Der Dollar steht am Scheideweg: Ein allmählicher, aber stetiger Rückgang seiner Dominanz In der globalen Finanzwelt gibt es kaum ein Thema, das so viele Meinungen und Spekulationen hervorruft wie die Zukunft des US-Dollars. Oft als „Weltreservewährung“ bezeichnet, hat der Dollar über Jahrzehnte hinweg eine zentrale Rolle im internationalen Handel und in den globalen Finanzmärkten eingenommen. Doch immer mehr Zeichen deuten darauf hin, dass dieser über Jahrzehnte unangefochtene Status nicht für die Ewigkeit bestimmt ist. Der Artikel von Bloomberg mit dem Titel „The Dollar’s Demise May Come Gradually, But Not Suddenly“ skizziert ein Szenario, das sowohl Investoren als auch Wirtschaftswissenschaftler in Alarmbereitschaft versetzt: Das langsame, aber unaufhaltsame Ende der Dollar-Hegemonie. Historisch gesehen hat der Dollar seine Stärke aus mehreren Faktoren geschöpft: der Größe der US-Wirtschaft, der Stabilität des politischen Systems, der Innovationskraft des Land und dem Vertrauen in die US-amerikanische Finanzpolitik.
Jedoch zeigen aktuelle Trends, dass diese Faktoren zunehmend in Frage gestellt werden. Länder wie China, Russland und einige Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben damit begonnen, Initiativen zu ergreifen, die den Dollar zunehmend als Austausch- und Reservemittel in Frage stellen. Eine der größten Bedrohungen für den Dollar ist der Aufstieg der digitalen Währungen, insbesondere der von Zentralbanken unterstützten digitalen Währungen (CBDCs). China ist hier Vorreiter mit dem digitalen Yuan, der bereits in einigen Städten im Alltag getestet wird. Die Vorstellung, dass eine große Volkswirtschaft, die den Dollar herausfordert, eine eigene digitale Währung auf den Markt bringt, gibt viele Anlegern zu denken.
Wenn andere Länder dem Beispiel Chinas folgen, könnte dies die Vorherrschaft des Dollars untergraben und zu einem verstärkten Angebot von Alternativen für den internationalen Handel führen. Eine weitere Sorge sind die geopolitischen Spannungen, die in den letzten Jahren zugenommen haben. Die US-Außenpolitik, insbesondere in Bezug auf Russland und China, hat dazu geführt, dass viele Länder versuchen, ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern. Sanktionen, die von den USA gegen verschiedene Länder verhängt wurden, haben bewirkt, dass diese Länder nach Alternativen suchen, um ihre Wirtschaft nicht dem Einfluss Washingtons auszuliefern. Einige Länder testen bereits den Handel in anderen Währungen, und es zeigt sich ein wachsendes Interesse an bilateralen Handelsabkommen, die den Dollar umgehen.
Darüber hinaus hat die US-amerikanische Geldpolitik, insbesondere die expansive Geldpolitik, die in Reaktion auf die Finanzkrise 2008 und die COVID-19-Pandemie implementiert wurde, zu einer enormen Verschuldung geführt. Die Unsicherheit über die zukünftige Inflation und die Stabilität des Finanzsystems trägt zur Skepsis gegenüber dem Dollar bei. Investoren schauen zunehmend auf Gold und andere materielle Werte als Absicherung gegen mögliche wirtschaftliche Turbulenzen, was die Attraktivität des Dollars als sichere Anlage schwächt. Ein anderer interessanter Punkt ist die Rolle der Eurozone und der Euro. In den letzten Jahren hat der Euro an Einfluss gewonnen, und viele Analysten sind der Meinung, dass der Euro in naher Zukunft eine ernsthafte Konkurrenz zum Dollar darstellen könnte.
Die Europäische Zentralbank hat gezeigt, dass sie bereit ist, neue Wege zu gehen, um den Euro zu stärken, und Initiativen zur Schaffung einer digitalen Version des Euro könnten das Vertrauen in diese Währung weiter erhöhen. Die Herausforderungen für den Dollar sind also vielschichtig, und es gibt mehrere Faktoren, die zu einer graduellen Erosion seiner Dominanz führen können. Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Dollar nicht über Nacht an Macht verlieren wird. Die globale Wirtschaftsordnung ist komplex und stellt viele Akteure vor Herausforderungen, die eine schnelle Abkehr von der US-Währung schwierig machen. Viele Unternehmen und Institutionen haben jahrzehntelang in Dollar denominierten Vermögenswerte gehalten und auf den Dollar als Standard für internationale Transaktionen gesetzt.
Diese Infrastruktur wird nicht einfach über Nacht geändert werden können. Ein langsamer Rückgang könnte sich aber in mehreren Phasen vollziehen. Zunächst könnten Länder beginnen, den Dollar schrittweise durch andere Währungen zu ersetzen, während sie gleichzeitig neue Handelswege und -partnerschaften entwickeln. Diese Veränderungen könnten sich über Jahre hinziehen und in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich schnell voran gehen. In einigen Fällen könnten Länder von den Vorteilen des Handels in ihrer eigenen Währung oder in einer anderen stabilen Währung profitieren und beginnen, den Dollar aus den Augen zu verlieren.