In Großbritannien erleben Supermärkte derzeit eine verstärkte Preiskonkurrenz, die von intensiven Werbeaktionen und Nachlässen geprägt ist. Die bedeutendsten Einzelhandelsunternehmen investieren Hunderte Millionen Pfund in spezielle Angebote, um Kunden zu gewinnen und ihren Marktanteil zu sichern. Während die Lebensmittelpreise insgesamt weiterhin steigen, versuchen die Händler, mit attraktiven Rabatten das Interesse der Verbraucher zu wecken. Dieser Trend wird von Marktforschungsunternehmen wie Kantar genau beobachtet und spiegelt sich deutlich in den Verkaufszahlen und der strategischen Ausrichtung der Unternehmen wider. Kantar berichtet, dass rund 30 Prozent der Ausgaben bei den größten britischen Supermärkten in einem Zeitraum von vier Wochen bis Mitte April direkt in Sonderaktionen und Preisnachlässe flossen.
Das bedeutet, dass fast ein Drittel der gesamten Verkaufsumsätze durch spezielle Promotionen getrieben wird. Dies ist ein klares Zeichen dafür, wie wichtig Preisangebote im aktuellen Wettbewerbsumfeld geworden sind. Fraser McKevitt, Leiter für Handel und Verbrauchereinblicke bei Kantar, erläutert, dass vor allem Preisnachlässe als zentrales Instrument genutzt werden, um sich im Markt zu behaupten. Die meisten dieser Angebote stehen zudem in Verbindung mit Treueprogrammen der Handelsketten. Das Besondere ist, dass bei Tesco und Sainsbury’s fast 20 Prozent aller verkauften Artikel preislich angeglichen werden.
Diese vergünstigten Produkte nehmen einen bedeutenden Anteil in den Einkaufswagen der Kunden ein und kommen in fast zwei Drittel aller Einkäufe vor. Die Investition in verbilligte Produkte ist deutlich gestiegen – allein bei diesen Aktionen wurde ein Zuwachs von 347 Millionen Pfund verzeichnet. Die Margen in der Lebensmittelbranche sind traditionell sehr eng, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Kostendruck für Verbraucher zwingen die Händler zu einem aggressiven Preiskampf. Die Herausforderungen der steigenden Lebenshaltungskosten schaffen für viele Verbraucher zusätzliche Belastungen, weshalb die Supermärkte verstärkt versuchen, mit Rabatten zu entlasten, auch wenn dies kurzfristig die Gewinne schmälert. Ein aktuelles Beispiel für die Auswirkungen dieses Wettbewerbs ist Asda.
Das Unternehmen kündigte an, dass es für das laufende Jahr mit deutlich niedrigeren Gewinnen rechnet, plant aber gleichzeitig, verstärkt in niedrigere Preise zu investieren. Allan Leighton, Vorsitzender der privat geführten Unternehmensgruppe von Asda, betonte, dass es sich hierbei nicht um eine Warnung vor einem Gewinnrückgang, sondern um eine bewusste Investitionsentscheidung handelt. Diese Ankündigung hatte direkte Auswirkungen auf den Marktwert von Konkurrenzunternehmen wie Tesco, Sainsbury’s und Marks & Spencer, die an einer Börsenwoche insgesamt etwa 4 Milliarden Pfund verloren. Asda reagierte mit Preisreduzierungen auf rund 1.500 Produkte, die zum Teil stark beachtete Markenartikel betreffen wie Cathedral City Cheddar oder Head & Shoulders Shampoo.
Seit Anfang des Jahres hat Asda insgesamt die Preise bei fast 10.000 Produkten gesenkt, was eine beachtliche Größenordnung darstellt. Trotz dieser massiven Preissenkungen musste Asda allerdings auch einen Rückgang der Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen und war damit die einzige der großen Handelsketten mit negativen Verkaufsentwicklungen in den letzten drei Monaten. Obwohl die Supermärkte vermehrt mit Preisaktionen locken, steigen die durchschnittlichen Lebensmittelpreise weiterhin an. Laut Kantar erreichte die Inflation für Lebensmittelpreise in den vier Wochen bis zum 20.
April mit 3,8 Prozent den höchsten Stand seit über einem Jahr. Im Vergleich zum Tiefststand von 1,4 Prozent im Oktober 2024 ist dies ein deutlicher Anstieg und zeigt, wie dynamisch und angespannt die Situation derzeit ist. Ein besonderer Faktor ist das saisonale Verhalten der Verbraucher. Trotz steigender Preise zeigte besonders die Osterzeit, dass Kunden bereit sind, für bevorzugte Produkte mehr auszugeben. Insgesamt stiegen die Ausgaben während der vier Wochen vor Ostern im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent.
Das gilt auch für Schokolade, deren Preise um 17,4 Prozent angezogen haben. Allerdings konnte die Menge an verkauften Schokoladeneiern dennoch leicht um 0,4 Prozent gesteigert werden, was die anhaltende Beliebtheit solcher saisonaler Artikel demonstriert. Neben traditionellen Produkten wie Schokolade ist auch das Einkaufsverhalten bei Frischfleisch interessant. Lamm blieb das meistgefragte frische Fleischstück zum Osteressen, gefolgt von Rind und Schwein. Mit dem Wetterwechsel und sinkenden Temperaturen während der Osterzeit griffen viele Haushalte auch wieder zur Grillware.
Besonders Burger verzeichneten einen Absatzanstieg von 31 Prozent innerhalb eines Monats. Diese Beobachtungen unterstreichen die Vielseitigkeit und Flexibilität der Verbraucher bei ihren Einkaufsentscheidungen trotz Preissteigerungen. Insgesamt zeigt die aktuelle Lage in Großbritannien, wie wichtig Preisangebote und Werbeaktionen im Lebensmitteleinzelhandel sind, um Verbraucher trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten zu gewinnen und zu halten. Die Supermärkte stehen vor der Herausforderung, zwischen profitabler Preisgestaltung und dem Bedürfnis der Kunden nach günstigeren Produkten zu balancieren. Die aggressive Investition in Promotionen führt zwar kurzfristig zu geringeren Gewinnmargen, sichert aber langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und Markenbindung.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Lebensmittelbranche in Großbritannien mitten in einer intensiven Preisrivalität steckt, die den Markt nachhaltig beeinflusst. Während die Gesamtkosten für Lebensmittel steigen, setzen die Händler auf Rabattaktionen, um den Verbrauchern entgegenzukommen und möglichst hohe Verkaufsvolumen zu erzielen. Die nächsten Monate werden zeigen, wie sich dieser Wettbewerb weiterentwickelt und welche Strategien die einzelnen Unternehmen verfolgen, um ihre Marktposition zu festigen und den Herausforderungen der wirtschaftlichen Lage zu begegnen.