Vorteile genießen wollten. Kalifornien geht davon aus, dass es beim Verkauf von etwa 10.000 Fahrzeugen im Wert von fast zwei Milliarden Dollar an Steuerzahlungen entgangen ist. Trotz dieser Widerstände ist das System noch immer legal und wird von vielen wohlhabenden Fahrzeugliebhabern genutzt.
Ein wichtiges Detail dabei ist, dass Bewohner von Bundesstaaten mit strengen Regeln ihre Fahrzeuge oftmals weiterhin in Montana lagern müssen, um die Anforderungen für Steuerbefreiungen zu erfüllen. Das bedeutet für viele Supercar-Besitzer eine räumliche Trennung von ihrem Fahrzeug, zumindest solange die steuerlichen Hürden nicht überwunden sind. Bei einigen Luxusauto-Eigentümern führt dies sogar zu Reisen nach Montana, um ihr Fahrzeug an seinem Lagerort zu besichtigen oder kurze Fahrten zu unternehmen. Das zeigt die besondere Beziehung, die Menschen zu ihren Supersportwagen entwickeln. Einige Betreiber dieser "Tax Jails" berichten, dass Kunden ihre Fahrzeuge zu Events wie der Monterey Car Week bringen, um dort ihre Sammlungen vollständig nutzen und präsentieren zu können.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Rolle von Personen wie Scott Elrod, einem ehemaligen Schauspieler, der heute in diesem Geschäft tätig ist. Er besitzt nicht nur LLC-Managementfirmen, die Fahrzeuge für Kunden registrieren, sondern auch die zugehörigen Lagerstätten und Transportfirmen. Durch diese Integration kann er seinen Kunden umfassende Dienstleistungen bieten – von der Firmengründung bis zur Fahrzeugübergabe und Wartung. Es gibt jedoch nicht nur Lob für das System. Einige Bundesstaaten wie Wyoming haben Gesetzgebungen erlassen, die die Steuervermeidungsstrategie durch Montana LLCs verhindern.
Dort sind Einwohner verpflichtet, ihre Fahrzeuge im eigenen Bundesstaat zu registrieren, wenn sie sie dort nutzen. Wer gegen diese Regeln verstößt, muss mit Bußgeldern und Formalitäten rechnen. Die Behörden haben in den letzten Jahren wiederholt Verfahren gegen solche Fälle gewonnen. Juristische Berater empfehlen Besitzern mit Wohnsitz in Wyoming daher, ihre Autos in Montana oder einem anderen Bundesstaat außerhalb von Wyoming zu lagern und zu registrieren, damit sie nicht gegen lokale Gesetze verstoßen. Für Nicht-Wyoming-Einwohner mit Zweitwohnsitzen im Bundesstaat ist der Weg frei, ihre Fahrzeuge im Frühjahr oder Sommer vorübergehend nach Wyoming zu transportieren.
Diese komplexe Lage zeigt die Feinheiten des amerikanischen Bundesstaates-Systems in Bezug auf Steuerrecht und Fahrzeugregistrierung. Montana hat durch seine Gesetzgebung eine Nische auf dem Markt erschaffen, die zahlreichen Supercar-Besitzern enorme Einsparungen ermöglicht. Gleichzeitig bringt das System Herausforderungen für andere Bundesstaaten und deren Steuerbehörden mit sich. Abschließend lässt sich sagen, dass die Montana-Kennzeichen auf unzähligen Supersportwagen nicht nur eine optische Besonderheit sind. Sie sind Ausdruck eines ausgeklügelten Legaltricks, der es den Superreichen erlaubt, durch sorgfältige Planung erhebliche Steuerzahlungen zu vermeiden.
Das Prinzip nutzt die bundesstaatlichen Unterschiede aus und verbindet es mit Logistik, Kundenservice und rechtlicher Beratung. Ob und wie lange dieses Modell in seiner aktuellen Form Bestand hat, bleibt abzuwarten, da politische Gegenmaßnahmen immer häufiger werden. Für passionierte Autoliebhaber ist Montana aber jetzt schon das inoffizielle Epizentrum für die Lagerung und Registrierung von Luxusfahrzeugen in den Vereinigten Staaten.