Ein bedeutender rechtlicher Schlag gegen das umstrittene LIBRA-Memecoin prägt derzeit die Krypto-Szene. Ein Bundesgericht in Manhattan hat am 28. Mai 2025 beschlossen, rund 57,65 Millionen US-Dollar in USDC-Stablecoins einzufrieren, die mutmaßlich mit dem LIBRA-Skandal in Verbindung stehen. Dieses Ereignis markiert einen entscheidenden Moment in der laufenden Klage, die im Rahmen eines Sammelverfahrens gegen mehrere Akteure aus der Kryptowährungsbranche geführt wird. Die Entscheidung des Southern District of New York (SDNY) erfolgte nach einem Antrag von Burwick Law, vertreten durch Anwalt Max Burwick, der zusammen mit seinem Team für die Kläger tätig ist.
Bei dem Beschluss handelt es sich um eine vorläufige einstweilige Verfügung (Temporary Restraining Order), die die vorerst Sperrung der USDC-Bestände bei Circle anordnete. Am 9. Juni 2025 soll im Rahmen einer weiteren Gerichtsverhandlung entschieden werden, ob die Sperre aufrechterhalten wird, während die Klage weitergeht. Die Hintergründe des Falls sind komplex und werfen ein Schlaglicht auf Fragen der Transparenz und Verantwortung innerhalb der Blockchain-Community. Im Zentrum der Klage stehen die Gründer von Kelsier Ventures – Gideon, Thomas und Hayden Davis – sowie weitere Beteiligte wie KIP Protocol und Meteora einschließlich deren Führungspersonen.
Den Beteiligten wird vorgeworfen, mit dem LIBRA-Memecoin Investoren getäuscht zu haben, indem sie Liquidity Pools manipulierten, um mehr als 100 Millionen US-Dollar unrechtmäßig abzuschöpfen. Der LIBRA-Memecoin sorgte bereits im Februar 2025 für Aufsehen, als er durch einen Tweet des argentinischen Präsidenten Javier Milei einen rasanten Hype erlebte. Der Memecoin erreichte kurzzeitig eine Marktkapitalisierung von 4 Milliarden US-Dollar, bevor er innerhalb weniger Stunden um beeindruckende 94 Prozent einbrach. Das plötzliche Auf und Ab führte zu einem politischen Skandal in Argentinien, der widerhallende Forderungen nach einer Amtsenthebung von Präsident Milei provozierte – auch wenn diese letztlich ohne größere Konsequenzen blieben. Innerhalb Argentiniens wurde inzwischen die offizielle Untersuchung zum LIBRA-Skandal eingestellt.
Am 19. Mai 2025 unterzeichnete Milei ein Dekret zur Auflösung der eigens gebildeten Task Force, die den Fall ursprünglich untersuchen sollte. Diese Entscheidung wurde von verschiedenen Politikern kritisiert, die in dem Vorgehen eine Vertuschung sahen und eine umfassende Aufklärung für gescheitert erklärten. Ökonomen und Mitglieder des argentinischen Parlaments äußerten sich besorgt und bezeichneten die Untersuchung als Farce. Auf technischer Ebene zeigen Daten aus Solanas Blockchain-Explorer Solscan, dass zwei Wallet-Adressen auf der Solana-Blockchain, die zusammen den Großteil der eingefrorenen Summe enthalten, von der Multisig Freeze Authority gesperrt wurden.
Die Wallet „3Fwr…ZQpK“ hält USDC im Wert von etwa 44,59 Millionen Dollar und die Wallet „3nHw…xNgH“ rund 13 Millionen US-Dollar im Stablecoin. Die genaue Herkunft und weitere Verbindungen dieser Wallets werden weiterhin im Rahmen der Ermittlungen geprüft. Die Sperrung der USDC-Bestände verdeutlicht die zunehmenden regulatorischen Herausforderungen und Rechtsstreitigkeiten, mit denen das wachsende Ökosystem der Kryptowährungen konfrontiert ist. Stablecoins, die als digitale Dollar-Abbildungen mit geringerer Volatilität gelten, stehen wegen ihrer Bedeutung im Zahlungsverkehr und in der DeFi-Welt zunehmend im Fokus der Justiz und Finanzaufsicht. Fälle wie der LIBRA-Skandal könnten im internationalen Kontext wegweisend für den Umgang mit Krypto-Betrugsfällen und unseriösen Projekten sein.
Während die Krypto-Community über den Fall diskutiert, zeigt der LIBRA-Skandal exemplarisch die Risiken hinter vielen sogenannten Memecoins und fragwürdigen Krypto-Startups. Trotz der oft spielerischen oder satirischen Natur von Memecoins können sie beträchtliche Summen an Geldern mobilisieren und damit sowohl Investoren als auch Regulierungsbehörden in den Fokus rücken. Der Fall unterstreicht, wie wichtig es ist, Kontrollmechanismen und Transparenzstandards in der Blockchain-Branche zu etablieren. Neben der technischen Überprüfung von Smart Contracts rückt die Rolle von Rechtsinstanzen immer stärker in den Vordergrund, um illegale Machenschaften aufzudecken und verantwortliche Akteure zur Rechenschaft zu ziehen. Investoren und Marktteilnehmer sollten aus den Vorfällen rund um LIBRA lernen, die Risiken bei Investitionen in unregulierte Projekte sorgfältig abzuwägen.
Zudem wächst die Bedeutung einer soliden Due Diligence und der Nutzung vertrauenswürdiger Dienstleistungen und Plattformen. Der Rechtsstreit wird mit Spannung erwartet, da er möglicherweise Präzedenzfälle für ähnliche Fälle in der Zukunft schaffen könnte. Die Sperrung von 57 Millionen USDC durch das US-Gericht könnte auch Signalwirkung für den weiteren Umgang mit stablecoins haben, die im Kryptomarkt eine zentrale Rolle spielen. Ob weitere Mittel eingefroren oder zusätzliche Verfahren gegen andere Beteiligte eingeleitet werden, bleibt abzuwarten. Ebenso offen ist, inwieweit der Fall die Regulierung und politische Diskussionen rund um Kryptowährungen weltweit beeinflussen wird.
Zusammenfassend zeigt der LIBRA-Skandal die Gefahren und Herausforderungen bei der Verflechtung von Technologie, Finanzen und Politik. Der Fall weckt wichtige Fragen zur Verantwortlichkeit in der Blockchain-Welt und erinnert daran, dass trotz der vielversprechenden Möglichkeiten der Kryptotechnologie eine sorgfältige und kritische Betrachtung aller Akteure notwendig ist. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie die Justiz die eingefrorenen Vermögenswerte verwaltet und welche Auswirkungen dies langfristig auf den Markt und die Regulierung haben wird.