Im April 2025 sorgte das US-amerikanische Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste (HHS) unter Leitung von Robert F. Kennedy Jr. für eine Schockwelle in der weltweiten Forschungsgemeinschaft. Das Ministerium wies das Integrated Research Facility (IRF) in Frederick, Maryland, an, alle Forschungsarbeiten an tödlichen Infektionskrankheiten mit sofortiger Wirkung einzustellen. Dieses Bundesforschungsinstitut ist ein zentraler Knotenpunkt für die Untersuchung hochgefährlicher Viren wie Ebola, Lassa-Fieber, SARS-CoV-2 und der tödlichen östlichen Pferdeenzephalitis.
Die überraschende Entscheidung bedeutet einen vorläufigen Forschungsstopp an einem der wenigen Einrichtungen, die mit den höchsten Sicherheitsstandards im Biosicherheitslevel-4 (BSL-4) arbeiten. Die davor gegebene Frist zum Pausieren der aktiven Studien endete am 29. April 2025 um 17 Uhr. Das IRF befindet sich auf dem Gelände der US-Armee in Fort Detrick und ist Teil des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID). Mit einer Belegschaft von rund 168 Mitarbeitern – bestehend aus Bundesangestellten und externen Auftragnehmern – führt das Institut kritische Forschungsarbeiten durch, die essenziell für die Entwicklung von Impfstoffen, Therapien und Präventionsmethoden gegen einige der gefährlichsten Erreger weltweit sind.
Die erzwungene Forschungsunterbrechung trifft somit nicht nur das Institut selbst, sondern könnte auch weitreichende Folgen für den Kampf gegen potenzielle Pandemien haben. Laut einer internen E-Mail, die dem Magazin WIRED vorliegt, wurden unter anderem sämtliche Experimente zu Lassa-Fieber, SARS-CoV-2 und der östlichen Pferdeenzephalitis eingestellt. In der Nachricht informierte Michael Holbrook, stellvertretender Direktor für Hochsicherheitsforschung am IRF, die Mitarbeitenden darüber, dass so viele Proben wie möglich gesammelt würden, um den Wert der bisherigen Studien aufrechtzuerhalten. Die Anweisung, Tiere nicht zu euthanasieren, führte dazu, dass sie weiterhin betreut werden – zugleich aber keine weiteren Versuche durchgeführt werden dürfen. Die Sicherheitsvorkehrungen, mit denen das IRF arbeitet, gehören zu den strengsten weltweit.
Nur eine Handvoll BSL-4-Labore existieren in Nordamerika, die in der Lage sind, Krankheitserreger von extrem hoher Gefährlichkeit unter streng kontrollierten Bedingungen zu erforschen. Das IRF herauszustellen und die Experimente abzubrechen, ist somit ein Schritt von enormer Tragweite. Gleichzeitig berichtete die E-Mail, dass Vertreter des Department of Homeland Security (DHS) dabei waren, Gefrierschränke in den BSL-4-Laboren zu versiegeln. Diese Aktion unterstreicht, wie ernst die Lage aus Sicht der Behörden eingeschätzt wird. Die Leitung des IRF ist ebenfalls betroffen: Die Direktorin Connie Schmaljohn wurde auf administrative Beurlaubung gesetzt.
Schmaljohn ist eine renommierte Wissenschaftlerin mit über 200 veröffentlichten Arbeiten und leitete zuvor bedeutende klinische Versuche für neuartige Impfstoffe. Die Details, die zur Beurlaubung führten, wurden nicht näher erläutert, was viele Fachkreise zutiefst beunruhigt und Spekulationen Raum lässt. Bradley Moss, Kommunikationsdirektor der Forschungsbehörde am NIH, bestätigte die Forschungsunterbrechung in einer Stellungnahme, sprach allerdings lediglich von „Personalproblemen“ bei Vertragspartnern, die eine Sicherheitskultur innerhalb der Einrichtung gefährdeten. Konkrete Informationen wurden laut Moss nicht veröffentlicht, ebenso wenig eine Aussicht auf die Dauer der Schließung. Dies lässt viele Forscher und politische Beobachter an der Transparenz und den wahren Motiven hinter dieser drastischen Maßnahme zweifeln.
