In den letzten Jahren hat sich der US-Bundesstaat New Hampshire zu einem bedeutenden Teil der aufkommenden Kryptowährungslandschaft entwickelt. Angespornt von einer libertär geprägten Politik und dem starken Wunsch, den Wirtschaftsstandort neu zu definieren, streben Politiker und Aktivisten in Concord – der Hauptstadt des Staates – an, New Hampshire zur „Granitschmiede des Krypto“ zu machen. Der Begriff spielt geschickt auf den Spitznamen des Bundesstaates, „Granite State“, an und soll verdeutlichen, dass die Region zu einem zentralen Knotenpunkt für Krypto-Investitionen, -Entwicklungen und das Mining von digitalen Währungen werden soll.Das jüngste sichtbare Zeichen dieses Bestrebens ist der Beschluss eines Gesetzes, das New Hampshire als ersten US-Bundesstaat erlaubt, bis zu fünf Prozent seiner Staatsschulden in Bitcoin und Gold zu investieren. Ein vergleichsweise kleiner, aber wegweisender Schritt.
Das Gesetz wurde an einem symbolträchtigen Tag unterzeichnet, bei dem Gouverneurin Kelly Ayotte gemeinsam mit führenden republikanischen Abgeordneten wie Jason Osborne und Keith Ammon auftrat – zwei der bedeutendsten Befürworter der Kryptowährungen im Staat.Diese Initiative ist kein isoliertes Ereignis, sondern Teil einer weitreichenderen Strategie konservativer, teilweise libertärer Politiker, die vor allem durch Verbindungen zum sogenannten Free State Project getragen wird. Dieses politische Projekt hat in den vergangenen Jahren eine erhebliche Zahl von Krypto-Enthusiasten, Unternehmern und Politikern nach New Hampshire gebracht. Die Vision ist klar: Ein rechtliches und wirtschaftliches Umfeld zu schaffen, das Innovatoren und Investoren fördert, weniger reguliert und mehr Freiheit lässt.Unter den Befürwortern wird oft Bezug auf Delaware genommen, den US-Staat, der bekannt dafür ist, besonders günstige Unternehmensgesetze zu haben und deswegen weltweit viele Großkonzerne ihren Sitz dort registrieren.
„Wir wollen das Delaware des Kryptowährungssektors sein“, äußerte Jason Osborne verlässlich und optimistisch in mehreren Interviews. Diese Ansage zeigt, dass New Hampshire nicht nur Bitcoin als Anlageprodukt in sein Portfolio aufnehmen will, sondern sich als ganzheitliches Krypto-Ökosystem positionieren möchte.Neben der Erlaubnis, Staatsgelder in Bitcoin zu investieren, gibt es weitere Gesetzesentwürfe, die den Krypto-Sektor nachhaltig stärken sollen. Ein zentraler Punkt dabei ist ein sogenanntes Anti-Diskriminierungsgesetz für digitale Assets, das verhindern soll, dass das Land oder seine Kommunen den Gebrauch von Kryptowährungen behindern. Kritisch betrachtet wird vonseiten der Steuer- und Finanzbehörden insbesondere eine Klausel, die das Mining und Staking von Kryptowährungen ausdrücklich nicht als Wertpapiere einstufen will.
Dies widerspricht gängigen Definitionen, nach denen viele Staaten und insbesondere die US-Bundesregierung gewisse Kryptowährungen und Aktivitäten in diese Kategorie einordnen.Mit dem gesetzlichen Schutz vor übermäßigen Regulierungen will New Hampshire nicht nur ein günstiges Geschäftsklima für Unternehmen schaffen, sondern auch eine spezielle Gerichtsinstanz etablieren, die auf Blockchain-bezogene Rechtsstreitigkeiten spezialisiert sein wird. In Anbetracht der häufig komplexen und technologisch anspruchsvollen Streitigkeiten rund um Smart Contracts, Token-Emissionen und andere digitale Vermögenswerte ist dieser Schritt eine vorausschauende Maßnahme.Ein weiterer wesentlicher Baustein der Krypto-Strategie in New Hampshire betrifft die Energiepolitik. Bitcoin-Mining und andere energieintensive Blockchain-Aktivitäten stehen häufig in der Kritik, da sie hohe Stromverbräuche verursachen.
Das Bundesland reagiert darauf, indem es den Ausbau von sogenannten Off-Grid-Energieversorgern erleichtern will. Diese können Strom unabhängig von traditionellen Netzen erzeugen, vermarkten und verkaufen, ohne dort reguliert zu werden. Zudem werden neue, technologisch fortschrittliche Anlagen wie modulare Kernreaktoren in Gesetzesentwürfen als mögliche Energiequellen für das Mining-Segment genannt. Zwar ist die Umsetzung dieser Projekte noch ungewiss, aber eine klare Absichtserklärung ist vorhanden.Gouverneurin Ayotte betont bei allen ambitionierten Plänen die Notwendigkeit sogenannter „Guardrails“, also regulatorischer Schutzmechanismen, die Risiken begrenzen sollen.
Sie sieht Krypto als Chance für wirtschaftlichen Fortschritt, mahnt aber gleichzeitig zur Vorsicht und verantwortungsvoller Regulierung. Ähnlich äußert sich der Jurist Bill Ardinger, der bereits bei der Krypto-Kommission des ehemaligen Gouverneurs Chris Sununu mitgewirkt hat. Beide Seiten zeigen damit die komplexe Balance zwischen Innovationsförderung und Verbraucherschutz, die New Hampshire zu meistern versucht.Das Interesse von Unternehmen an New Hampshire ist bereits spürbar. So wurde im vergangenen Jahr die aus Singapur stammende Kryptobörse Crypto.
com von den lokalen Finanzbehörden zugelassen, um hier als vertrauenswürdige Depotbank für digitale Vermögenswerte zu operieren. Das ist ein eindeutiges Signal, dass der Staat vonseiten der Industrie ernst genommen wird.Der Erfolg hat auch mit der starken Community vor Ort zu tun, die schon vor dem kommerziellen Boom von Bitcoin und Co. aktiv war. Viele Befürworter erinnern sich heute mit einem Augenzwinkern daran, dass sie Bitcoin einst für ein paar Cent oder wenige Dollar kauften – etwa um „eine Tüte Eis“ oder „ein Glas Senf“ zu bezahlen.
Diese Wurzeln in libertär geprägten, engagierten Krypto-Kreisen bilden einen kulturellen Nährboden für die heutige Bewegung, die nicht nur die technische, sondern auch die politische Seite von Kryptowährungen vorantreibt.New Hampshire zeigt auf, wie ein Bundesstaat durch gezielte politische Steuerung und eine liberale Haltung zu digitalen Vermögenswerten eine Nische finden und diese in eine wirtschaftliche Chance verwandeln kann. Während viele Staaten in den USA noch darüber streiten, ob und wie sie Krypto regulieren sollen, setzt New Hampshire auf Vertrauen, Teilhabe und mutige Visionen. Das „Granite State“ will zum „granitenen“ Fundament eines neuen Finanz- und Technologiesektors werden, der die Zukunft gestalten kann. Ob sich New Hampshire als Modelleksempel für andere Regionen durchsetzen wird, bleibt offen – doch der Weg ist klar markiert.
Die kontinuerliche politische Unterstützung, das Engagement der freien Gemeinschaft und innovative Projekte werden dafür sorgen, dass die Region in den kommenden Jahren weiter als „Granitschmiede des Krypto“ wahrgenommen wird.