Im Juni 2025 hat die US Securities and Exchange Commission (SEC) überraschend eine umfassende Rücknahme von mehreren unter der Biden-Administration vorgeschlagenen Regeln bekanntgegeben, die den Kryptomarkt grundlegend beeinflussen sollten. Insbesondere wurden wichtige Vorschriften gestrichen, die sich gegen dezentrale Finanzprotokolle (DeFi) und neue Anforderungen an die Verwahrung digitaler Vermögenswerte richteten. Diese Entscheidung signalisiert einen deutlichen Kurswechsel in der regulatorischen Haltung der SEC gegenüber Kryptowährungen und könnte erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft des US-Kryptoökosystems haben. Die betroffenen Regelungen wurden ursprünglich unter dem ehemaligen SEC-Vorsitzenden Gary Gensler vorgeschlagen und sollten das bestehende Regelwerk modernisieren und an die Entwicklungen im Bereich digitaler Assets anpassen. Die SEC erklärte, sie werde keine endgültigen Regeln zu den zurückgezogenen Vorschlägen mehr erlassen.
Stattdessen kündigte sie an, bei einer zukünftigen Änderung der Regulierungspolitik neue Regelungen vorlegen zu wollen. Besonders im Fokus stand Rule 3b-16, eine Regel, die die Definition des Begriffs „Exchange“ im Sinne des US-Börsengesetzes erweitern sollte. Das Ziel war es, auch dezentrale Plattformen, die über Kommunikationsprotokolle Käufer und Verkäufer zusammenführen, als börsenähnliche Systeme einzustufen. Eine solche Ausweitung hätte dazu geführt, dass viele DeFi-Protokolle als Wertpapierbörsen reguliert würden, was massive regulatorische Auflagen nach sich gezogen hätte. Die Entscheidung der SEC, diese Regel zurückzuziehen, verhindert nun eine solche Einordnung und entlastet die dezentrale Finanzszene in den USA maßgeblich.
Zudem wurde eine weitere wichtige Regelung zur Verwahrung von Krypto-Assets zurückgenommen, die im März 2023 vorgeschlagen wurde. Diese hätte bestehende Verwahrungsanforderungen unter dem Investment Advisers Act von 1940 verschärft und nahezu alle Krypto-Anlagen ausdrücklich unter die Aufsicht der SEC gebracht. Investmentunternehmen wären verpflichtet gewesen, alle Kundengelder bei sogenannten „qualified custodians“ zu verwahren, wozu regulierte Banken oder Broker-Händler zählen. Dies hätte für viele Krypto-Börsen und Wallet-Anbieter bedeutet, dass sie nicht den Anforderungen entsprachen, was entweder zur Aufgabe des Geschäfts oder zu einem Wechsel des Verwahrers geführt hätte. Die Rücknahme dieser Regel gibt dem Krypto-Sektor mehr Spielraum in Bezug auf Verwahrungslösungen.
Neben den DeFi- und Verwahrungsregeln hat die SEC ebenso mehrere andere Vorschläge zurückgezogen, die für das Management von Cyberrisiken, Reporting von großen positionen im Bereich der Sicherheitsderivate sowie erweiterte Anforderungen im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) galten. Besonders die Aufhebung von strengeren Cyber-Risikomanagement-Regeln dürfte für viele Krypto-Fondsmanager und digitale Vermögensverwalter relevant sein, da die Gefahr von Hackerangriffen und Sicherheitslücken im Kryptosektor weiterhin eine große Herausforderung bleibt. Die Entscheidung der SEC steht im Kontext eines umfassenderen Trends in den USA, der von der Regierung unter Präsident Donald Trump initiiert wurde, die auf Deregulierung und eine lockerere Handhabung von Finanzmarktvorschriften setzt. Viele Stakeholder der Kryptobranche bewerten die Aufhebung der Regeln als positiv, da sie als Hindernisse für Innovation und Wachstum im stark aufstrebenden Sektor wahrgenommen wurden. Auffällig ist auch, dass wichtige Marktteilnehmer wie Coinbase diese regulatorischen Lockerungen ausdrücklich begrüßen und in sozialen Netzwerken als Befreiung von „unfertigen“ Vorschriften darstellen.
Die Reaktionen aus der Branche sind vielfältig. Während manche Experten die Schritt zurückhaltend sehen und auf eine langfristige Notwendigkeit von klaren Regeln hinweisen, um Betrug und Anlegerverluste zu verhindern, fühlen sich andere durch die Aufhebung der strengen Auflagen bestärkt. Für dezentrale Plattformen bedeutet dies mehr Freiheit in ihrer Entwicklung, da eine Zuordnung zu klassischen Wertpapierbörsen mit hohen Compliance-Anforderungen entfällt. Allerdings könnte dies auch Unsicherheiten schaffen, da unklare regulatorische Rahmenbedingungen weiterhin bestehen. Insgesamt stellt die Entscheidung der SEC eine bedeutende Zäsur in der Entwicklung der Krypto-Regulierung in den USA dar.
Die geplante Regelverschärfung hatte versucht, die rasante Entwicklung des Kryptomarktes mit traditionellen Wertpapiergesetzen in Einklang zu bringen, stieß jedoch auf massiven Widerstand und Bedenken hinsichtlich Überregulierung. Die Regulierungsbehörde signalisiert nun, dass sie bereit ist, ihre Strategie neu zu bewerten und in Zukunft gegebenenfalls andere Lösungsansätze verfolgen könnte. Für Anleger und Akteure im Kryptosektor bleibt es jedoch wichtig, die weiteren regulatorischen Entwicklungen genau zu beobachten. Der US-Krypto-Markt zählt trotz dieser Lockerungen weiterhin zu den am stärksten regulierten weltweit, und das regulatorische Umfeld kann sich schnell ändern. Internationale Trends und die verstärkte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Aufsichtsbehörden werden ebenfalls Einfluss darauf haben, wie sich das regulatorische Klima künftig gestalten wird.
Die Rücknahme der Biden-Ära-Regeln zeigt, dass der Kryptomarkt und seine Aufsicht noch in einem dynamischen Wandel sind. Innovation, Schutz der Anleger und rechtliche Klarheit müssen künftig in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden. Die kommenden Monate werden daher entscheidend sein, um zu erkennen, wie der US-Markt auf diese fundamentalen Veränderungen reagiert und welche neuen Vorschläge die SEC möglicherweise in der Zukunft einbringt. Diese regulatorische Entwicklung dürfte zudem Einfluss auf globale Märkte haben, da internationale Investoren und Unternehmen die Haltung der US-Behörden genau beobachten. Insbesondere Länder und Regionen, die sich bei der Krypto-Regulierung noch in einem frühen Stadium befinden, können von den Erfahrungen zwischen dem amerikanischen Deregulierungswunsch und früheren Beschränkungen lernen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Zurücknahme der Krypto-Regeln durch die SEC den US-Kryptosektor in ein neues Kapitel führt, das durch weniger restriktive und möglicherweise innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen gekennzeichnet ist. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, eine angemessene Regulierung zu entwickeln, die Anleger schützt und zugleich die Zukunftsfähigkeit der Branche sichert. Die nächsten Schritte der SEC werden daher sowohl die nationale als auch internationale Krypto-Community intensiv beschäftigen.