Der Höhenflug der Non-Fungible Tokens, kurz NFTs, begann vor einigen Jahren mit enormem Hype, steigenden Preisen und prominenten Kooperationen. Besonders im Jahr 2021 erreichte die Begeisterung für digitale Sammlerstücke und Blockchain-basierte Inhaberrechte ihren Höhepunkt. Weltbekannte Marken wie Nike, Starbucks, DraftKings, PUMA und Reebok stürzten sich in diesen Trend – voller Erwartungen, neue Einnahmequellen zu erschließen und jüngere, technikaffine Zielgruppen zu erreichen. Doch heute, nur wenige Jahre später, beschädigen sinkende Handelsvolumen, rechtliche Probleme und die Enttäuschung der Konsumenten das Bild der NFT-Branche drastisch. Das Ergebnis ist ein spürbarer Rückzug der Großkonzerne aus dem NFT-Markt, der auch die Zukunft digitaler Vermögenswerte in Frage stellt.
Im Zentrum dieser Entwicklung steht Nike, ein Vorreiter beim Einsatz von NFTs in der Mode- und Sportschuhbranche. Der Konzern hatte mit der Übernahme von RTFKT Studio, einem Pionier für virtuelle Sneaker, die digitale Modewelt aufgemischt. Doch Ende 2024 setzte Nike überraschend einen Schlussstrich unter das Projekt und stellte den Betrieb von RTFKT ein. Kurz darauf kam es zu einer Sammelklage in Brooklyn, New York, bei der ein australischer Investor behauptete, Nike habe „unregistrierte Wertpapiere“ verkauft und damit Investoren geschädigt. Die Klage hebt hervor, dass sich der Wert der RTFKT NFTs von knapp 3,5 ETH (circa 8.
000 US-Dollar) im Jahr 2022 auf kaum mehr als 0,009 ETH (ca. 16 US-Dollar) im Jahr 2025 stürzte. Damit wird nicht nur die spekulative Natur vieler NFT-Projekte offenkundig, sondern auch die Rechtsunsicherheit wird zum ernsthaften Risiko für Investoren und Unternehmen gleichermaßen.Nike steht nicht alleine da mit seinen Problemen. Auch Starbucks beendete Mitte 2024 sein Odyssey NFT-Programm, das zwei Jahre zuvor gestartet wurde.
Die Gründe dafür liegen weniger im finanziellen Verlust, sondern vielmehr in der Schwierigkeit, NFTs als praktisches Element in den Alltag der Konsumenten zu integrieren. Technische Komplexitäten, mangelndes Nutzerverständnis und eine unklare Nutzenperspektive sorgten dafür, dass viele Nutzer das Programm letztlich links liegen ließen. Die Entscheidung von Starbucks spiegelt somit die Herausforderung wider, reine Spekulationsobjekte in eine nachhaltige Kundenbindung umzuwandeln.Ein weiteres prominentes Beispiel liefert DraftKings, der US-Sportwettenanbieter, der mit dem Reignmakers-NFT-Spiel eine Verbindung zum NFL Players Association eingegangen war. Der Rückzug aus dem NFT-Markt im Sommer 2024 führte zu einer massiven Klage seitens der NFLPA über rund 65 Millionen US-Dollar, da DraftKings angeblich vertraglich vereinbarte Zahlungen nicht leistete.
Hier zeigt sich das hohe Konfliktpotenzial, wenn digitale Vermögenswerte mit zentralen Partnerschaften verbunden sind, die in einem unsicheren Markt auf Wirkung und Vertrauen angewiesen sind.PUMA und Reebok verhalten sich seit ihrem Einstieg in den NFT-Bereich eher passiv. Die Super PUMA NFTs, die 2023 als Jubiläumsprojekt veröffentlicht wurden, ernteten zunächst Aufmerksamkeit, doch seitdem herrscht Stille. Reeboks NST2-Kollektion, ein von Rapper A$AP NAST unterstütztes Projekt aus dem Jahr 2021, war zwar innerhalb kurzer Zeit ausverkauft, es folgten jedoch keine weiteren Initiativen. Diese Zurückhaltung verdeutlicht, dass auch etablierte Sportartikelhersteller vorsichtiger agieren, wenn der anfänglich vielversprechende Hype sich am Markt nicht bestätigt.
Die Gründe für den Rückzug der großen Marken sind vielfältig und komplex. Zum einen ist der NFT-Markt extrem gesättigt mit Projekten, die wenig bis keinen einzigartigen Mehrwert bieten. Viele der digitalen Objekte wurden zu Spekulationszwecken kreiert, ohne eine nachhaltige Nutzungsperspektive. Daraus resultiert ein dramatischer Einbruch bei den Handelsvolumina, der die Attraktivität für Marken und Investoren gleichermaßen mindert.Zum anderen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für NFTs nach wie vor unklar.
