Das schwedische Fintech-Unternehmen Klarna, das vor allem für seine innovativen Zahlungs- und Finanzlösungen bekannt ist, betritt mit einem neuen Mobilfunktarif den hart umkämpften US-amerikanischen Telekommunikationsmarkt. Ab Juni 2025 bietet Klarna einen unbegrenzten Mobilfunkvertrag mit 5G-Daten und Anrufen für 40 US-Dollar monatlich an. Diese Erweiterung des Geschäftsmodells stellt einen bedeutenden Schritt dar, der das Potenzial hat, sowohl die Fintech-Branche als auch den Mobilfunkbereich zu verändern und neue Marktkräfte freizusetzen. Klarna hat sich in den letzten Jahren als Marktführer im Bereich der „Buy Now, Pay Later“-Angebote (BNPL) etabliert und genießt unter Verbrauchern ein hohes Vertrauen, insbesondere aufgrund seiner benutzerfreundlichen App und flexiblen Zahlungsoptionen. Mit über 25 Millionen Nutzern allein in den USA richtet sich Klarna nun gezielt an die eigene große Kundschaft und nutzt diese Basis als Sprungbrett für den Einstieg in einen ganz neuen Markt – die Mobilfunkdienstleistungen.
Dieses Konzept der Bündelung von Finanz- und Telekommunikationsdienstleistungen ist Teil eines breiteren Trends unter Fintech-Unternehmen, ihre Leistungsangebote zu diversifizieren. Die Ausweitung von Fintech in die Telekommunikationsbranche ist keine Innovation von Klarna allein. Bereits andere internationale Fintech-Unternehmen wie Deutschlands N26 oder Brasiliens Nubank haben in ihren Heimatmärkten Mobilfunktarife als zusätzliche Serviceoption eingeführt. Ebenso betritt der britische Fintech-Rivale Revolut diesen Bereich, was auf eine zeitgemäße Entwicklung in der Finanzwelt hinweist, bei der Finanzdienstleister zunehmend branchenübergreifend kooperieren oder selbst neue Geschäftsfelder eröffnen. Der Mobilfunktarif von Klarna wird nicht auf einer eigenen Netz-Infrastruktur basieren, sondern als sogenannter Mobile Virtual Network Operator (MVNO) funktionieren.
Ein MVNO bietet Mobilfunkdienste an, ohne ein eigenes Netz zu besitzen; stattdessen wird die bestehende Infrastruktur eines etablierten Netzbetreibers genutzt. Im Fall von Klarna erfolgt die technische Umsetzung über die US-Mobile-Startup Gigs, das eine Plattform bereitstellt, welche von Google unterstützt wird und in Partnerschaft mit dem großen Telekommunikationsanbieter AT&T arbeitet. Dieses Modell ermöglicht es Unternehmen wie Klarna, kostengünstig und agil in den Telekommunikationsmarkt einzutreten. Die Vereinfachung des Zugangs zur MVNO-Landschaft durch innovative Plattformen wie Gigs ist ein entscheidender Faktor, der den Wettbewerb in diesem Segment intensivieren wird. Juniper Research prognostiziert, dass die Qualität und Vielfalt der MVNO-Angebote in den kommenden zwei Jahren erheblich zunehmen wird, wobei viele Unternehmen versuchen werden, eigene Mobilfunktarife zu etablieren.
Gleichzeitig warnt der Analyst Alex Webb vor erhöhten Risiken, da nicht alle MVNO-Projekte ebenso erfolgreich sein werden. Der US-Mobilfunkmarkt selbst ist äußerst groß und dynamisch. Laut Mordor Intelligence wird der Markt für MVNO-Dienste in den USA in diesem Jahr einen Wert von etwa 14,83 Milliarden US-Dollar erreichen und bis 2030 auf knapp 20,84 Milliarden US-Dollar wachsen. Diese Volumina eröffnen enorme Chancen für Unternehmen, die mit innovativen, preislich attraktiven und kundenorientierten Angeboten punkten können. Klarna versucht mit seinem attraktiven Tarifpreis von 40 Dollar für unbegrenzte 5G-Nutzung einen markanten Preisvorteil zu bieten, der die Aufmerksamkeit vieler Neukunden gewinnen kann.
