Institutionelle Akzeptanz

Der lange Kampf um die medizinische Forschung mit Cannabis und Psychedelika

Institutionelle Akzeptanz
My fight to unlock cannabis and psychedelic drugs for use in medical research

Die engagierte Ärztin Sue Sisley kämpft seit Jahrzehnten gegen bürokratische Hürden und politische Vorurteile, um den Weg für die Nutzung von Cannabis und psychedelischen Substanzen in der medizinischen Forschung zu ebnen. Ihr Weg zeigt die Herausforderungen und Chancen in der Entwicklung neuer Therapien gegen Schmerzen, Sucht und PTBS.

Die medizinische Erforschung von Cannabis und psychedelischen Substanzen hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlebt – eine Entwicklung, die vor allem dank hartnäckiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Sue Sisley möglich wurde. Als Ärztin und Forscherin hat Sisley einen jahrelangen, oft mühsamen Kampf geführt, um diese Stoffe aus den engen Fesseln gesetzlicher Verbote zu befreien und als therapeutische Werkzeuge nutzbar zu machen. Ihre Arbeit spielt eine entscheidende Rolle in der Entmystifizierung und Entstigmatisierung von Cannabis und Psychedelika in der Medizin, insbesondere zur Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), Schmerzen und Suchterkrankungen. Der Ursprung ihres Engagements liegt in der direkten Arbeit mit US-amerikanischen Veteranen, die häufig unter PTBS leiden. Viele dieser Patienten nutzten Cannabis als Selbstmedikation – ein Mittel, das ihnen half, Schlafstörungen und Albträume zu lindern, gegen die konventionelle Medikamente wenig ausrichten konnten.

Anfangs hatte Sisley Vorbehalte gegenüber Cannabis, da sie aus ihrer medizinischen Ausbildung heraus nur phasenweise zugelassene Medikamente als legitime Behandlungsoptionen betrachtete. Die wiederholten Berichte und Erfahrungen ihrer Patienten brachten sie jedoch zum Umdenken. Sie erkannte, dass die staatlichen Stellen und die medizinische Ausbildung ihr Bild von Cannabis als gefährlicher Droge geprägt hatten, während die tatsächlichen positiven Wirkungen den Patienten Hoffnung gaben. Die historische Einordnung von Cannabis als sogenanntes „Schedule I“-Betäubungsmittel in den USA machte jegliche Forschung extrem schwer. Nach dem Controlled Substances Act von 1970 wurde Cannabis zusammen mit Heroin und den meisten psychedelischen Substanzen eingestuft, und sein medizinisches Potential wurde offiziell negiert.

Diese Einordnung hatte gravierende Folgen: Für Forscher wurde es nahezu unmöglich, die Substanzen legal anzubauen, zu besitzen oder in Studien zu verwenden. Dies führte zu Jahrzehnten eines stillstehenden Forschungsstands und verzögerte die Entdeckung potenzieller therapeutischer Effekte deutlich. Trotz dieser widrigen Umstände trat Sue Sisley schon in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren offen für die Legalisierung medizinischen Cannabis ein. Dabei wurde sie zu einer der wenigen Stimmen innerhalb der akademischen Medizin, die öffentlich die medizinischen Vorteile von Cannabis ansprach – ein Wagnis in einem von Stigmatisierung und politischen Interessen geprägten Umfeld. Gleichzeitig wurde die Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS) gegründet, eine gemeinnützige Organisation, die sich der Finanzierung und Durchführung von Studien mit psychedelischen Substanzen widmet.

Rick Doblin, Gründer von MAPS, erkannte Sisleys Potential als Brückenbauerin zwischen Patienten, Wissenschaft und Politik und lud sie ein, gemeinsam Cannabis-Forschungsprojekte anzustoßen. 2014 erhielt Sisley mit Unterstützung von MAPS und Mitteln aus dem Bundesstaat Colorado fast 2,2 Millionen US-Dollar, um eine klinische Studie durchzuführen, die den Einsatz von gerauchtem Cannabis bei der Behandlung von PTSD bei Veteranen untersuchen sollte. Die Studie konnte mit der Zulassung durch die US Food and Drug Administration (FDA) und in direkter Kooperation mit dem Gesundheitswesen starten. Doch die politische Realität schlug schnell zurück: Ihre Anstellung an der University of Arizona wurde nicht verlängert – eine Entscheidung, die Sisley auf politischen Druck zurückführt. So wurde ihr gezeigt, wie widerwillig insbesondere akademische Institutionen sind, wenn es um Forschung mit Cannabis und anderen verbotenen Substanzen geht.

Doch diese scheinbare Niederlage entpuppte sich als Wendepunkt. Sisley gründete das Scottsdale Research Institute, ein unabhängiges Forschungszentrum, das ihr die Freiheit und Flexibilität gab, Projekte ohne den institutionellen Ballast einer Universität umzusetzen. Sie richtete ein eigenes Labor ein und konnte mit den Studien weiter fortfahren. Ein zentrales Problem blieb jedoch die Bereitstellung von qualitativ hochwertigem Cannabis für Forschungszwecke. Der US-Regierung war es zu diesem Zeitpunkt nur erlaubt, über die University of Mississippi Cannabis zu liefern – eine Quelle, die sich in der Praxis als völlig unzureichend und teilweise sogar schadhaft erwies.

