Circle, das Unternehmen hinter dem beliebten Stablecoin USDC, hat offiziell seinen Börsengang eingereicht. Dieser Schritt markiert einen Meilenstein nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern für die gesamte Krypto- und Stablecoin-Branche. Mit dem geplanten Listing an der New Yorker Börse unter dem Tickersymbol „CRCL“ beschäftigt sich die Öffentlichkeit unmittelbar mit der Frage, wie dieser IPO die Konkurrenz zu Tether beeinflussen könnte, das mit seinem Stablecoin USDT nach wie vor den Markt dominiert. Die finanzielle Situation von Circle stellt jedoch eine Herausforderung dar. Trotz steigender Umsätze von 1,68 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024, verglichen mit 1,45 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023, sind die Gewinnzahlen rückläufig.
Der Nettogewinn sank auf 155,7 Millionen US-Dollar, was einen deutlichen Rückgang darstellt, und auch das EBITDA ging um 29 Prozent zurück. Dies verdeutlicht, dass der IPO für Circle unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stattfindet. Ein besonderer Fokus liegt auf den hohen operativen Kosten und der starken Abhängigkeit von Coinbase, die als wichtiger Partner fungiert und als Hauptvertriebskanal für USDC dient. Mit Payouts von rund 908 Millionen US-Dollar an Coinbase überschreiten die Zahlungen sogar den Nettogewinn des Unternehmens massiv. Diese Konzentration birgt Risiken, sollte sich die Partnerschaft oder der regulatorische Status von Coinbase verändern.
Das auf Marktkapitalisierung bezogene Verhältnis zwischen USDC und Tether ist noch eindeutig: USDT hält rund 61 Prozent, während USDC auf etwa 25 Prozent kommt. Doch die Konkurrenz wächst, vor allem durch neue Stablecoins wie PayPal USD und Ripple USD, die sich gezielt in regulierten Märkten und bei Unternehmenskunden etablieren. Die Entscheidung von Circle, an die Börse zu gehen, wird von Experten als bedeutendes Signal für die Stabilität und Reife des Stablecoin-Marktes gesehen. Der Börsengang bringt mehr Transparenz und bietet institutionellen Anlegern eine sicherere Option in einem Sektor, der lange von Undurchsichtigkeit geprägt war. Die Verpflichtung zu regelmäßigen Prüfungen und die Offenlegung der Reserven wirken sich positiv auf das Vertrauen aus, besonders im Vergleich zu Tether, das zwar offen über seine Marktdominanz berichtet, aber weiterhin im Hinblick auf Prüfungen und Finanzdaten eher undurchsichtig bleibt.
Trotz zunehmender Regulierungen und der steigenden Bedeutung von Compliance verweist die Dominanz von Tether darauf, dass Verbreitung und Infrastruktur weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. USDT hat insbesondere in der Asien-Pazifik-Region und auf dezentralen Plattformen eine fest etablierte Nutzerbasis, die nicht leicht zu verdrängen ist. In weniger regulierten Märkten bieten Tethers Einfachheit und Liquidität einen klaren Vorteil, insbesondere für schnelle grenzüberschreitende Transaktionen. Die Dynamik zwischen USDC und USDT kann als Kampf zwischen regulatorischer Konformität und Marktmacht verstanden werden. USDC wird von vielen als die transparentere und insgesamt vertrauenswürdigere Alternative betrachtet, mit einem starken Fokus auf US-Märkte und institutionelle Investoren.
Dennoch profitiert Tether von einer bestehenden, umfassenden Integration in diverse Handelsplätze und Ökosysteme, was dessen Stellung im globalen Stablecoin-Bereich festigt. Weitere Herausforderungen für Circle ergeben sich aus der Volatilität der Zinssätze. Ein Rückgang der Zinssätze um 200 Basispunkte könnte laut Angaben von Circle zu Verlusten in Höhe von über 400 Millionen US-Dollar führen. Da ein Großteil der Einnahmen aus Zinsen auf Reserveanlagen wie beispielsweise US-Staatsanleihen stammt, ist Circle stark von der Marktentwicklung abhängig. Im Gegensatz dazu ist das Geschäftsmodell von Tether weniger transparent, sodass die Auswirkungen auf zukünftige Erträge schwerer abzuschätzen sind.
