Im Mai 2025 brachte Mozilla eine Nachricht, die für viele Nutzer des beliebten Dienstes Pocket überraschend kam: Pocket soll eingestellt werden. Als Dienst zum Speichern und späteren Lesen von Artikeln gehörte Pocket über Jahre zu einem der bekanntesten Read-it-Later-Apps. Doch der Abschied von Pocket ist nicht nur ein Ende, sondern auch ein Startschuss für die Debatte rund um die Zukunft des offenen Webs, das Bewahren von Nutzerkontrolle und die Bedeutung von Open-Source-Lösungen. Pocket wurde ursprünglich 2007 unter dem Namen Read It Later gegründet und entwickelte sich rasch zu einer praktischen Lösung, um interessante Online-Inhalte zu speichern und zu einem späteren Zeitpunkt offline zu lesen. Als Mozilla 2017 Pocket übernahm, versprachen viele Nutzer, dass der Dienst mit offenem Quellcode und einer serverseitigen Open-Source-Version weiterentwickelt und langfristig erhalten würde.
Dieses Versprechen ist allerdings nie vollständig umgesetzt worden, weshalb viele das Aus von Pocket nun auch als eine Mahnung sehen, wie wichtig es ist, von produktgebundenen, proprietären Diensten unabhängiger zu werden. Die Geschichte von Pocket ist eng verwoben mit der Entwicklung anderer Alternativen, allen voran wallabag. Dieser Dienst wurde 2013 als Reaktion auf das Ende von Google Reader ins Leben gerufen und ist heute eines der bekanntesten Open-Source-Projekte im Bereich Read-it-Later-Apps. Ursprünglich unter dem Namen „poche“ gestartet – was auf Französisch „Tasche“ bedeutet und in diesem Fall sinnbildlich für das Speichern von Artikeln stand – musste der Dienst später vorrechtliche Auseinandersetzungen mit Pocket über seinen Namen weg vom französischen Ausdruck wallabag gehen. Wallabag hebt sich vor allem durch seinen offenen Charakter ab.
Nutzer können wallabag selbst hosten, was ihnen vollständige Kontrolle über ihre Daten verschafft und die Abhängigkeit von großen Konzernen reduziert. Die Entscheidung von Mozilla, Pocket einzustellen, ist dabei nicht nur auf die veränderten Nutzungsgewohnheiten zurückzuführen, sondern spiegelt auch die wirtschaftlichen Realitäten von Unternehmensentscheidungen wider. Zwar hat Mozilla erklärt, dass sich das Web stark verändert hat und daher traditionelle Dienste wie Pocket nicht mehr in der bisherigen Form weitergeführt werden können, dennoch zeigt dieses Ende einmal mehr, wie wichtig es ist, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Daten selbst zu verwalten und nicht von proprietären Systemen abhängig zu sein. Nutzer, die Pocket bisher zur Organisation und Speicherung ihrer Web-Inhalte nutzten, stehen nun vor der Herausforderung, ihre Daten zu sichern und sich nach Alternativen umzusehen. Mozilla empfiehlt unbedingt, vor der Abschaltung eine vollständige Datenexportdatei anzufordern, um zumindest die Liste der gespeicherten Links zu bewahren.
Dies kann den Übergang zu anderen Diensten erheblich erleichtern. Wer sich für eine Alternative interessiert, der findet im Bereich Open Source vor allem mit wallabag eine robuste Lösung. Dieses Projekt, das inzwischen seit über einem Jahrzehnt kontinuierlich verbessert wird, bietet nicht nur volle Datenhoheit, sondern auch eine aktive Community, die stetig Neuerungen und Verbesserungen beisteuert. Für diejenigen, die nicht selbst einen Server betreiben möchten, bietet wallabag über wallabag.it einen komfortablen Hosting-Service an.
Zudem existieren weitere wallabag-Instanzen, die sowohl von Community-Projekten als auch von Verbünden wie CHATONS betrieben werden – einem Zusammenschluss französischer Anbieter, die Wert auf Datenschutz und digitale Souveränität legen. Neben wallabag gibt es noch weitere Read-it-Later-Apps wie Readeck und Raindrop, die jedoch meist proprietäre Lösungen darstellen. Sie bieten mitunter erweiterte Funktionen wie Artikelklassifizierung oder Kuration, sind aber oft an kostenpflichtige Modelle gebunden und erlauben weniger direkte Kontrolle über die eigenen Daten. In diesem Kontext gewinnt die Diskussion rund um die Vorteile von Open Source und die Bedeutung von netzneutralen, unabhängigen Plattformen immer mehr an Relevanz. Die Einstellung von Diensten wie Pocket und vorher Omnivore erinnert darüber hinaus daran, dass viele vermeintlich langlebige Online-Dienste von großen Unternehmen geschluckt werden und irgendwann aus strategischen oder wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden können.
Dieses Risiko stellt eine permanente Unsicherheit für Nutzer dar, die sich künftig intensiver mit dem Schutz ihrer Daten und der Wahl nachhaltigerer Lösungen auseinandersetzen müssen. Wallabag ist ein beeindruckendes Beispiel für die Stärke einer Community-getriebenen Open-Source-Lösung und zeigt, wie Nutzer sich vom Diktat großer Anbieter lösen können. Dabei ist die Mitarbeit und Unterstützung der Nutzer essenziell, denn die Entwicklung solcher Plattformen basiert oft auf freiwilliger Arbeit. Wer Wallabag nutzt und unterstützt, trägt aktiv dazu bei, das Internet offener und freier zu gestalten. Für den einfachen Zugang und eine breite Verteilung bietet das Projekt auch Möglichkeiten der Unterstützung über Plattformen wie Liberapay, um die Entwicklung langfristig zu sichern.
In der Praxis bedeutet die Migration von Pocket zu alternativen Lösungen etwas Aufwand, insbesondere für weniger technisch versierte Nutzer. Doch der Zugewinn an Selbstbestimmung, Datenschutz und die aktive Teilnahme an einer offenen Gemeinschaft lohnt sich langfristig. Mit Initiativen wie wallabag, die eine vollständige Kontrolle über die gespeicherten Artikel ermöglichen, können Leser erleben, wie das Internet früher einmal gedacht war: als freier Raum der Information, in dem jeder selbst bestimmen kann, wie und wo seine Daten genutzt werden. Abschließend lässt sich sagen, dass das Ende von Pocket zwar eine Ära beendet, jedoch den Weg frei macht für neue Formen des Umgangs mit Online-Inhalten. Die Zukunft des offenen Webs liegt in der Stärkung von Open-Source-Projekten und der Nutzerautonomie.
Dienste wie wallabag sind heute schon bereit, diese Rolle zu übernehmen und den Lesern eine sichere und nachhaltige Alternative zu bieten. Angesichts der sich ständig verändernden Landschaft des Internets bleibt die Botschaft klar: So lange die Community aktiv bleibt und sich für Offenheit und Freiheit einsetzt, lebt das offene Web weiter – unabhängig von kommerziellen Interessen großer Unternehmen.