Die Rolle des Chief Marketing Officers (CMO) befindet sich im rasanten Wandel – angetrieben durch technologische Innovationen, veränderte Konsumentenerwartungen und neue Marketingstrategien. Pat O’Toole, ehemaliger CMO von Burger King und jetzt bei Unleashed Brands tätig, teilt in einem ausführlichen Interview seine Perspektiven und Erfahrungen, die wertvolle Erkenntnisse für Marketingfachleute bieten. Sein Zitat „Für jede KI gibt es ein NFT“ fasst pointiert zusammen, wie Experimentierfreude und technologische Umbrüche Hand in Hand gehen müssen, um die Markenführung der Zukunft erfolgreich zu gestalten. Während seiner zweijährigen Tätigkeit bei Burger King stellte O’Toole die Weichen für eine intensive Nutzung Künstlicher Intelligenz zur Personalisierung von Angeboten. Ziel war es, jedem Kunden ein individuelles Erlebnis zu schaffen, das sich durch KI-gesteuerte Anpassungen und eine spielerisch gestaltete Kundenbindungsstrategie auszeichnet.
Dieses Vorgehen brachte nicht nur Aufmerksamkeit und virale Erfolge, sondern zeigte vor allem, wie innovative Technologien in der Praxis erfolgreich implementiert werden können – ein Ansatz, der auch bei seinem Wechsel zu Unleashed Brands ein zentraler Pfeiler bleibt. Unleashed Brands ist ein Unternehmen, das sich auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen durch verschiedene Marken wie Urban Air Adventure Park, The Little Gym und Sylvan Learning konzentriert. Die Herausforderung besteht hier darin, eine breite Zielgruppe – Kinder als Nutzer und Eltern als Entscheider – zu erreichen und beiden gerecht zu werden. Diese Doppelrolle erfordert ein tiefes Verständnis der unterschiedlichen Bedürfnisse und Entscheidungsprozesse. O’Toole hebt hervor, wie wichtig es ist, diese Komplexitäten zu durchdringen, um gezielt die richtigen Marketingbotschaften zu platzieren.
Ein zentraler Unterschied zu seinen früheren Aufgaben bei PepsiCo und Burger King liegt im Kaufverhalten und den Nutzungskontexten der Konsumenten. Während der schnelle, häufige Kauf von Fast Food wie bei Burger King viele Gelegenheiten im Jahr bietet, konzentrieren sich die Angebote von Unleashed Brands vielfach auf freizeit- oder bildungsorientierte Erlebnisse, die seltener und mit höheren Entscheidungsprozessen verbunden sind. Dieses Verständnis beeinflusst die Marketingstrategien grundlegend. Trotz dieser Unterschiede gibt es Parallelen: Erfolgreiches Marketing basiert immer auf der Verbindung von Markenkonsistenz und Kundenverständnis. In seinem aktuellen Engagement zielt O’Toole darauf ab, die Stärken einzelner Marken so zu nutzen, dass sie sich gegenseitig verstärken und damit einen Mehrwert für Konsumenten schaffen.
Beispielsweise ermöglicht ein positives Erlebnis bei Urban Air die Vermittlung von Angeboten anderer Marken innerhalb des Portfolios, was die Kundenbindung stärkt. Ein weiterer Fokus liegt auf der Effizienzsteigerung durch Skaleneffekte, insbesondere im Marketingbereich. O’Toole beschreibt, wie ein gemeinsamer kreativer Ansatz, eine geteilte Ressourcenbasis und abgestimmte Mediapartner dazu beitragen, die Marktpräsenz zu erhöhen und gleichzeitig Kosten zu senken. Die Einführung einer integrierten Kundenplattform, die es ermöglicht, Verbraucher nahtlos über alle Marken hinweg zu begleiten – ähnlich wie Marriott mit seinem Bonvoy-Loyalitätsprogramm – stellt eine zukunftsweisende Strategie dar, um die Kundenbindung zu intensivieren und die Markenfamilie zu stärken. Ein zentrales Element in O’Tooles Marketingstrategie ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Er erinnert daran, dass das momentane Interesse an AI anders sei als frühere Hypes, etwa im Bereich Metaverse oder NFTs. Statt oberflächlicher Experimente steht heute die Analyse umfangreicher Kundendaten im Vordergrund. Urban Air beispielsweise verzeichnet jährlich über 20 Millionen Besucher, was eine enorme Datenbasis schafft. Künstliche Intelligenz ermöglicht hier eine tiefere Segmentierung und Personalisierung, um passgenaue Kommunikations- und Produktangebote zu entwickeln. Darüber hinaus wird die KI-Technologie genutzt, um Familien über die Marken hinweg besser zu verstehen und deren Bedürfnisse vorauszusehen.
