In der dynamischen Welt der Kryptowährungen und Blockchain-Technologie sind nicht-fungible Token, kurz NFTs, zu einem festen Bestandteil geworden – insbesondere im Bereich der digitalen Kunst und kreativen Urheberrechte. Dennoch herrscht oft Unsicherheit darüber, wie Regulierungsbehörden wie die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) NFTs klassifizieren und regulieren sollten. Insbesondere die Frage, ob NFT-Royalties automatisch NFTs zu Wertpapieren machen, sorgt unter Marktteilnehmern, Künstlern und juristischen Experten immer wieder für Diskussionen. SEC-Kommissarin Hester Peirce hat kürzlich eine wichtige Position zu diesem Thema bezogen, die maßgeblich zur Klarheit beiträgt und die Regulierung von NFT-Royalties in einem neuen Licht erscheinen lässt. Hester Peirce, eine der bekanntesten Stimmen innerhalb der SEC, hat in einer Ansprache deutlich gemacht, dass viele NFTs, selbst jene mit eingebauten Mechanismen zur Auszahlung von Sekundärmarkt-Royalties an die ursprünglichen Künstler, höchstwahrscheinlich nicht unter die Definition von Wertpapier fallen.
Dieser Standpunkt ist von großer Bedeutung, da die Klassifizierung eines digitalen Assets als Wertpapier weitreichende regulatorische Konsequenzen nach sich ziehen würde. Ein Wertpapier unterliegt zahlreichen Vorschriften, darunter Registrierungspflichten und Offenlegungspflichten, die eine erhebliche Hürde und Kostenquelle für Entwickler und Künstler darstellen könnten. Die Kernaussage von Peirce ist, dass die Tatsache, dass ein NFT eine Funktion beinhaltet, die dem Künstler bei Wiederverkauf des Tokens eine Zahlung zukommen lässt, nicht zwangsläufig bedeutet, dass der NFT als Wertpapier einzustufen ist. Sie zieht einen direkten Vergleich zu etablierten Geschäftsmodellen wie Streaming-Plattformen, die Musiker, Filmemacher und andere Kreative durch wiederkehrende Einnahmen für die Nutzung ihrer Werke entlohnen. Genau wie diese Lizenzmodelle entfalten NFT-Royalties ihre Zahlungsfunktion allein als Vergütung für geistiges Eigentum und nicht als Beteiligung am Unternehmensgewinn oder an Investments.
Die grundsätzliche Unterscheidung liegt darin, dass Wertpapiere typischerweise ein Recht auf einen Anteil an Unternehmensgewinnen oder Vermögenswerten gewähren und oft eine Erwartung auf Wertzuwachs durch Investition beinhalten. NFT-Royalties hingegen sind analog zum Erhalt von Lizenzgebühren zu betrachten, bei denen der Künstler für jede weiterveräußerte Kopie seines Werkes eine Vergütung erhält, ohne dass der Käufer dadurch eine Beteiligung am Erfolg eines Unternehmens erwirbt. Der Token-Inhaber besitzt also keine Ansprüche, die traditionell mit Wertpapieren verbunden sind, wie etwa Dividenden oder Stimmrechte. Rechtsanwalt Oscar Franklin Tan von Atlas Development Services, einem Kernentwickler der NFT-Infrastruktur, äußerte sich gegenüber der Krypto-Journalistik ähnlich. Tan betonte, dass Peirces Aussagen oft missverstanden oder aus dem Zusammenhang gerissen wurden, denn der Status von NFT-Royalties als Nicht-Wertpapiere ist keineswegs neu oder kontrovers.
Vielmehr verfolge US-amerikanisches Wertpapierrecht das Ziel, Investitionen und Anlagen zu regulieren – nicht aber Zahlungen an Kreative für deren künstlerisches Schaffen. Daher sollten NFT-Royalties rechtlich als gewöhnliches Geschäftseinkommen klassifiziert werden, das außerhalb des regulatorischen Rahmens der SEC liegt. Dies ist ein wichtiger Punkt für viele Künstler und Entwickler, die auf digitale Plattformen setzen, um ihre Werke zu monetarisieren und dabei von der Wertsteigerung ihres Schaffens zu profitieren. Die Absicherung, dass der Erhalt von Sekundärverkäufen-Royalties nicht als Investitionsinstrument bewertet wird, schafft Planungssicherheit und fördert Innovation. Es ermutigt Künstler, Blockchain-Technologien in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren, ohne Angst vor regulatorischen Sanktionen oder zusätzlichen Auflagen.