Die Entscheidung, mit dem mobilen Angebot zuerst in den USA zu starten, ist strategisch nachvollziehbar. Klarna hat hier bereits einen großen Kundenstamm und sieht in den USA den größten Wachstumsmarkt für seine neuen Produkte. Geplant ist, dass weitere Märkte wie Großbritannien und Deutschland später im Jahr folgen. Dieses Vorgehen entspricht einem eigenen Trend unter Fintechs, die oftmals zunächst ihre größten oder wirtschaftlich relevantesten Märkte adressieren, bevor sie global expandieren. Die Kombination von Finanzdienstleistungen mit mobilen Kommunikationsdiensten bietet aus Sicht von Klarna eine natürliche Erweiterung des Produktportfolios.
Mit Mobile Payment, Banking-Lösungen und nun auch telefonisch vermittelten Dienstleistungen können Kunden aus einer Hand bedient werden, was den Kundenbindungseffekt deutlich erhöht. Sebastian Siemiatkowski, der CEO von Klarna, beschreibt die Mobilfunkdienstleistung als „natürlichen nächsten Schritt“ in der Entwicklung des Unternehmens zur sogenannten Neobank, die über klassische Bankleistungen hinausgeht und Alltagsprobleme ihrer Kunden umfassender löst. Parallel zur Klarna-Initiative ist in den USA eine verstärkte Zunahme von MVNO-Aktivitäten zu beobachten, bei denen nicht nur etablierte Telekommunikationskonzerne, sondern auch Prominente und andere nicht-traditionelle Unternehmen Markennamen lizenzieren, um eigene Mobilfunktarife zu vermarkten. So sind Namen wie das Familienunternehmen von Ex-Präsident Donald Trump oder Schauspieler Ryan Reynolds im Mobilfunkgeschäft aktiv geworden. Diese Entwicklungen spiegeln wider, wie attraktiv der Markt ist und wie vielfältig die Akteurslandschaft inzwischen aussieht.
Die Kombination von Fintech und Mobilfunkdaten hat das Potenzial, neue digitale Ökosysteme zu schaffen. Ein einheitliches Nutzererlebnis, bei dem Zahlungen, Kreditvergabe, mobiles Surfen und Kommunikation nahtlos ineinander übergehen, hat Zukunft. Hier kann Klarna durch seine starke Marke und sein bewährtes Kundennetzwerk Vorteile erzielen und möglicherweise traditionelle Carrier herausfordern, die oft nur auf das reine Kommunikationsgeschäft konzentriert sind. Vor allem jüngere, digital-affine Kundengruppen könnten sich für solche integrierten Angebote interessieren. Nicht zuletzt profitieren Kunden von der zunehmenden Konkurrenz im MVNO-Markt.
Dies führt oftmals zu innovativeren Angeboten mit einer verbesserten Preis-Leistungs-Balance. Klarna integriert potentielle Finanzdienstleistungen wie Zahlungsaufschübe oder Ratenzahlungen in ein Mobilfunkerlebnis. Hiermit könnten Konsumenten flexibler ihren Mobilfunktarif und die dazugehörigen Kosten steuern, was insbesondere in einem von steigenden Lebenskosten geprägten Umfeld als Mehrwert wahrgenommen werden dürfte. Die Expansion in den Mobilfunkmarkt entspricht einem breiteren wirtschaftlichen Trend, bei dem Unternehmen branchenübergreifend Synergien schaffen, um Wachstumspotenziale besser auszuschöpfen. Für Fintechs wie Klarna ist der Schritt zum MVNO eine Chance, ihre Servicepalette zu verbreitern und langfristig stabilere Einnahmen aus unterschiedlichen Quellen zu generieren.
Die Verbindung von Finanz- und Telekommunikationsdienstleistungen verspricht nicht nur zusätzliche Umsätze, sondern trägt auch zur Kundenbindung bei und kann Klarna helfen, sich stärker als Allround-Dienstleister zu positionieren. Zusammenfassend markiert das mobile Unlimited-Angebot von Klarna in den USA einen symbolträchtigen Moment, der zeigt, wie Fintech-Unternehmen heute ihre Geschäftsmodelle vielfältiger gestalten und traditionelle Branchen herausfordern. Ob und wie erfolgreich Klarna in diesem Markt agieren wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Qualität des Mobilfunkservices, die Preisgestaltung und die Fähigkeit, das bestehende Kundennetz zu aktivieren. Der Einstieg von Klarna dürfte jedoch den Wettbewerb anheizen und für Verbraucher langfristig zu mehr Auswahl und besseren Angeboten führen.