Kinder, Eltern und deren Interaktionen können differenziert betrachtet werden, um nicht nur Marketingbotschaften, sondern auch Produkte und Services genauer auszurichten. O’Tooles Ansatz besteht darin, durch datengetriebene Erkenntnisse den langfristigen Wert der Kundenbeziehungen zu steigern und die Marke nachhaltiger zu positionieren. Persönlich distanziert sich O’Toole von spektakulären Marketingaktionen, die nur Aufmerksamkeit erzeugen, wie etwa individuelle Werbe-Jingles oder außergewöhnliche Produktangebote („Million Dollar Whopper“). Stattdessen setzt er auf intelligente, technologisch unterstützte Methoden, die eine echte Bindung an die Marke und ein besseres Kundenerlebnis ermöglichen. Die veränderte Rolle des CMO spiegelt laut O’Toole den Fortschritt in der Medienlandschaft und der Technologie wider.
Im Vergleich zu anderen Führungskräften müssten Marketingchefs heute besonders technikaffin sein und offen für kontinuierliches Lernen. Die Aufgabe sei es, Innovationen und Technologietrends nicht nur zu verstehen, sondern diese so in die Unternehmensstrategie einzubinden, dass sie messbaren Business Impact erzielen. Dabei ist Kommunikation innerhalb der Führungsebene entscheidend, um Initiativen transparent zu machen und Akzeptanz zu schaffen. O’Toole verweist auf die bewährte 70-20-10-Regel, nach der 70 Prozent des Budgets auf bewährte Maßnahmen, 20 Prozent auf validierte Innovationen und 10 Prozent auf neue, experimentelle Konzepte entfallen. Diese eine ausgewogene Balance zwischen Bewährtem und Innovation sei essenziell, um nicht nur kurzfristige Erfolge zu feiern, sondern nachhaltige Wettbewerbsvorteile aufzubauen.
Technologie-Experimente wie NFTs und das Metaverse gehören für ihn zur sinnvollen Erprobung neuer Wege, jedoch immer im Einklang mit den Geschäftszielen. Besonders wichtig ist für O’Toole auch der Aufbau von Vertrauen in die Marketingabteilung. Die Zeiten, in denen Marketer leicht der Verschwendung von Budgets bezichtigt wurden, sind vorbei. Stattdessen müssen Marketingverantwortliche klar kommunizieren, warum sie in neue Technologien investieren, wie diese zum Unternehmenserfolg beitragen und welche Risiken kontrolliert werden. So wird vermieden, dass innovative Ansätze als „black box“ oder bloße Spielerei wahrgenommen werden.
Die Verbindung von Künstlicher Intelligenz und NFTs steht symbolisch für den Balanceakt im modernen Marketing. Einerseits sorgen AI-Tools für datenbasierte, effiziente und personalisierte Kundenansprache; andererseits eröffnen NFTs und ähnliche digitale Innovationen experimentelle Möglichkeiten, die Markenidentität zu stärken und neue Kunden zu gewinnen. O’Toole ermutigt Marketer, beide Ansätze behutsam und strategisch einzusetzen. Das Beispiel von Burger King zeigt eindrucksvoll, wie ein traditionelles Unternehmen mit mutigen KI-Initiativen und digitalen Innovationen erfolgreich in die Zukunft steuert. Der Fokus auf Konsumentenbedürfnisse und technologische Integration ist dabei ein wichtiges Erfolgsrezept, das auch bei Unleashed Brands Früchte tragen dürfte.
Für CMOs und Marketingfachleute bietet Pat O’Tooles Erfahrung wertvolle Leitlinien: Die Bereitschaft, ständig zu lernen und neue Technologien zu adaptieren, gepaart mit einem tiefen Verständnis der Zielgruppen und klaren geschäftlichen Zielen, ist entscheidend. Nur durch diese Synthese können Marken auch in einer sich ständig wandelnden digitalen Welt ihre Relevanz behalten und wachsen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zukunft des Marketings interdisziplinär, datengetrieben und experimentierfreudig sein muss, ohne die grundlegenden Prinzipien der Markenführung aus den Augen zu verlieren. Wer diese Herausforderungen meistert, wird auch künftig erfolgreiche Marken aufbauen und nachhaltig im Wettbewerb bestehen.