Im Schatten des Internets existiert eine Welt, die weit entfernt von den Blicken der Öffentlichkeit ist – das Dark Web. Seit Jahren agieren hier Händler und Käufer von illegalen Substanzen, die sich hinter ihren Pseudonymen und Anonymität verstecken. Eine der faszinierendsten Geschichten dieser Szene ist die von Akasha Song, auch bekannt unter seinem Online-Alias Shimshai, der als einer der größten Anbieter des psychedelischen Wirkstoffs DMT im Dark Web bekannt wurde. Sein Aufstieg zur dunklen Berühmtheit, der geschäftliche Erfolg und letztendlich der dramatische Fall bieten nicht nur einen Einblick in die Welt des organisierten Drogenhandels, sondern werfen auch Licht auf die komplexen Verbindungen von Spiritualität, Technologie und kriminellem Risiko. Die Reise von Akasha Song begann nicht etwa als krimineller Mastermind, sondern als ein Mann auf der Suche nach Sinn und spiritueller Erleuchtung.
Ursprünglich als Joseph Clements geboren, erlebte er eine schwierige Kindheit und Jugend geprägt von Missbrauch und familiären Herausforderungen. Doch durch seine ersten Erfahrungen mit LSD entdeckte er eine neue Welt der Bewusstseinsveränderung, die ihn für immer prägen sollte. Psychedelische Erlebnisse führten bei ihm zu einer Weltanschauung, die ihn tief veränderte und seinen Lebensweg bestimmte. Die vermeintliche Kombination aus spirituellem Erwachen und unternehmerischem Geschick bildete die Basis für seine spätere Geschäftsidee im Bereich der Herstellung und des Vertriebs von DMT. DMT, oder N,N-Dimethyltryptamin, gilt als einer der mächtigsten natürlichen psychedelischen Stoffe, dessen Einnahme Nutzer auf scheinbar andere Dimensionen und Bewusstseinszustände katapultiert.
Für Akasha war DMT mehr als nur ein Produkt; es war eine Art spirituelles Heilmittel, ein Zugang zu anderen Welten. Doch das Gesetz sieht die Substanz als illegale Droge, was das Risiko für jeden Händler enorm erhöht. Ursprünglich bezog Akasha die Ausgangsstoffe, vor allem die Rinde eines Baumes namens Jurema preta, legal aus dem Ausland und wandelte diese in illegal hergestelltes DMT um. Sein handwerkliches Geschick und wissenschaftliche Herangehensweise ermöglichten ihm bald die Produktion großer Mengen des Wirkstoffes. Der entscheidende Wendepunkt kam mit der Entdeckung des Dark Webs, speziell der sogenannten Marktplätze wie AlphaBay.
Dort eröffnete er unter dem Pseudonym Shimshai seinen Shop für DMT. Anfangs noch zögerlich, wuchs sein Geschäft rasend schnell, als sich rumsprach, dass er qualitativ hochwertige Substanzen zu vergleichsweise günstigen Preisen anbieten konnte. Die Leichtigkeit und Sicherheit des Online-Verkaufs, verbunden mit der Anonymität des Dark Web, führten dazu, dass Akasha sein Geschäft professionalisierte. Er errichtete heimliche Labore, optimierte seine Herstellungsprozesse und rekrutierte Helfer für Versand und Produktion. Bald gingen Hunderte von Bestellungen pro Tag ein, was seinen Umsatz auf einen siebenstelligen Bereich brachte.
Mit dem Anwachsen des Geschäfts stieg auch die Komplexität. Akasha musste ein ausgeklügeltes System für die Geldwäsche entwickeln, um die im Kryptobereich generierten Einnahmen zu verschleiern. Gleichzeitig wurde die Suche nach neuen Lieferanten für die wertvolle Jurema-Rinde zu einer Herausforderung. Die größten Mengen dieser Rinde wurden oft direkt aus Ländern wie Brasilien importiert, wo die Pflanze heimisch ist. Die Kombination aus internationaler Beschaffung, heimischer Herstellung und weltweitem Vertrieb machte die Organisation fast unaufhaltbar – aber auch extrem gefährlich.
Währenddessen veränderte sich Akashas Lebensstil drastisch. Von einem reisenden, alternativen Musiker und Suchenden entwickelte er sich zu einem wohlhabenden Unternehmer mit mehreren Immobilien, Luxusautos und einem immer größer werdenden Netzwerk. Doch mit wachsendem Reichtum kamen auch Ängste und ein Gefühl der Unverwundbarkeit, das für viele illegale Händler typisch ist. Akasha fühlte sich von einer spirituellen Kraft geschützt und war überzeugt, dass ihm nichts passieren könne, doch die Realität folgte einem anderen Weg. Die ersten dunklen Wolken zogen auf, als die großen Dark-Web-Marktplätze wie AlphaBay und Hansa von internationalen Strafverfolgungsbehörden hochgenommen wurden.
