Die weltweite Begeisterung für japanische Anime steigt kontinuierlich und stellt Studios vor immer größere Herausforderungen, qualitativ hochwertige Inhalte in immer kürzeren Zeiträumen zu produzieren. Mit dem Ziel, diesen Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig die Produktionsprozesse zu modernisieren, verfolgt Toei Animation, eines der ältesten und renommiertesten Animationsstudios Japans, einen innovativen Weg. Das Unternehmen plant, Künstliche Intelligenz (KI) in vielfältigen Produktionsschritten einzusetzen, um die Effizienz zu erhöhen und die Qualität der Anime auf ein neues Niveau zu heben. Die Ankündigung von Toei Animation kam im Zusammenhang mit einer bedeutenden Investition in Preferred Networks (PFN), ein Unternehmen, das für seine Spitzenleistungen im Bereich der KI-Technologie in Japan bekannt ist. Die Kooperation zielt darauf ab, Synergien zwischen fortschrittlicher KI und traditionellen Animationsmethoden zu schaffen.
Dabei ist eine gemeinsame Entwicklung neuer Geschäftsmodelle genauso gewünscht wie die Optimierung der internen Produktionsabläufe. Die Zusammenarbeit zwischen Toei Animation und PFN könnte sogar in einem Joint Venture münden, das innovative Anwendungen von KI speziell für die Anime-Produktion erforscht und verwirklicht. Toei Animation hat in seinem Finanzbericht für das Geschäftsjahr 2025 bereits konkrete Anwendungsbereiche genannt, in denen KI eingesetzt werden soll. Dazu zählen unter anderem die automatische Generierung von Storyboards und Layouts, die Anpassung und Korrektur von Farbgebungen sowie die Verbesserung von Linienzeichnungen. Besonders bemerkenswert ist die Anwendung von KI in der sogenannten In-Between-Animation, also den Zwischenbildern, die die Bewegungen zwischen zwei Schlüsselbildern flüssig machen.
Zudem soll KI dazu dienen, Hintergründe aus Fotos zu generieren und visuell ansprechende Anime-Settings effizienter zu gestalten. Diese Schritte sind nicht die erste Erfahrung von Toei Animation mit KI. Bereits im Jahr 2021 arbeitete das Studio mit Preferred Networks an einem experimentellen Kurzfilm-Projekt namens URVAN, bei dem die KI-Technologie Scenify verwendet wurde, um Fotos in Anime-ähnliche Hintergründe umzuwandeln. Dabei wurde die Zeit zur Erstellung von Hintergründen auf ein Sechstel der üblichen Dauer reduziert, was zeigt, welch enormes Potenzial KI für zeitsparende und dennoch künstlerisch hochwertige Produktionstechniken bietet. Die Idee hinter der Integration von KI in die Anime-Produktion ist vielschichtig.
Einerseits reagiert Toei Animation auf den steigenden globalen Bedarf an Anime-Inhalten, der traditionelle Produktionskapazitäten schnell übersteigen kann. Gerade der weltweite Boom von Streaming-Plattformen, die eine wachsende Anzahl von Anime-Serien und Filmen anbieten, fordert effizientere Methoden, ohne dabei die künstlerische Qualität zu beeinträchtigen. Andererseits sollen intelligente Technologien kreative Prozesse unterstützen, sodass Animatorinnen und Animatoren sich mehr auf anspruchsvolle Arbeiten konzentrieren können, während Routineaufgaben automatisiert werden. Der Einsatz von KI bringt dabei durchaus Herausforderungen mit sich. Einerseits versprechen Effizienzsteigerungen und neue kreative Werkzeuge nahezu unbegrenzte Möglichkeiten.