Sisley erhielt zu Beginn ihrer Studie morsch-pulverisiertes Cannabis, das den Patienten das Einatmen erschwerte und dem beim Verkauf in Apotheken erhältlichen Produkt nicht annähernd entsprach. Die begrenzte Qualität des Cannabis führte dazu, dass Studienergebnisse abgeschwächt wurden, obwohl erste Verbesserungen bei den Teilnehmern erkennbar waren. Sisley machte die unpraktischen und bürokratischen Hindernisse öffentlich. Ihre Vorträge, unter anderem beim South by Southwest Festival in Austin, Texas, brachten ihr breitere Unterstützung ein und riefen die Öffentlichkeit auf den Plan. Ein bedeutender Wendepunkt war ihre Klage gegen die US-Drogenbehörde DEA, die ihre Anträge zur Erteilung einer License zum Anbau von Cannabis für Forschungszwecke über Jahre hinweg unbearbeitet liegen ließ.

Mit Hilfe von Anwälten in Texas zwang sie die Behörde rechtlich zum Handeln. Diese Klage führte dazu, dass die US-Regierung offenlegte, dass sie gegen internationale Abkommen verstoßen hatte, da sie Cannabis ausschließlich an eine einzige Universität vergeben hatte, obwohl das Recht vorsieht, dass eine staatliche Stelle den gesamten Bestand kontrolliert und verteilt. Durch den öffentlichen Druck und den juristischen Druck begann die DEA endlich, mehrere Anträge von Wissenschaftlern zu bearbeiten und endlich die Erlaubnis zum Anbau von medizinisch einsetzbarem Cannabis auszustellen. Sisleys Erfolg ebnete damit den Weg für viele andere Forscher in den USA, die nun in der Lage waren, mit hochwertigem Cannabis vergleichbar zu dem, was Patienten in legalen Bundesstaaten kaufen konnten, klinische Studien durchzuführen. Dies war ein enormer Schritt, um die Datenlage rund um Cannabis signifikant zu verbessern und neue Therapien zu ermöglichen.

Doch die Tätigkeitsfelder von Sisley beschränken sich nicht nur auf Cannabis. Ihr Engagement umfasst auch psychedelische Substanzen wie Psilocybin, das in bestimmten Pilzen vorkommt und eine lange Tradition bei der Behandlung psychischer Erkrankungen wie Clusterkopfschmerzen, Depressionen und auch PTBS hat. Während bei vielen Studien eine synthetisch hergestellte Version von Psilocybin verwendet wird, setzt Sisley auf die Erforschung ganzer, natürlicher Pilze, da sie annimmt, dass die Vielfalt der Stoffe in den gesamten Pilzen weitere positive Effekte hervorrufen könnte. Die FDA genehmigte bald nach Erteilung ihrer Anbau-Lizenz für Cannabis ebenfalls die Nutzung von Psilocybin-Pilzen für klinische Studien. Dieses Vorgehen ist weltweit einmalig.

Zusammen mit Nicole Nichols, die sich auf den Anbau essbarer Pilze spezialisiert hat, entwickelte Sisley innovative Methoden, um Pilze in einer für Studien konformen Form zu verabreichen. Sie experimentierten mit verschiedenen Darreichungsformen wie Tee und Kapseln, fanden schließlich in Schokolade die ideale Form, um die unangenehmen Geschmäcker zu maskieren und die Substanz zu stabilisieren. Dieses Verfahren wurde inzwischen wissenschaftlich publiziert und dient als Standardprotokoll für weitere Studien weltweit. Der gesellschaftliche und politische Wandel, der sich auch in der teilweisen Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis widerspiegelt, hat trotz aller Errungenschaften nicht alle Hürden beseitigt. Ein Zugang zu standardisierten, medizinisch zugelassenen Psychedelika und Cannabis bleibt kompliziert und die Forschung weiterhin mit vielen regulatorischen Herausforderungen konfrontiert.

Doch Sue Sisleys unermüdlicher Einsatz zeigt, dass Engagement, wissenschaftliche Integrität und mutige juristische Schritte nachhaltige Veränderungen bewirken können. Ein besonderer Aspekt ihrer Geschichte ist die Bewältigung persönlicher Herausforderungen. Seit ihrer Geburt lebt Sisley mit einer Sehbehinderung, doch dies hinderte sie nicht daran, einen akademischen und medizinischen Karriereweg zu verfolgen. Die Nutzung moderner Hilfsmittel und ein unterstützendes Umfeld ermöglichen ihr, ihre Forschung mit Fokus und Zielstrebigkeit umzusetzen. Sisleys Engagement geht über die reine Forschung hinaus.

Ihr persönlicher Hintergrund als Ärztin, die mit Patienten im Hospiz zusammenarbeitet, sensibilisiert sie für hohe menschliche Leiden und spiegelt sich in ihrem Wunsch wider, Psychedelika und Cannabis als Mittel eines würdigen Umgangs mit Schmerz, Angst und existenziellen Leiden am Lebensende zu erforschen. Ihre Vision ist die Schaffung neuer therapeutischer Instrumente, die über reine Symptombehandlung hinausgehen und echte Heilung, Stabilität und Lebensqualität schaffen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sue Sisleys Geschichte exemplarisch für den aktuellen Wandel in der Medizin steht. Die Überwindung von politischen und gesellschaftlichen Vorurteilen, die Auseinandersetzung mit alten Gesetzen und die Athletik der Bürokratie sind zentrale Elemente ihrer Arbeit. Ihr Erfolg öffnet Türen für die Erforschung von natürlichen und psychedelischen Substanzen, die jahrzehntelang marginalisiert wurden.

Die Zukunft der Medizin könnte durch solche innovativen Ansätze geprägt sein, die Heilung da ermöglichen, wo konventionelle Medikamententherapien ihr Limit erreichen. Die Vision von Sisley, medizinisches Cannabis und Psychedelika als reguläre Behandlungsmethoden zu etablieren, ist somit nicht nur ein individueller Kampf, sondern ein Meilenstein im Kampf für Fortschritt und Menschlichkeit in der Medizin.

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