Die geplante Übernahme von Bakkavor durch Greencore sorgt in der britischen Lebensmittelindustrie für große Aufmerksamkeit und stellt die Competition and Markets Authority (CMA), den Wettbewerbsregulator des Vereinigten Königreichs, vor eine komplexe Herausforderung. Greencore, ein in Dublin ansässiger Konzern, strebt mit diesem Milliarden-Pfund-Deal die Konsolidierung seiner Marktposition im Bereich private-label (Eigenmarken) Food-to-go und Convenience-Produkte an und könnte so zu einem dominanten Akteur im gesamten UK-Markt werden. Diese Zusammenschlüsse werfen gewichtigere Fragen zur Wettbewerbspolitik, zu potenziellen Auswirkungen für die Beschäftigten und für die Konsumenten auf, die das regulatorische Prüfverfahren maßgeblich beeinflussen werden. Die Geschichte der Übernahme ist geprägt von einigen Stolpersteinen. Schon zwei frühere Anläufe scheiterten an der Zurückhaltung der Bakkavor-Aktionäre, bis zuletzt eine Mehrheit nun zustimmte und eine entscheidende Aktionärsversammlung für Juli anberaumt wurde.
Greencore geht davon aus, dass sich der Deal auf einen Wert von etwa 1,2 bis 1,5 Milliarden Pfund beläuft, was rund 1,6 bis 2 Milliarden US-Dollar entspricht. Die Einigung könnte die globale Reichweite des Unternehmens stärken und neue Führungspositionen im Segment der Fertiggerichte festigen. Ein kritischer Diskussionspunkt sind die möglichen Personalkürzungen. Greencore hat angekündigt, dass durch die geplante Zusammenlegung von Büros und Produktionsstätten bis zu fünf Prozent der kombinierten Belegschaft abgebaut werden könnte. Gemessen an den Mitarbeiterzahlen beider Firmen – etwa 13.
300 bei Greencore und 17.200 bei Bakkavor – könnten theoretisch rund 1.525 Arbeitsplätze betroffen sein. Dies ist insbesondere deshalb brisant, da Arbeitsplatzabbau durch unternehmenspolitische Maßnahmen immer auch ein sensibles Thema für den Regulierer darstellt, wenn dieser mit Wettbewerbseffekten in Verbindung gebracht werden kann. Die zentrale Betrachtungsweise der CMA fokussiert sich vor allem auf das Risiko einer „erheblichen Wettbewerbsverschlechterung“.
Dies bedeutet, dass die Behörde prüfen wird, ob die Übernahme zur Entstehung einer marktbeherrschenden Stellung führt, die den Wettbewerb so weit einschränkt, dass Verbraucher oder Gewerbekunden Nachteile erleiden könnten. Diese könnten sich zeigen durch eingeschränkte Auswahl, Preiserhöhungen oder schlechtere Produktqualität. Die strategischen Portfolios von Greencore und Bakkavor weisen nach Analysteneinschätzungen nur begrenzte Überschneidungen auf, was die Besorgnis vor Wettbewerbsbeschränkungen mildern könnte. Dennoch gibt es Produktbereiche, wo eine direkte Konkurrenz besteht – insbesondere bei Fertiggerichten oder den als Food-to-go vertriebenen Sandwiches und vorbereiteten Salaten. Diese Eigenmarken werden in großer Zahl von Einzelhändlern im Vereinigten Königreich angeboten und sind ein marktrelevanter Wettbewerbspunkt zu bekannten Markenherstellern.
Die CMA wird diese Parallelen in den Fertiggerichten, Sandwiches und Salaten daher besonders genau unter die Lupe nehmen. Ein weiterer Aspekt ist die Ergänzung des Sortiments von Greencore durch Bakkavors Stärken in neuen Produktsegmenten. Während Greencore bereits mit Produkten wie Sushi, Quiches, Suppen, Soßen, Pickles und Yorkshire Puddings präsent ist, würde Bakkavor vor allem Pizza, Backwaren, Desserts und gekühlte Dips beisteuern. Diese Ergänzungen könnten dem kombinierten Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen und die Angebotsvielfalt erweitern, was theoretisch positive Folgen für die Konsumenten haben kann. Allerdings bedeutet eine gestärkte Marktposition für das fusionierte Unternehmen auch eine größere Verhandlungsmacht gegenüber den Einzelhändlern.
Einerseits könnten niedrigere Preise auf den Regalen entstehen, weil das Unternehmen seine Produkte effizienter vertreibt. Andererseits besteht das Risiko, dass Greencore nach der Fusion höhere Preise verlangt, um die Gewinnmargen zu sichern oder zu erhöhen. Aus Konsumentensicht wäre dies eine Herausforderung, die im Prüfverfahren der CMA besonders berücksichtigt wird. Greencore selbst hebt hervor, dass die Zusammenführung der Produktportfolios der wesentliche Treiber für die Transaktion ist. Die vorliegende Zustimmung von Aktionären mit einem Anteil von fast 70 Prozent zeigt, dass das Geschäft intern inzwischen auf breitere Zustimmung stößt, nachdem es seit März in der Mache ist.
Die regulatorische Hürde bleibt dennoch die zentrale Frage für den weiteren Verlauf: Wird die CMA die Übernahme genehmigen oder zum Schutz des Wettbewerbs Einspruch erheben? Historisch betrachtet hat die CMA in vergleichbaren Fällen oft viele Monate für die Analyse komplexer Zusammenschlüsse benötigt und erforderlichenfalls Auflagen verhängt oder sogar Deals untersagt. Im Fall von Greencore und Bakkavor werden voraussichtlich auch die politischen Rahmenbedingungen eine Rolle spielen: Die britische Regierung legt weiterhin besonderen Wert auf die Sicherung von Arbeitsplätzen und auf ein faires Wettbewerbsumfeld, gerade im Lebensmittelsektor, der eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt. Letztlich spiegelt der Deal eine wichtige Entwicklung in der britischen Lebensmittelindustrie wider, in der globale und regionale Anbieter um Marktanteile konkurrieren und zunehmend Synergien suchen. Für Greencore wäre der Erwerb von Bakkavor ein bedeutender Schritt, um die Führungsposition bei Eigenmarken-Fertigprodukten und Convenience-Gerichten zu konsolidieren. Für die Verbraucher bleibt abzuwarten, ob die Fusion zu einem breiteren Angebot und günstigen Preisen führt oder ob hierdurch Marktmacht entsteht, die sich negativ auswirkt.
Die Entscheidung der CMA wird daher mit Spannung erwartet – denn sie könnte Maßstäbe für künftige Übernahmen und Strategien in der Lebensmittelbranche setzen und damit Auswirkungen weit über den unmittelbaren Deal hinaus haben. Insgesamt zeigt die Situation rund um Greencore, Bakkavor und die CMA, wie sehr wirtschaftliche Interessen, Arbeitnehmerbelange und regulatorische Vorgaben miteinander verwoben sind. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich diese komplexe Gemengelage auf die Struktur des britischen Lebensmittelmarktes auswirkt – und welche Signale es für Investoren, Unternehmen und Konsumenten gibt.