Die Abhängigkeit von Coinbase verschärft die Risiken zusätzlich. Ein regulatorisches Problem oder eine strategische Neuausrichtung seitens Coinbase hätte unmittelbare negative Auswirkungen auf Circle. Diese Abhängigkeit zeigt sich in den hohen Auszahlungen an das Unternehmen, die einen erheblichen Teil von Circles Gewinn schmälern und die Margen unter Druck setzen. Ein weiterer Faktor, der den künftigen Wettbewerb prägen wird, ist die Fähigkeit von Circle, sein Geschäftsmodell zu diversifizieren. Experten sind sich einig, dass das reine Verlassen auf Zinserträge und die enge Partnerschaft mit Coinbase langfristig nicht ausreichend sind, um Tether zu überholen.
Vielmehr sollten Bereiche wie DeFi-Integration, Liquiditätsdienstleistungen und neue Finanzprodukte mit Fokus auf institutionelle Investoren und nachhaltige Renditen ausgebaut werden. Der Börsengang bietet Circle zugleich eine Chance, die Wahrnehmung bei traditionellen Finanzakteuren zu verbessern. Durch die Verpflichtung zu Transparenz und regulatorischer Compliance positioniert sich das Unternehmen als vertrauenswürdiger Partner. Dies könnte helfen, die Akzeptanz auch in regulatorisch sensiblen Märkten Europas und den USA zu erhöhen und institutionelle Gelder stärker in USDC zu lenken. Dennoch ist die Herausforderung erheblich.
Tether hält sich weiterhin als dominanter Spieler, nicht zuletzt durch seine Integration in verschiedene dezentrale Plattformen und eine starke Präsenz in nicht-traditionellen Märkten. Die Fragmentierung des Stablecoin-Marktes spiegelt sich in unterschiedlichen Nutzerpräferenzen wider: Während konservative Investoren und Institutionen USDC bevorzugen, setzen viele Liquiditätsanbieter und Trader weiterhin auf USDT. Damit steht fest, dass der IPO von Circle einen wichtigen Impuls für mehr Transparenz und regulatorische Sicherheit im Stablecoin-Bereich setzt. Ob dies jedoch ausreicht, um Tethers dominierende Position zu gefährden, bleibt abzuwarten. Das Rennen um Marktanteile wird nicht nur von technologischen Innovationen, sondern auch von geopolitischen und regulatorischen Entwicklungen beeinflusst.
Circle muss nicht nur finanziell widerstandsfähiger werden, sondern auch seine strategische Positionierung schärfen und das Portfolio erweitern. Perspektivisch kann der Player, der besser auf regulatorische Anforderungen reagiert und gleichzeitig eine breite Nutzerschaft adressiert, die Nase vorn haben. Die nächsten Jahre werden daher zeigen, ob Circle mit dem IPO und einer fokussierten Wachstumsstrategie Tethers Dominanz wirklich in Frage stellen kann oder ob sich der Markt weiter in eine fragmentierte Landschaft mit mehreren starken Akteuren entwickelt. Fazit: Der Börsengang von Circle stellt einen bedeutenden Schritt für den Stablecoin-Sektor dar, indem er das Thema Transparenz und regulatorische Compliance in den Vordergrund rückt. Trotz der Herausforderungen durch rückläufige Gewinne, hohe Kosten und Abhängigkeit von Coinbase wird der IPO von vielen als Signal für eine Reifung des Marktes wahrgenommen.
Ob USDC langfristig Tether vom Thron stoßen kann, hängt entscheidend von der Innovationskraft, Diversifikation und der Fähigkeit ab, institutionelles Vertrauen weiter zu gewinnen. Die Stablecoin-Zukunft bleibt spannend und wird maßgeblich von den kommenden Entwicklungen rund um Circle und seine Konkurrenten geprägt.