In den letzten Jahren hat die weltweite Entwicklungszusammenarbeit einen Wendepunkt erlebt. Die Vereinigten Staaten von Amerika, traditionell ein Hauptakteur im Bereich der auswärtigen Entwicklungshilfe, haben mit der drastischen Kürzung der Mittel für die US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) einen tiefgreifenden Einschnitt gesetzt. Diese Veränderungen wirken sich unmittelbar auf die Leben von Millionen Menschen in den ärmsten Regionen der Welt aus und führen zu einem Anstieg von vermeidbaren Todesfällen. Die Tragweite dieser Entscheidung wird häufig nicht ausreichend wahrgenommen, obwohl die wissenschaftliche Analyse der Folgen alarmierend ist. USAID gilt seit Jahrzehnten als eine der effektivsten Organisationen, wenn es darum geht, globale Gesundheitskrisen zu lindern und nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Die Agentur hat in zahlreichen Ländern Programme etabliert, die speziell auf lebensbedrohliche Krankheiten wie HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose abzielen. Darüber hinaus unterstützt sie wichtige Präventionsmaßnahmen im Bereich der Ernährungssicherheit sowie der Wasser- und Sanitärversorgung. Diese Maßnahmen sind essenziell, um die Sterblichkeit vor allem bei Kindern, Schwangeren und vulnerablen Bevölkerungsgruppen deutlich zu senken. Mit dem Haushaltsplanentwurf für das Finanzjahr 2026 durch die damalige Trump-Administration wurden Kürzungen von über 60 Prozent im globalen Gesundheitsbudget beantragt. Die Budgetmittel sackten von historischen Zahlen auf lediglich rund 3,8 Milliarden US-Dollar zusammen.
Dieses drastische Einsparvolumen stellt das Ende einer Ära in der Auslandsentwicklungshilfe dar und hinterlässt ein Vakuum, dessen Folgen sich bereits in verschiedenen Ländern abzeichnen. Die Auswirkungen der reduzierten Mittel schlagen sich konkret in der Schließung von Gesundheitszentren, dem Stopp von Anti-Malaria-Projekten sowie dem Wegfall ernährungsmedizinischer Programme nieder. HIV-Behandlungszentren in Südafrika wurden geschlossen, wodurch tausende Menschen ohne regelmäßige Versorgung sind. Anti-Malaria-Initiativen in Sierra Leone wurden eingestellt, obwohl Malaria weiterhin eine der häufigsten Todesursachen in der Region ist. Auch in Bangladesch wurden Ernährungskliniken für schwer mangelernährte Kinder geschlossen, was die Sterblichkeitsrate in dieser ohnehin gefährdeten Bevölkerungsgruppe drastisch erhöht.
Wissenschaftliche Prognosen zeigen, dass allein durch die Kürzungen in fünf Kernbereichen – HIV/Aids (PEPFAR), Malaria, schwere akute Mangelernährung, Tuberkulose sowie Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen (WASH) – jährlich Hunderttausende zusätzliche Todesfälle zu erwarten sind. Die Schätzungen variieren je nach Programm, doch die Größenordnung ist eindeutig besorgniserregend. Die kumulierten Zahlen der prognostizierten Übersterblichkeit liegen nach einem Jahr bei rund 483.000 bis 1,14 Millionen vermeidbaren Todesfällen. Sollte die Finanzierungskürzungen über einen Zeitraum von fünf Jahren bestehen bleiben, könnten diese Zahlen auf bis zu 6,24 Millionen zusätzlich Tote anwachsen.
Vor allem das PEPFAR-Programm (President’s Emergency Plan for AIDS Relief), das die globale HIV-/Aids-Bekämpfung vorantreibt, ist stark betroffen. Die erwarteten Todesfälle aufgrund von Kürzungen bewegen sich zwischen 257.000 und 772.000 nur im ersten Jahr und können in den nächsten fünf Jahren sogar auf bis zu 2,95 Millionen ansteigen. Der Verlust der HIV-Medikamentenzufuhr, der begleitenden Präventionsmaßnahmen und des regelmäßigen Monitorings bedeutet für viele Menschen den Unterschied zwischen Leben und Tod.
Ähnlich kritisch ist die Situation bei den Programmen gegen Malaria. Hier wird die geringere Finanzierung mit einem Anstieg der Todesfälle zwischen 43.000 und 90.000 pro Jahr in Verbindung gebracht. Malaria gehört zu den am stärksten tödlichen Infektionskrankheiten in Afrika südlich der Sahara.
Der Wegfall von Verteilungsprogrammen für Moskitonetze, Medikamenten oder auch gezielten Aufklärungskampagnen erhöht die Anfälligkeit der Bevölkerung enorm. Tuberkulose ist eine weitere verheerende Epidemie, die durch die Kürzungen neue Nahrung erhält. Die Prognosen sagen zwischen 98.000 und 184.000 zusätzliche Tote allein im ersten Jahr voraus.