Allerdings räumt Oscar Franklin Tan auch ein, dass die rechtliche Bewertung komplexer wird, wenn NFTs so strukturiert sind, dass sie Gewinne aus Royalties unter mehreren Token-Inhabern aufteilen. In solchen Fällen kann eine Wertpapierklassifikation durchaus diskutiert werden, weil hier die Merkmale einer Investmentgemeinschaft oder eines kollektiven Gewinnanspruchs vorliegen könnten. Die genaue Abgrenzung ist juristisch herausfordernd und bedarf einer differenzierten Prüfung im Einzelfall. Die Betonung traditioneller Rechtsprinzipien bei der Beurteilung neuer Technologien ist ein weiterer Appell, den Tan an Regulierer und Marktteilnehmer richtet. Seine Frage, ob eine jeweilige Regelung auch im analogen Umfeld ohne Blockchain-Technologie notwendig und sinnvoll wäre, fördert eine nüchterne Betrachtung und vermeidet vorschnelle Überregulierungen.
Diese Haltung trägt dazu bei, dass bewährte gesetzliche Rahmen weiterhin Anwendung finden und zugleich Spielraum für technologische Innovationen bestehen bleibt. Gleichzeitig ist es wichtig, zwischen der Regulierung von NFTs mit Creator-Royalties und der von NFT-Marktplätzen zu unterscheiden. Während Peirce und rechtliche Experten beruhigende Worte hinsichtlich Royalties formulierten, hat die SEC in jüngerer Vergangenheit Anfragen und Untersuchungen gegenüber großen Handelsplattformen für NFTs, wie OpenSea, durchgeführt. OpenSea, der bedeutendste NFT-Marktplatz, erhielt zeitweise einen sogenannten Wells Notice von der SEC, der eine mögliche Einstufung der auf der Plattform gehandelten NFTs als unregistrierte Wertpapiere thematisierte. Dies zeigt, dass trotz der Klarheit bei NFTs mit Royalties die Regulierung für Plattformen, die den Handel ermöglichen, stärker im Fokus der Behörden steht.
Die jüngsten Entwicklungen sind für die gesamte Branche relevant, da Marktplätze für NFTs eine entscheidende Rolle im Ökosystem einnehmen. Entscheidungen, ob solche Plattformen als Broker oder Börsen fungieren und somit strengen Wertpapiergesetzen unterliegen, beeinflussen maßgeblich die regulatorische Landschaft. OpenSea jedenfalls konnte 2025 einen Erfolg verzeichnen, als die SEC ihre Untersuchung offiziell einstellte. Die juristischen Vertreter der Plattform drängten in einem Schreiben an Peirce darauf, klarzustellen, dass Marktplätze wie OpenSea nicht als Börsen oder Broker im Sinne der Wertpapiergesetze einzustufen seien, da sie lediglich Transaktionen ermöglichen, ohne unmittelbar als Intermediäre aufzutreten. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Position von SEC-Kommissarin Hester Peirce eine positive und klare Orientierung für die NFT-Branche bietet.
Die differenzierte Betrachtung von NFT-Royalties als Lizenz- beziehungsweise Geschäftsmodelle und nicht als Investitionen öffnet den Weg für eine innovativere und weniger regulatorisch belastete Entwicklung der Blockchain-basierten Kreativwirtschaft. Dies kommt nicht nur Künstlern zugute, sondern auch den Investoren und Entwicklern, die sichere Rahmenbedingungen für die Nutzung digitaler Assets benötigen. Im Kontext der globalen Krypto-Regulierung stellen die Aussagen Peirces zudem ein Beispiel für einen pragmatischen und technologieoffenen Umgang mit neuen Geschäftsmodellen dar. Gerade in einem schnell wachsenden Markt, der ständig neue Prinzipien und Strukturen erfindet, ist es entscheidend, die Balance zwischen Verbraucherschutz, Marktintegrität und Innovationsfreiheit zu wahren. Die Betrachtung von NFT-Royalties als nicht wertpapierartige Zahlungen trägt zu dieser Balance signifikant bei.
Für Künstler bedeutet diese Klarstellung, dass sie weiterhin kreativ sein und ihre Werke über NFTs vermarkten können, ohne sich permanent Sorgen über regulatorische Probleme machen zu müssen. Gleichzeitig bietet sie Sicherheit und Orientierung für Plattformen, Entwickler und Nutzer, die innovative Lösungen auf Blockchain-Basis schaffen möchten. Insgesamt fördert die Haltung der SEC-Kommissarin damit eine gesunde Entwicklung des NFT-Marktes in den Vereinigten Staaten und signalisiert der internationalen Gemeinschaft, dass ein pragmatischer, auf wirtschaftliche Realitäten abgestimmter Ansatz bei der Regulierung von digitalen Vermögenswerten möglich ist und sein sollte. Dieser Ansatz kann als Maßstab für künftige Regulierungen im Bereich der digitalen Kunst und darüber hinaus dienen.