Owner Financing, auch bekannt als Verkäuferfinanzierung, bietet eine alternative Möglichkeit, Immobilien zu erwerben, wenn der klassische Weg über Banken und Kreditinstitute aufgrund verschiedener Hürden nicht infrage kommt. Gerade Personen mit nicht optimaler Bonität, wenig Eigenkapital oder unkonventionellen Einkommensquellen können durch diese Finanzierungsart den Traum vom eigenen Zuhause realisieren. Doch was genau verbirgt sich hinter Owner Financing, wie funktioniert es, welche Varianten gibt es und für wen lohnt es sich tatsächlich? Im Folgenden werden diese Fragen umfassend beantwortet. Owner Financing ist eine Vereinbarung, bei der der Immobilienverkäufer dem Käufer einen Teil oder die gesamte Kaufpreissumme finanziert, anstatt dass dieser einen Kredit von einer Bank aufnimmt. Dabei handelt es sich meist um ein privates Darlehen, das in Form von Ratenzahlungen zurückgeführt wird und rechtlich durch einen Kaufvertrag und ein Schuldanerkenntnis (Promissory Note) abgesichert ist.
Der Verkäufer agiert also als Kreditgeber und gibt dem Käufer die Möglichkeit, ohne Bankkredit Eigentum zu erwerben. Das Konzept bietet zahlreiche Vorteile. Käufer, die aufgrund von schlechter Bonität, fehlender Kreditgeschichte oder unzureichendem Eigenkapital Schwierigkeiten haben, eine Hypothek zu bekommen, können hier leichter zum Zug kommen. Die Konditionen sind meist flexibler verhandelbar als bei klassischen Banken, so können beispielsweise die Höhe der Anzahlung, Zinssätze und Laufzeiten maßgeschneidert vereinbart werden. Zudem ist der Kaufprozess oftmals schneller, da aufwendige Bankprüfungen, Gutachten oder langwierige Genehmigungsverfahren entfallen.
Für Verkäufer birgt Owner Financing auch Chancen, insbesondere wenn sie ihre Immobilie schwerlich verkaufen oder einen stetigen Einkommensstrom bevorzugen. Indem sie als Kreditgeber auftreten, können sie den Interessentenkreis erweitern und eventuell einen höheren Kaufpreis erzielen. Auch für Personen, die keine sofortige Liquidität benötigen und die Immobilie eher als Kapitalanlage ansehen, kann diese Finanzierungsform attraktiv sein. Allerdings ist die Rolle des Verkäufers als Gläubiger mit Risiken verbunden. Zahlungsausfälle des Käufers können zu aufwendigen Rechtsstreitigkeiten und mitunter zu einem langwierigen Rückübertrag der Immobilie führen.
Es gibt verschiedene Formen von Owner Financing, die je nach Bedürfnislage anwenderfreundlich sein können. Eine gebräuchliche Variante ist das zweite Hypothekendarlehen oder „Second Mortgage“, bei der der Verkäufer neben einer Bankfinanzierung einen zusätzlichen Kredit vergibt, um die Lücke zu schließen. Beim „Rent-to-Own“ Modell zahlt der Käufer zunächst Miete, wobei ein Teil der Mietzahlungen angerechnet wird, sodass am Ende der Mietdauer ein Kauf möglich ist. Das sogenannte „Wraparound Loan“ ist ein Konstruktion, bei der der Verkäufer weiterhin seine Hypothek bedient, während der Käufer monatliche Zahlungen leistet, die oft einen höheren Zinssatz enthalten – diese Variante erfordert die Zustimmung der Bank des Verkäufers. Eine weitere Möglichkeit ist der „Land Contract“, bei dem der Verkäufer zunächst Eigentümer bleibt und der Käufer in Raten zahlen muss; erst mit vollständiger Zahlung geht das Eigentum vollständig über.
Die rechtlichen und steuerlichen Auswirkungen von Owner Financing sollten Käufer und Verkäufer sorgfältig prüfen. Insbesondere ist eine professionelle juristische Beratung unabdingbar, da die Regelungen je nach Bundesland variieren, beispielsweise in Bezug auf Zinsen, Offenlegungspflichten oder das Vorgehen bei Zahlungsverzug. Zudem können für Verkäufer durch eine gestreckte Zahlung unter Umständen Steuervorteile entstehen, etwa durch eine verschobene Kapitalertragssteuer. Käufer hingegen können unter bestimmten Voraussetzungen die Zinszahlungen steuerlich geltend machen. Trotz der Flexibilität und Chancen ist Owner Financing nicht für jeden geeignet.
Käufer, die auf ein schnelles Immobiliengeschäft setzen und sich vor allem auf Sicherheit und umfangreiche Schutzmechanismen verlassen möchten, sollten die Risiken abwägen. Die Zinsen sind in der Regel höher als bei Bankkrediten, und oft besteht ein Risiko durch eine sogenannte Ballonrate – eine größere Schlussrate am Ende der Laufzeit, die finanziell belastend sein kann, wenn keine Anschlussfinanzierung geregelt ist. Auch das Thema der Eigentumsübertragung kann kompliziert sein, vor allem wenn während der Laufzeit Veränderungen oder Verkauf am Haus geplant sind. Verkäufer, die Owner Financing anbieten, brauchen ausreichend finanzielle Stabilität, da sie sich darauf einstellen müssen, dass nicht sofort der gesamte Kaufpreis, sondern über Jahre verteilt Zahlungen eingehen. Zudem sollten sie sicherstellen, dass sie die Zahlungsfähigkeit ihres Käufers bewerten können, um Zahlungsausfälle möglichst zu vermeiden.
Auch ist eine klare vertragliche Ausgestaltung notwendig, da Eigentumsrecht und Besitzverhältnisse bis zur vollständigen Abzahlung geregelt sein müssen. Besonders sinnvoll ist Owner Financing für Käufer, die keine Chance auf klassische Bankfinanzierung haben, sei es wegen der Bonität oder weil sie schnell eine Immobilie erwerben wollen. Auch Familien, die sich gegenseitig Immobilien finanzieren möchten, profitieren oft von dieser Lösung, da sie untereinander flexiblere Absprachen treffen können. Verkäufer sollten Owner Financing in Erwägung ziehen, wenn sie keinen Spardruck für den sofortigen Verkaufspreis haben, vielleicht mehrere Immobilien verwalten oder ihr Einkommen über mehrere Jahre diversifizieren möchten. Die Suche nach Immobilien mit Owner Financing ist zwar nicht immer leicht, da viele Angebote nicht explizit so beworben werden.