In den USA und weltweit besteht keine einheitliche Regulierung, was zu zahlreichen Klagen wie im Fall Nike führt. NFTs gelten je nach Rechtssystemmal als Wertpapiere, mal nicht – und dieser Graubereich schürt Unsicherheit und Misstrauen. Die Marktbeteiligten haben erkannt, dass es schwer kalkulierbare Risiken gibt, wenn die rechtliche Definition und regulatorische Behandlung von NFTs weiterhin im Nebel bleiben.Technische Herausforderungen erschweren die Lage zusätzlich. Als Nike den Betrieb von RTFKT einstellte, konnten viele NFT-Inhaber ihre digitalen Sneaker nicht mehr nutzen oder anzeigen lassen.
Dies offenbarte eine grundlegende Schwäche vieler sogenannter zentralisierter NFT-Plattformen: Wenn Betreiber den Betrieb einstellen oder serverseitige Dienste verfallen lassen, verlieren digitale Besitztümer ihren Wert und ihre Funktion – ein massiver Vertrauensverlust für Verbraucher. Hinzu kommen hohe Transaktionskosten und Umweltkritik, insbesondere im Zusammenhang mit Ethereum-basierten NFTs, die auf energieintensiven Blockchains laufen. Dies hat einige Marken und Verbraucher zusätzlich abgeschreckt.Der Rückzug der Großkonzerne bedeutet jedoch nicht das Ende von NFTs. Vielmehr ist eine Reifung des Marktes zu beobachten.
Experten sehen die Zukunft in nutzbringenden, nachhaltigen und besitzrechtlich klaren digitalen Assets. Es geht zunehmend darum, neue Formen des Eigentums und Zugangs zu schaffen, die für die internetaffine Generation sinnvoll und attraktiv sind. Dies kann sich in Form von spielinternen Vermögenswerten, Loyalitätsprogrammen mit echten Vorteilen oder hybriden Erlebnissen zeigen, die das Digitale mit physischen Produkten und Dienstleistungen verbinden.Ein prominenter Vordenker in diesem Bereich ist Alexander Salnikov, Mitgründer der NFT-Plattform Rarible. Er betont, dass das nächste Wachstum nicht durch den blinden Trendpfad angetrieben wird, sondern durch authentische digitale Innovationen, die echtes Engagement und Nutzen für Anwender erzeugen.
Unternehmen sollten sich von rein spekulativen Projekten verabschieden und statt dessen auf blockkettenbasierte Lösungen setzen, die langfristige Bindungen zwischen Marke und Kunde ermöglichen.Die Herausforderungen im NFT-Markt liefern wichtige Lektionen für Unternehmen und Investoren. Es ist essenziell, dass NFT-Projekte klar definierte Ziele, echten Mehrwert und transparente rechtliche Strukturen aufweisen. Nur so kann langfristiges Vertrauen entstehen, das auch volatileren Marktphasen standhält. Weiterhin spielt die technische Infrastruktur eine entscheidende Rolle, um den Zugang und die Nutzung digitaler Assets für eine breite Zielgruppe einfach und sicher zu gestalten.
Als Folge beobachten wir eine Verschiebung hin zu sogenannten „Utility NFTs“ – also digitalen Vermögenswerten, die Mehrwert durch funktionale Anwendungen schaffen. Dies können Zugangsrechte zu Veranstaltungen, Belohnungssysteme oder spielbasierte virtuelle Güter sein, die durch Blockchain-Technologie authentifiziert werden. Solche Modelle verbinden Spielspaß, Community und tatsächlichen Nutzen, was die Basis für nachhaltiges Wachstum bildet.Während viele Marken in der Vergangenheit vor allem auf den schnellen Trend gesetzt haben, zeichnet sich nun eine professionelle und methodische Herangehensweise ab. Die Integration von NFTs in eine holistische Digitalstrategie, welche physische Erlebnisse und digitale Assets miteinander verbindet, wird zur neuen Norm.
Unternehmen versuchen, den Erwartungen der Konsumenten gerecht zu werden, die mehr Transparenz, Sicherheit und echten Nutzen verlangen.Letztendlich spiegeln die Entwicklungen im NFT-Markt die generelle Dynamik der Digitalisierung wider. Digitalisierung bringt spannende Möglichkeiten, stellt aber auch hohe Anforderungen an Innovation, Rechtssicherheit und Anwenderfreundlichkeit. Der Kater nach dem ersten Hype ist ein normaler Prozess, der den Boden für nachhaltige Entwicklungen bereitet. Unternehmen, die jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und in belastbare Geschäftsmodelle investieren, haben Chancen, langfristig von der Blockchain-Technologie zu profitieren.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Rückzug von Nike, Starbucks, DraftKings und anderen aus dem NFT-Bereich ein Weckruf für die Branche ist. NFTs sind kein Selbstläufer, sondern verlangen eine durchdachte Strategie, die technische Innovation, Rechtssicherheit und vor allem echten Kundennutzen vereint. Die Zukunft der NFTs liegt nicht im Spekulieren, sondern in der Schaffung von nachhaltigen, interaktiven und wertstiftenden digitalen Erlebnissen. Nur wer diesen Weg konsequent geht, wird im sich wandelnden digitalen Ökosystem bestehen können.