In der kommenden Woche rücken weltweit veröffentlichte Daten zur Einkaufsmanagerindex (PMI) besonders in den Mittelpunkt, da Investoren die Auswirkungen der verhängten Zölle auf die wirtschaftliche Entwicklung genau beobachten. Nach der vorübergehenden Einigung zwischen den USA und China auf eine Reduktion der Zölle für 90 Tage richtet sich der Blick der Marktakteure jetzt verstärkt darauf, wie die Unsicherheit bezüglich der Handelspolitik und Strafzölle die reale Wirtschaft beeinflusst. Die PMI-Zahlen für Mai aus den USA, der Eurozone und dem Vereinigten Königreich sollen dabei wichtige Hinweise auf die Stimmung und Entwicklung in den Bereichen Produktion und Dienstleistung geben. Sie gelten als Frühindikatoren für die Wirtschaftstätigkeit und spiegeln die aktuelle Lage in den Produktions- und Dienstleistungssektoren wider, die von Handelsstreitigkeiten und politischen Unsicherheiten besonders betroffen sind. Die Stimmung in diesen Sektoren hat direkten Einfluss auf die Währungsbewegungen und das Investitionsverhalten auf den Anleihemärkten, weshalb die Veröffentlichung der PMI-Daten mit Spannung erwartet wird.
In den Vereinigten Staaten sind die Einkaufsmanagerindizes von essenzieller Bedeutung, um die wirtschaftliche Dynamik vor dem Hintergrund der im April angekündigten weitreichenden Zollerhöhungen zu beurteilen. Obwohl viele der ursprünglich geplanten hohen Zölle von den Regierungen reduziert wurden, verbleiben Zollsätze von zehn Prozent oder mehr, die historisch als signifikant angesehen werden. Offizielle Wirtschaftsdaten aus den USA zeigen bislang eine vergleichsweise stabile wirtschaftliche Lage, jedoch sind diese oft rückblickend und erfassen die unmittelbaren Effekte der verstärkten Handelsspannungen nur unzureichend. Deshalb sind die PMI-Zahlen und andere sogenannte Soft-Daten wie Verbraucherstimmung und Geschäftsklima von großem Interesse, da sie frühzeitig Anzeichen für eine mögliche Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit liefern können. Analysten von führenden Finanzinstituten heben hervor, dass die globale Aktivität trotz der Unsicherheiten momentan noch eine bemerkenswerte Widerstandskraft zeigt.
Gleichzeitig warnen sie aber davor, dass sich insbesondere in den USA das Vertrauen von Konsumenten und Unternehmen verschlechtert, was mittel- bis langfristig zu spüren sein könnte. Neben den PMI-Daten stehen weitere wichtige US-Wirtschaftszahlen auf der Agenda. Hierzu zählen die Daten zum Immobilienmarkt, insbesondere die Zahlen zu den bestehenden Immobilienverkäufen am Donnerstag und den Neubauverkäufen am Freitag, die einen Einblick in die Entwicklung des Immobiliensektors geben. Da dieser Sektor stark von Zinsniveau und wirtschaftlicher Zuversicht abhängt, könnten diese Zahlen Hinweise auf eine konjunkturelle Trendwende liefern. Zudem werden die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht, die traditionell als Frühindikator für den Arbeitsmarkt fungieren.
Auf der Anleihenseite steht mit der Versteigerung von US-Staatsanleihen über zwanzig Jahre am Mittwoch und inflationsgeschützten zehnjährigen TIPS am Donnerstag ein bedeutendes Ereignis an, das Rückschlüsse auf die Zinsentwicklung und die Markterwartungen zur Inflation ermöglichen wird. Auch in Europa konzentrieren sich die Investoren auf wichtige Entwicklungen, insbesondere die Handelsgespräche zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich, die eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Zukunft der Region spielen. Diese Verhandlungen könnten direkten Einfluss auf das britische Pfund und die Eurozone haben, da die Unsicherheit über zukünftige Handelsbeziehungen Risiken für Unternehmen und Investoren birgt. Daneben werden auch britische Inflationsdaten erwartet, die die Geldpolitik der Bank of England beeinflussen könnten. In der Eurozone selbst liefern die PMI-Daten wichtige Signale über die wirtschaftliche Gesundheit und die mögliche Richtung der Europäischen Zentralbank bei der Geldpolitik.
Im asiatischen Raum konzentrieren sich die Märkte auf den Verlauf der Handelsgespräche zwischen den USA und weiteren Ländern der Region. China steht ebenfalls im Fokus mit der Veröffentlichung von wichtigen Wirtschaftsdaten und einer angekündigten Zinssatzentscheidung der Zentralbank, die Auswirkungen auf die globale Liquidität und das Wachstum haben könnten. Da China ein wesentlicher Handelspartner für viele Volkswirtschaften ist, reflektieren seine Daten nicht nur die eigene Wirtschaftsentwicklung, sondern auch den Zustand der globalen Lieferketten. Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage wird von einer komplexen Gemengelage geprägt. Zum einen sorgen politische Maßnahmen wie Zölle und handelspolitische Unsicherheiten für Instabilität und verzögern Entscheidungen von Unternehmen und Verbrauchern.
Zum anderen zeigen konjunkturelle Indikatoren, dass die Wirtschaft insgesamt bislang bemerkenswert flexibel auf diese Herausforderungen reagiert. Jedoch liegt ein Schatten über dem Vertrauen in die Zukunft, was gerade im Bereich der sogenannten Soft-Daten sichtbar wird. Diese beinhalten Erwartungen, Stimmung und Pläne von Unternehmen und Verbrauchern, die häufig weitsichtiger sind als reine Hard-Daten wie Produktionszahlen oder Umsätze. Der Devisenmarkt reagiert sensibel auf diese gemischten Signale. Währungen, die als sicher gelten, können profitieren, wenn die Handelsspannungen zunehmen und Risikobereitschaft sinkt.
Andererseits können Währungen mit starken Fundamentaldaten und positiven Wachstumsprognosen gestützt werden. Gleichzeitig finden Anleger auf den Anleihemärkten nach Indikatoren für Inflationsentwicklung und Zinsstrategie der Zentralbanken, um ihre Portfolios entsprechend anzupassen. So sind die in der kommenden Woche erwarteten Auktionen von Staatsanleihen in den USA auch eine Bühne für die Preisfindung und die Beurteilung der Risikobereitschaft am Markt. Ein weiterer Blick gilt Kanada, wo mit der Veröffentlichung der Inflationsdaten für April ein wichtiger Indikator im Zentrum steht. Diese Zahlen könnten die Entscheidung der Bank of Canada über eine mögliche Zinssenkung im Juni maßgeblich beeinflussen.