Die britische Niederlassung von Deloitte hat in ihrem neuesten Beförderungszyklus die Zahl der Partnerschaften signifikant reduziert. Insgesamt wurden in diesem Jahr nur 60 Mitarbeiter zu Partnern ernannt, was eine Verringerung um 25 % gegenüber den 81 Beförderungen im vorherigen Jahr bedeutet. Dieser Schritt ist nicht nur eine interne Strategieentscheidung, sondern wird allgemein als ein deutliches Zeichen für den zunehmenden Druck gewertet, der derzeit auf die Big Four – also Deloitte, PwC, EY und KPMG – lastet. Nach Jahren starker Expansion und dynamischen Wachstums sieht sich die Branche nun mit wirtschaftlichen Herausforderungen und einem sich wandelnden Marktumfeld konfrontiert, die tiefgreifende Anpassungen erforderlich machen. Die Beratungsbranche, insbesondere die großen Prüfungs- und Beratungsunternehmen, steht aktuell vor einer Reihe von Problemen.
Die weltweite Konjunkturabkühlung, steigende regulatorische Anforderungen und verschärfter Wettbewerb führen dazu, dass Wachstum nicht mehr wie in den Vorjahren garantiert ist. Deloitte UK verzeichnete im Finanzjahr 2024 nur noch ein Umsatzwachstum von 2,4 Prozent, ein drastischer Rückgang im Vergleich zum starken Wachstum von 14 Prozent im Jahr zuvor. Diese Entwicklung wirkt sich unmittelbar auf interne Strukturen und Incentives aus. Die Partnerschaftsstruktur innerhalb von Deloitte ist traditionell ein entscheidender Faktor für den unternehmerischen Erfolg. Partner verfügen entweder über equity-Anteile am Unternehmen oder sind als non-equity Partner auf Gehaltsbasis angestellt.
Equity-Partner profitieren direkt von den Jahresgewinnen und tragen somit maßgeblich zur Steuerung und Entwicklung der Firma bei. Interessanterweise hat Deloitte UK die Zahl der Umwandlungen von non-equity zu equity Partnern deutlich erhöht und mehr als doppelt so viele Beförderungen in dieser Kategorie vorgenommen wie im Vorjahr. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen zwar insgesamt weniger neue Partner ernennt, jedoch jenen, die befördert werden, eine stärkere unternehmerische Bindung und Verantwortung übertragen möchte. Richard Houston, CEO und Senior Partner von Deloitte UK, betonte in einer Pressemitteilung, dass die Partnerschaft ein zentraler Pfeiler der Unternehmenskultur bleibe und für den Markterfolg von größter Wichtigkeit sei. Trotz der insgesamt zurückhaltenden Beförderungszahlen zeige die Erhöhung der equity-Partner eine klare Zuversicht in die zukünftigen Wachstumsperspektiven und die strategische Ausrichtung des Unternehmens.
Dennoch bleibt offen, wie viele equity-Partner in der Vergangenheit ausgeschieden sind, was im Zusammenhang mit den rückläufigen Gesamtzahlen eine wichtige Rolle spielen könnte. Neben der reduzierten Anzahl von Beförderungen verweist eine interne Mitteilung von Houston auf weitere Einschnitte bei den Boni, insbesondere im Consulting-Bereich. Das Memo, welches Business Insider einsehen konnte, informiert die Mitarbeiter darüber, dass sie mit rund 80 Prozent ihres üblichen Bonus rechnen müssen, da die Leistungsziele deutlich verfehlt wurden. Diese Maßnahme betrifft nicht nur die Angestellten, sondern auch die Partner in der Beratungsdivision. Solche Einsparungen sind ein deutliches Indiz dafür, dass Deloitte UK angesichts des verschärften Wettbewerbs und veränderter Kundenanforderungen seine internen Kostenstrukturen anpasst, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Analyse der Partnerzahlen bei den Big Four in Großbritannien zeigt, dass Deloitte nicht das einzige Unternehmen ist, das auf diesen Trend reagiert. PwC, KPMG und EY verzeichnen ebenfalls einen Rückgang bei der Zahl der Partner. Dies unterstreicht, dass die Branche insgesamt unter erheblichem Druck steht, Innovation und Effizienz neu zu justieren. Ursachen hierfür sind unter anderem veränderte regulatorische Rahmenbedingungen, besonders im Bereich der Wirtschaftsprüfung, steigende Anforderungen an Compliance und die zunehmende Digitalisierung. Die sinkende Dynamik beim Partnernachwuchs dürfte langfristig auch Auswirkungen auf die Führungsstruktur und die Hiring-Strategien haben.
Eine geringere Zahl neuer Partner bedeutet zugleich, dass künftige Führungskräfte und Entscheidungsbefugte seltener von außen rekrutiert werden. Innerhalb der Unternehmen ist somit ein stärkerer Fokus auf die Entwicklung und Bindung von Talenten notwendig, um die langfristige Stabilität zu gewährleisten. Darüber hinaus zeigen die jüngsten Daten, dass Deloitte UK inzwischen 1.356 Partner beschäftigt. Die prozentuale Zusammensetzung verrät ebenfalls wichtige Trends hinsichtlich Diversität und Inklusion: rund 31 Prozent der Partner sind weiblich und 12 Prozent stammen aus ethnischen Minderheiten.
Diese Zahlen zeigen, dass Deloitte in diesen Bereichen Fortschritte macht, die Diversitätsprozesse und die Repräsentanz in der Leadership-Ebene gezielt unterstützt werden. Die Verschiebungen innerhalb der Partnerstruktur und die Anpassung der Bonuszahlungen sind zugleich ein Indikator für die laufende Transformation der Branche. Die Big Four positionieren sich zunehmend als Technologie- und Beratungsunternehmen mit einem breiteren Dienstleistungsangebot, das über die traditionelle Wirtschaftsprüfung hinausgeht. Gleichzeitig sind sie gefordert, in einem zunehmend volatilen wirtschaftlichen Umfeld agil zu bleiben und sich an veränderte Kundenanforderungen anzupassen. Dies wirkt sich direkt auf die Unternehmenskultur und die Vergütungssysteme aus.
Angesichts der Veränderungen auf dem Markt muss Deloitte UK auch seine interne Partnerschaftsstruktur hinterfragen, um langfristig attraktiv zu bleiben und Talente für Führungspositionen gewinnen zu können. Die Erhöhung der equity-Partnerquote kann in diesem Zusammenhang als eine Maßnahme verstanden werden, um die Bindung der wichtigsten Mitarbeiter zu stärken und Verantwortung gezielter zu verteilen. Zugleich kann diese Entwicklung eine Antwort auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck sein, der auch durch neue Marktteilnehmer und technologische Disruptionen verstärkt wird. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Reduzierung der Partnerbeförderungen bei Deloitte UK ein deutliches Zeichen für die Herausforderungen ist, mit denen die Big Four heute konfrontiert sind. Die Branche erlebt eine Phase des Umbruchs, in der finanzielle Zurückhaltung, verstärkte Fokussierung auf Profitabilität und strategische Neuausrichtungen im Vordergrund stehen.