Diese Razzien führten zu einem weltweiten Druck auf die Schattenwirtschaft und zwangen viele Händler, ihre Strategien grundlegend anzupassen. Akasha war gezwungen, seine Verkaufsaktivitäten auf zahlreiche kleinere Marktplätze zu verteilen, um der Verfolgung zu entgehen. Doch so geschickt er auch war, der ständige Wandel erschwerte das Geschäft enorm. Das eigentliche Ende seiner Laufbahn kam mit einer Kombination mehrerer unglücklicher Ereignisse. Ein Großauftrag musste nach dem Brand eines Labors in Colorado abgebrochen werden.
Später wurde eine Lieferung der Rohstoffe in den USA abgefangen. Von da an begann ein intensives Ermittlungsverfahren, bei dem Bundesbehörden Akashas Identität und Aufenthaltsort immer näher kamen. Die Überwachung nach modernster Technik ermöglichte es, seine Lieferkette und seinen Geldfluss zumindest teilweise zu rekonstruieren. Im Zuge einer großangelegten Razzia im Jahr 2022 wurde Akasha schließlich festgenommen. Der anschließende Prozess offenbarte die komplexe Grauzone der Psychedelika-Gesetzgebung.
Denn während DMT als Stoff illegal blieb, war die Ausgangssubstanz Jurema-Rinde bis vor Kurzem legal und gesellschaftlich kaum beachtet. Zudem hatte Colorado kurz vor dem Prozess die Legalisierung oder zumindest Dekriminalisierung verschiedener Psychedelika beschlossen, was den Strafmaßstab für Akasha positiv beeinflusste. Letztlich erhielt er eine vergleichsweise milde Strafe, von der er heute sagt, dass sie wie ein „Wink des Schicksals“ war. Seine Geschichte ist mehr als nur die eines Drogendealers. Sie zeigt die Schnittstelle von moderner Technologie wie Kryptowährungen und anonymem Online-Handel, traditionelle Drogenkultur und die Suche nach spiritueller Freiheit in einer modernen Welt.
Akasha Song verkörpert mit seiner Person diese Vielzahl an Gegensätzen: Ein Mann der alten Psychedelika-Ära, der mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts handelte und scheiterte. Ein ausgetüftelter Unternehmer, der von einer höheren Macht geschützt glaubte und doch der Justiz zum Opfer fiel. Die Story bietet auch wichtige Lehren für Behörden und Gesellschaft. Sie zeigt, dass auch scheinbar außergewöhnliche und verkopfte Akteure nicht unverwundbar sind und dass die Schattenwirtschaft sich ständig wandelt, aber immer auf Wachsamkeit stößt.
Gleichzeitig wird deutlich, dass die derzeitigen Gesetze und die Öffentlichkeit noch kein klares Verständnis für Psychedelika und deren kulturelle Bedeutung entwickelt haben – ein Umstand, der die Komplexität dieser Fälle erhöht. Nach seiner Freilassung lebt Akasha Song heute ein deutlich ruhigeres Leben. Die finanziellen Mittel aus seiner Zeit als Shimshai sind verschwunden oder eingezogen. Doch trotz allem blickt er mit einer zuversichtlichen Einstellung und einem philosophischen Weltbild auf seine Vergangenheit zurück. Er behauptet, dass die Erfahrungen mit DMT und seine Visionen ihm eine innere Freiheit geschenkt hätten, die Unglück und Rückschläge um ein Vielfaches erschwerten.
Seine Geschichte bleibt Sinnbild einer Welt, die abseits der legaischen Pfade pulsiert und sich zwischen Technologie, Spiritualität und Gesetz bewegt – und die immer wieder neue Figuren hervorbringt, die an ihren eigenen Grenzen scheitern oder daran wachsen. Der Fall von Akasha Song ist eine der detailliertesten Dokumentationen über einen Dark-Web-Drogenhändler und bietet Einblicke in die Mechanismen des internationalen Psychedelika-Handels. Seine Biografie stellt eine faszinierende Verbindung zwischen den Urerfahrungen psychedelischer Welten, moderner Kriminalität und dem menschlichen Drang nach Freiheit und Erkenntnis dar. Bald werden neue Gesetze, gesellschaftliche Entwicklungen und technische Fortschritte dafür sorgen, dass Geschichten wie diese nur noch dramaturgisches Beiwerk im dunklen Netz sind – oder Beispiel für die weiterhin komplexen Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Freiheit, Gesetz und Bewusstsein.