Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, zählt zu den häufigsten Ursachen für schwere Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Jahr für Jahr werden in den USA allein zwischen 58.000 und 80.000 Kinder unter fünf Jahren aufgrund einer RSV-Infektion stationär behandelt. Besonders anfällig sind Neugeborene im ersten Lebensmonat, deren Immunsystem noch nicht ausreichend entwickelt ist, um das Virus effektiv abzuwehren.
Der jährliche Anstieg der RSV-Infektionen im Herbst und Winter stellt für viele Familien und das Gesundheitssystem eine große Belastung dar. Doch der Saisonverlauf 2024–2025 zeichnet sich durch einen bemerkenswerten Rückgang der Hospitalisierungen aus, der mit der Zulassung neuer präventiver Maßnahmen in Zusammenhang steht. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben im Rahmen einer aktuellen Studie den Einfluss eines neuen Impfstoffs sowie einer neuartigen Therapie auf die Rate der RSV-bedingten Krankenhauseinweisungen untersucht und die Ergebnisse veröffentlich. Das zentrale Element der neuen Schutzmöglichkeiten bildet der maternale Impfstoff Abrysvo von Pfizer. Dieser wird Schwangeren im dritten Trimester verabreicht, idealerweise zwischen September und Januar, wenn die RSV-Saison ihren Höhepunkt erreicht.
Durch die Impfung werden Antikörper erzeugt, die über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden und dem Neugeborenen in den ersten Lebensmonaten einen passiven Schutz bieten. Ergänzend dazu wurde mit Nirsevimab eine langwirksame monoklonale Antikörperbehandlung eingeführt, welche direkt bei Säuglingen unter acht Monaten verabreicht wird. Sie kommt insbesondere für solche Babys zum Einsatz, die nicht ausreichend durch maternale Antikörper geschützt sind oder während der RSV-Saison geboren wurden. Beide Schutzmaßnahmen zielen darauf ab, die Anfälligkeit der jüngsten und am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppe gegenüber RSV zu minimieren. Um den Effekt dieser Neuerungen zu dokumentieren, haben die CDC Daten von zwei etablierten RSV-Überwachungsnetzwerken ausgewertet: dem RSV-NET sowie dem National Vaccine Surveillance Network (NVSN).
Diese vergleichen Krankenhausaufenthaltsraten während der RSV-Saison 2024–2025 mit denen aus den Vorjahren vor der Pandemie (2018–2020). Die Analyse zeigt beeindruckende Rückgänge bei Neugeborenen im Alter von 0 bis 2 Monaten. Während in der RSV-NET-Region die Krankenhausaufenthaltsrate um 52 Prozent reduzierte, lag der Rückgang im NVSN bei 45 Prozent. Auffällig war, dass nach Ausschluss der Daten aus Houston – einer Region, in der die RSV-Saison vor der breiten Einführung von Impfstoff und Behandlung begann – der Rückgang sogar 71 Prozent betrug. Für eine etwas ältere Altersgruppe von null bis sieben Monaten wurde ebenfalls ein Rückgang der RSV-bedingten Klinikeinweisungen festgestellt.
Die Daten von RSV-NET zeigten einen Rückgang um 43 Prozent, während im NVSN die Rate um 28 Prozent sank. Auch hier erhöhte sich der beobachtete Rückgang auf bis zu 56 Prozent, wenn Houston aus der Auswertung ausgeschlossen wurde. Diese Resultate verdeutlichen, dass sowohl der maternale Impfstoff als auch die monoklonale Antikörperbehandlung einen signifikanten Schutz bieten und damit einen echten Fortschritt im Kampf gegen RSV darstellen. Interessanterweise stiegen bei älteren Kleinkindern und Kindern bis fünf Jahre die RSV-Krankenhauseinweisungen im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Jahren an. Diese Beobachtung legt nahe, dass die RSV-Saison 2024–2025 insgesamt besonders intensiv war, die Effektivität der Schutzmaßnahmen aber vor allem den jüngersten Altersgruppen zugutekam.
Daraus folgt, dass die tatsächliche Wirksamkeit des neuen Impfstoffs und der Behandlung womöglich sogar höher ist als die in den Zahlen ersichtlichen Rückgänge. Das RSV-Virus verursacht eine Reihe von Symptomen, die von milden Erkältungserscheinungen bis hin zu schweren Atemwegsinfektionen mit Atemnot und Sauerstoffmangel reichen können. Frühgeborene, Kinder mit Vorerkrankungen wie Lungenerkrankungen oder Herzfehlern sowie Kinder aus sozialen Risikogruppen sind besonders gefährdet. Die Behandlung früher RSV-Jahre bestand oft nur im unterstützenden Management, da spezifische antivirale Medikamente fehlten und Impfstoffe nicht zur Verfügung standen. In dieser Hinsicht markiert die Einführung von Abrysvo und Nirsevimab einen Meilenstein, von dem sich Experten eine nachhaltige Entlastung nicht nur für betroffene Familien, sondern auch für Kliniken und das Gesundheitssystem erhoffen.
Die kontinuierliche Überwachung der epidemiologischen Lage bleibt dabei essenziell. Die CDC und andere Institutionen werden die Daten weiterhin auswerten, um langfristige Trends zu erfassen und mögliche Anpassungen in Impfstrategien vorzunehmen. Neben USA wird die Einführung dieser Mittel in weiteren Ländern erwartet, was weltweit positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Säuglingen haben könnte. Auch wenn die ersten Resultate vielversprechend sind, sind weitere Langzeituntersuchungen und breite Impfkampagnen notwendig, um den Schutz gegen RSV flächendeckend zu verbessern. Für Eltern bedeutet dies eine neue Perspektive der Sicherheit während der kritischen ersten Lebensmonate ihrer Kinder.