Andererseits befürchten viele Akteure der Animebranche, dass die Automatisierung Arbeitsplätze gefährden oder die künstlerische Integrität von Hand animierten Werken verändern könnte. Toei Animation zeigt sich jedoch offen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technik und betont, dass KI den Kreativen Unterstützung bieten und nicht die menschliche Schaffenskraft ersetzen soll. Darüber hinaus ist Toei Animation nicht das einzige Studio, das KI-Technologie in seine Produktionsprozesse integrieren möchte. Das R&D-Team von OLM Digital beispielsweise arbeitet am Forschungsprojekt ANIMINS (ANIMe INSight), das darauf abzielt, künstliche Intelligenz in verschiedene Schritte der Anime-Produktion einzubinden und so die gesamte Workflow-Effizienz zu steigern. Dabei haben mehr als zehn große Anime-Studios ihre Bereitschaft signalisiert, die Ergebnisse zu testen und in der Praxis anzuwenden.
Das zunehmende Engagement verschiedener Akteure im Anime-Sektor bei Investitionen und der Entwicklung von KI-Technologien zeigt, dass die japanische Animationsindustrie eine technologische Transformation durchläuft. Neben Toei Animation investieren auch große Partner wie Kodansha, Sekisui House, TBS Innovation Partners, Sumitomo Mitsui Trust Bank und Mitsubishi UFJ Trust and Banking Corporation in Preferred Networks. Diese Vernetzung zwischen Medienhäusern, Finanzinstituten und Technologieunternehmen ermöglicht es, enorme finanzielle Mittel und Know-how zu bündeln, um den Wandel hin zur KI-gestützten Animation voranzutreiben. Zusätzlich fördern Unternehmen wie Mizuho Kooperationen und Fonds, die sich gezielt auf die finanzielle Unterstützung von Anime-Filmen konzentrieren. Parallel wurde im Fernsehen mit der Gründung von CIP, einer neuen Gesellschaft zur IP-Entwicklung, der Grundstein gelegt, um kreative Inhalte im großen Stil und mit Hilfe von KI-Unterstützung zu erschaffen.
All diese Entwicklungen unterstreichen, wie wichtig der Innovationsgedanke für die Branche ist, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die Vorteile von KI in der Anime-Produktion sind vielfältig. Durch automatisierte Prozesse können zeitaufwändige und monotone Tätigkeiten erheblich beschleunigt werden. Die Implementierung von KI-gesteuertem Farbmanagement und Linienkorrektur beispielsweise entlastet Animatorinnen und Animatoren, sodass deren kreative Energie besser genutzt werden kann. Ebenso können durch künstliche Intelligenz Hintergrundbilder schneller und dennoch mit hoher künstlerischer Qualität gestaltet werden.
Die automatisierte Zwischenbild-Generierung sorgt zudem für eine flüssigere Animation bei gleichzeitig reduziertem Zeitaufwand. Toei Animation sorgt hierfür mit industriellen Pilotprojekten und gezieltem Wissenstransfer an KI-Firmen wie Cinnamon AI auch dafür, dass Technologien wie automatisierte Kolorierung und Szenenentwicklung nicht nur theoretisch existieren, sondern in der Praxis reibungslos funktionieren. Solche Partnerschaften tragen dazu bei, die Anime-Produktion nachhaltig zu modernisieren und gleichzeitig die Innovation voranzutreiben. Die Bedeutung von KI zeigt sich außerdem darin, dass Toei Animation sich nicht nur als Anwender, sondern auch als Investor positioniert und Anteile an Preferred Networks erwirbt. Dies verdeutlicht das langfristige Interesse und die strategische Ausrichtung des Studios, eine führende Rolle in der Weiterentwicklung von KI-Technologien für die Animator-Branche einzunehmen.
Trotz aller Fortschritte bleibt die Debatte über die richtige Balance zwischen menschlicher Kreativität und maschineller Unterstützung kontrovers. Während viele Branchenexperten die Notwendigkeit und die Chancen von KI betonen, gibt es auch Skepsis. Einige Kreative befürchten, dass eine zu starke Automatisierung den Charakter und die Seele von Anime negative beeinflussen könnte. Daher setzen sich manche Stimmen dafür ein, dass neben technologischem Fortschritt auch strukturelle Probleme wie ungerechte Arbeitsbedingungen, Rechteverteilung und mangelnde Ressourcen im Animationsbereich dringend adressiert werden müssen. Insgesamt zeigt Toei Animations Weg deutlich, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Anime-Produktion kein bloßes Zukunftsversprechen mehr ist, sondern konkret umgesetzt wird.