Die Tourismusszene in den Vereinigten Staaten steht vor einer beispiellosen Herausforderung, da ausländische Touristen zunehmend ihre Reisen in das Land aussetzen. Ursache dafür sind eine ganze Reihe von Faktoren wie Spannungen im internationalen Handel, verschärfte Einwanderungsmaßnahmen und politische Unsicherheiten, die das Vertrauen potentieller Reisender erschüttern. Diese Entwicklung zieht weitreichende Konsequenzen für Unternehmen und lokale Wirtschaften nach sich, die traditionell stark vom internationalen Tourismus profitieren. Insbesondere Städte wie New York, Miami, Los Angeles, Orlando, San Francisco und Las Vegas, die historisch zu den wichtigsten Anziehungspunkten für ausländische Besucher zählen, verzeichnen Rückgänge in der Gästezahl. Diese Destinationen sind zudem wichtige wirtschaftliche Motoren, deren Wohlstand in erheblichem Maße von den Ausgaben internationaler Reisender abhängt.
Der finanzielle Schaden, der durch die Abnahme der ausländischen Besucher entsteht, zeigt sich bereits deutlich in verschiedenen Branchen, von der Gastronomie über den Einzelhandel bis hin zu Hotels und Tourismusdienstleistungen. Ein Beispiel für die Spuren, die dieser Rückgang hinterlässt, ist die kleine Küstenstadt Anacortes im Bundesstaat Washington. Dort ist die Adrift Restaurant, eine nautisch gestaltete Farm-to-Table-Gaststätte, von einem spürbaren Rückgang der Kundenfrequenz betroffen. Besonders sichtbar ist der Rückgang bei Gästen aus Kanada, einem der wichtigsten Herkunftsländer für internationale Besucher in den USA. Statistiken belegen, dass die Anzahl der Ankünfte von kanadischen Touristen sowohl über Luft- als auch Landwege signifikant zurückgegangen ist.
Dieser Trend trägt zur generellen Unsicherheit bei lokalen Gastronomen bei, die auf den Sommer als Hochsaison hoffen, aber angesichts der Ausnahmebedingungen mit einem schwierigeren Geschäftsjahr rechnen. Das Problem ist dabei jedoch nicht nur auf den kanadischen Markt begrenzt. Länder aus West-Europa, Asien und Südamerika, die ursprünglich den höchsten Wert an Reiseausgaben repräsentieren, sind ebenfalls von einem Rückgang der Reisebuchungen betroffen. Wirtschaftsdaten zeigen, dass die internationalen Besuche in den USA im März 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent zurückgegangen sind. Die Buchungen für Sommerreisen aus dem Ausland liegen etwa zehn Prozent unter dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Innerhalb Nordamerikas sieht die Situation noch kritischer aus; insbesondere aus dem Nachbarland Kanada sind die Buchungen um mehr als ein Drittel eingebrochen. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Die wiederholten Erhöhungen von Importzöllen und die dadurch ausgelösten Befürchtungen eines Handelskrieges haben das Image der USA als Reiseziel stark belastet. Die Ausweitung der Handelshemmnisse auf ein Niveau, das zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht wurde, hat einen negativen Dominoeffekt auf den internationalen Austausch ausgelöst.
Zudem hat China im Frühjahr eine Reisewarnung für den Besuch der USA herausgegeben, basierend auf unsicheren wirtschaftlichen Beziehungen und Sicherheitsbedenken. Auch europäische Staaten haben Reisewarnungen veröffentlicht, welche die verschärften Kontrollen an Grenzen und potenzielle Probleme bezüglich Reisedokumenten adressieren. Ein besonderes Augenmerk gilt auch der Einwanderungspolitik der USA, die in den vergangenen Monaten deutlich restriktiver wurde. Die wahrgenommene Verschärfung bei der Kontrolle von Reisenden, verstärkte Durchsuchungen von elektronischen Geräten und eine höhere Anzahl von Rückführungen sorgen für Angst und Verunsicherung bei internationalen Touristen. Diese Wahrnehmung wirkt sich unmittelbar auf die Entscheidung potenzieller Urlauber aus, die USA als Destination zu wählen, und führt – fairerweise oder nicht – zu einer starken Zurückhaltung.
Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar. In den Bereichen Tourismus und Beherbergung haben die Gewinne kleiner und mittlerer Unternehmen erheblich gelitten. Die Profitabilität von Firmen, die typische Dienstleistungen im Tourismussektor anbieten, wie Reiseveranstalter oder Unterkunftsbetriebe, ist deutlich gesunken. Diese Entwicklung ist ungewöhnlich, da traditionell im Frühling und Sommer Reisende verstärkt unterwegs sind und sich die Geschäftslage verbessert. In diesem Jahr zeigen sich allerdings Einbrüche, die insbesondere durch das Ausbleiben internationaler Gäste bedingt sind, während die inländische Reisetätigkeit stagnierende bis rückläufige Tendenzen aufweist.
Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind nicht zu unterschätzen. Mit abnehmenden Einnahmen steht zu befürchten, dass Unternehmen gezwungen sein könnten, ihr Personal abzubauen oder zumindest in der Personalentwicklung stärker zurückhaltend zu agieren. Dies wiederum hat Rückkopplungseffekte auf die lokale Wirtschaft und führt zu einem Teufelskreis aus weniger Konsum, geringerer Investitionsbereitschaft und einem allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung in betroffenen Regionen. Hinzu kommt, dass die USA trotz aller Bemühungen noch immer nicht das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht haben, was die Zahl der ausländischen Besucher betrifft. 2024 wurden 72 Millionen internationale Touristen gezählt, während es 2019 noch 78 Millionen waren.
Ein signifikanter Anteil der Nachfrage im Tourismussektor entfällt zwar auf inländische Gäste, jedoch sind diese nicht annähernd so lukrativ wie ausländische Besucher. Deren durchschnittliche Ausgaben liegen um ein Vielfaches höher, was bedeutet, dass ihr Fehlen die Einnahmen der Branche besonders stark schmälert. Die regionalen Effekte sind unterschiedlich ausgeprägt. Während wirtschaftlich vielfältig aufgestellte Metropolen wie New York besser in der Lage sind, Verluste durch Tourismusrückgänge zu verkraften, sind Orte wie Las Vegas oder Honolulu wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig. Dort stellen die Besucherströme aus dem Ausland den wichtigsten wirtschaftlichen Antrieb dar.
Ein signifikanter Rückgang kann in solchen Regionen wirtschaftliche Turbulenzen oder im schlimmsten Fall gar eine Rezession auslösen. Die Situation zwingt viele Unternehmen dazu, ihre Geschäftsstrategien anzupassen und kreative Lösungsansätze zu entwickeln, um weiterhin bestehen zu können. Gleichzeitig unterstreicht die Lage, wie eng verknüpft internationale Beziehungen, politische Entscheidungen und wirtschaftliche Entwicklungen sind. Positive Signale in der Außenpolitik oder eine Stabilisierung im Handel könnten dazu beitragen, das Vertrauen internationaler Reisender zurückzugewinnen und so die wirtschaftliche Lage zu entspannen. Insgesamt zeichnet sich für die US-Tourismusbranche ein herausforderndes Jahr ab.
Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, handelspolitischen Konflikten und dem Imageproblem der Einwanderungspolitik erschwert die Attraktivität der USA als Reiseziel erheblich. Für viele lokale Unternehmen bedeutet dies finanzielle Einbußen und eine unsichere Zukunft. Langfristig wird es entscheidend sein, durch eine konstruktive Politik und gezielte Maßnahmen das Vertrauen der internationalen Reisenden zurückzugewinnen und den wichtigen Wirtschaftszweig Tourismus wieder auf einen stabilen Wachstumspfad zu führen.