Die Krankheit betrifft vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem und ärmere Bevölkerungsgruppen, die oftmals keinen Zugang zu angemessener Behandlung haben. Auch die Programme gegen schwere akute Mangelernährung, welche die Versorgung von unterernährten Kindern und Müttern sicherstellen, verzeichnen erhebliche Einsparungen. Diese Reduktionen führen zu geschätzten 79.000 bis 89.000 Todesfällen innerhalb eines Jahres und sind bedeutsam, weil Unterernährung eine der Hauptursachen für Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern darstellt.
Die Folgen der Mangelernährung erschweren zudem die Bekämpfung anderer Krankheiten und führen zu einem Teufelskreis aus Krankheit und Hunger. Im Bereich Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH) sieht die Lage ebenfalls problematisch aus. Wesentliche Investitionen, die sauberes Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung gewährleisten, erleben Kürzungen. Dies führt vor allem zu einem Anstieg von durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Durchfall, einer der Haupttodesursachen bei Kindern weltweit. Den Schätzungen zufolge könnten dadurch allein im ersten Jahr etwa 5.
850 Menschen zusätzlich sterben. Die politischen Entscheidungsträger stehen vor der Herausforderung, das schwere menschliche Leid zu erkennen, das mit diesen Budgetkürzungen einhergeht. Während manche skeptisch gegenüber Ausgaben im Bereich der Auslandshilfe sind, verblasst oft die Erkenntnis, wie kosteneffizient und lebensrettend gut finanzierte Programme sein können. Die genannten Initiativen zählen zu denjenigen mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis, da sie einerseits die Krankheitssituation eindämmen und andererseits eine langfristige Entwicklung auf Basis besserer Gesundheit ermöglichen. Öffentliche und politische Debatten über Entwicklungshilfe sind jedoch häufig von anderen Prioritäten und kurzsichtigen Interessen geprägt.
Kritiken an der Verwendung von Mitteln und der Effektivität von Programmen existieren, doch umfassende Bewertungen zeigen immer wieder, dass die positive Wirkung von USAID-Projekten besonders im Gesundheitssektor immens ist. Die Einrichtung transparent nachvollziehbarer Prognosen und die Veröffentlichung von Studien, die auf belastbaren Daten und verlässlichen Methoden beruhen, tragen dazu bei, den Diskurs zu versachlichen und zu einer informierten Entscheidungsfindung beizutragen. Die Zukunft der amerikanischen Auslandshilfe bleibt derzeit ungewiss. Es ist offen, in welcher Form, unter welcher Organisation und für welche Ziele künftig finanzielle Unterstützung geleistet wird. Ein scheinbares Ende der modernen Entwicklungszusammenarbeit durch USAID könnte bedeuten, dass andere Regierungsstellen oder private Akteure die Verantwortung übernehmen.
Ob sie jedoch dasselbe Maß an Effektivität und Leben rettenden Ergebnissen erzielen können, ist unklar. Neben unmittelbaren humanitären Folgen sind die langfristigen wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen tiefgreifend. Gesundheitskrisen, die nicht effizient bekämpft werden, können ganze Gesellschaften destabilisieren, Entwicklungsperspektiven zerstören und die globale Gesundheitssicherheit gefährden. Die Ausbreitung von Krankheiten über Landesgrenzen hinweg macht die reduzierte Unterstützung zu einem Problem, das nicht nur Entwicklungsländer betrifft, sondern auch unmittelbar reichere Nationen einschließen kann. Innovative Ansätze, wie die Optimierung der bestehenden Mittelverwendung, verstärkte Partnerschaften mit lokalen Akteuren und eine verbesserte technologiegestützte Prävention, werden heute gleichermaßen gefordert wie eine Wiederherstellung der Finanzierung auf angemessener Höhe.
Internationale Organisationen, NGOs und Wissenschaftler appellieren an Entscheidungsträger, die kurzfristige Einsparungen gegen die langfristigen Kosten abzuwägen und das Menschheitswohl in den Mittelpunkt zu rücken. Die Diskussion über die Kürzungen bei USAID ist ein Weckruf für die internationale Gemeinschaft. Der Erfolg in der Bekämpfung tödlicher Krankheiten, die Sicherstellung von Ernährung und Hygiene sowie die Förderung nachhaltiger Gesundheitssysteme sind unverzichtbar für eine global gerechtere und gesündere Welt. Das Aufzeigen konkreter Zahlen zu den möglichen Todesopfern bietet eine sachliche Grundlage für politische Debatten. Es stellt auch ethische Fragen, wie viel eine Gesellschaft an Menschenleben bereit ist einzusparen, wenn finanzielle Mittel für lebensrettende Programme gestrichen werden.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Kürzungen bei USAID nicht nur eine bürokratische oder finanzielle Angelegenheit sind. Sie beeinflussen Tag für Tag das Leben zahlreicher Menschen, die auf externe Hilfe angewiesen sind. Die Schätzungen der zusätzlichen Todesfälle sind alarmierend und mahnen eindringlich zur Rückkehr zu einer nachhaltigen, gut ausgestatteten Entwicklungszusammenarbeit. Nur so kann es gelingen, den globalen Gesundheitsfortschritt zu sichern, Lebensqualität zu steigern und die offenen Wunden der Ungleichheit zu heilen.