Experten warnen eindringlich vor den Konsequenzen dieses Forschungsstopps. Gigi Kwik Gronvall vom Johns Hopkins Center for Health Security bezeichnete den Stopp als „enormen Verlust“ für die Wissenschaft und Gesundheitssicherheit, da eine längere Stilllegung die Wiederinbetriebnahme der Laborkapazitäten wesentlich teurer und aufwändiger macht. Nicht zuletzt bedeuten diese Verzögerungen auch, dass wichtige Erkenntnisse zum Schutz vor hochgefährlichen Krankheitserregern blockiert werden, gerade vor dem Hintergrund der andauernden globalen Bedrohung durch Pandemien. Zeitlich fällt die Schließung in eine Phase verstärkter Personalabbaumaßnahmen bei mehreren Bundesbehörden des Gesundheitsbereichs. Erst Ende März 2025 hatte RFK Jr.
angekündigt, dass landesweit etwa 10.000 Mitarbeiter in Einrichtungen wie dem National Institutes of Health (NIH), der Food and Drug Administration (FDA) und den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ihre Stellen verlieren würden. Diese radikalen Einschnitte sind Teil eines breiter angelegten Umstrukturierungsplans der Trump-regierten „Department of Government Efficiency“, der den Bereich der öffentlichen Gesundheit grundlegend verändern soll. Die Anordnung, ein Hochsicherheitslabor mit lebenswichtiger Forschung zu schließen, ist nicht nur eine Frage der wissenschaftlichen Entwicklung, sondern berührt auch tiefgreifende ethische und sicherheitspolitische Aspekte. Die Erforschung von Krankheitserregern wie Ebola oder SARS-CoV-2 erfolgt in einem komplexen Spannungsfeld zwischen größtmöglicher Sicherheit und dem dringenden Bedarf an medizinischem Fortschritt.
Ein „Sicherheitsstopp“ neben personellen Unstimmigkeiten wirft die Frage auf, ob diese Balance aktuell im Gleichgewicht ist oder möglicherweise politische oder administrative Überlegungen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus ist die IRF weltweit eines der wenigen Institute, das Tiermodelle mit hochgefährlichen Viren kombinieren mit medizinischer Bildgebung verbindet, um die Entwicklung von Therapeutika und Impfstoffen präzise zu erforschen. Ein Ausfall dieser Kapazitäten kann insbesondere im Bereich der Präzisionsmedizin langfristige Rückschläge bedeuten. Ein weiterer Aspekt der Debatte betrifft die Sicherheit der bestehenden Forschungsergebnisse. Durch das Schließen und „Padlocken“ von bedeutenden Labors könnten Proben und Forschungsdaten unzulänglich gelagert oder aufbewahrt werden, was zu Datenverlust oder Verschlechterung der Probenqualität führen kann.
Solche Schwierigkeiten erschweren nicht nur die Wiederaufnahme, sondern können auch irreversible Verluste in der Grundlagenforschung bedeuten. Die Situation am IRF illustriert gleichzeitig eine größere Herausforderung für die internationale Gesundheitspolitik. In einer Zeit, da die Gefahr neuer Pandemien weiter steigt und Viruserkrankungen global betrachtet werden müssen, sind Forschungseinrichtungen mit internationaler und federaler Bedeutung von zentraler Bedeutung. Jede Unterbrechung kann sich nicht nur national, sondern global negativ auswirken. Abschließend lässt sich sagen, dass die Entscheidung von RFK Jr.
s HHS, ein führendes Labor mit spezialisierten Forschungen zu tödlichen Infektionskrankheiten zu schließen, eine kritische Situation für die wissenschaftliche Gemeinschaft, Gesundheitspolitik und Bevölkerungssicherheit schafft. Die Mehrzahl der Fachleute fordert dringend mehr Transparenz, zeitnahe Lösungen für die zugrunde liegenden Personalprobleme und eine schnelle Wiederaufnahme der lebenswichtigen Forschungsarbeit. Nur so kann sichergestellt werden, dass die USA weiterhin eine führende Rolle im Kampf gegen hochgefährliche Krankheiten einnehmen und die Bevölkerung vor zukünftigen Gesundheitskrisen schützen können.