Die Regulierung digitaler Assets und insbesondere stabiler Kryptowährungen steht im Zentrum der aktuellen Gesetzgebungsdebatten im US-Kongress. Zwei bedeutende Gesetzesinitiativen prägen derzeit die Diskussion: Der GENIUS Act, ein überarbeiteter Gesetzentwurf zur Schaffung eines einheitlichen Bundesrahmens für Stablecoins, und die Marktstrukturgesetzgebung, die sich mit der Regulierung von digitalen Vermögenswerten befasst und auf bestehenden Initiativen wie dem FIT21-Gesetz aufbaut. Trotz deutlicher Fortschritte stößt der GENIUS Act auf erheblichen Widerstand im Senat, während die Marktstrukturgespräche im Repräsentantenhaus durch parteipolitische Differenzen kompliziert werden. Der GENIUS Act zielt darauf ab, Stablecoins – digitale Währungen, die meist an traditionelle Währungen gekoppelt sind – unter klare bundesstaatliche Regeln zu stellen. Die aktuelle überarbeitete Version des Gesetzes wurde von führenden republikanischen Senatoren wie Bill Hagerty, Tim Scott und Cynthia Lummis vorgestellt.
Wesentliche Neuerungen beinhalten die Einführung eines „Stablecoin Certification Review Committee“, das die Einhaltung der bundesstaatlichen Standards durch staatliche Regulierungsbehörden überprüft und damit die Zuständigkeit von zuvor verantwortlichen Stellen wie dem US-Finanzministerium ablöst. Darüber hinaus legt der Gesetzentwurf schärfere Anti-Geldwäsche- und Verbraucherschutzmaßnahmen fest und regelt explizit das Vorgehen gegen unerlaubte Stablecoin-Emissionen durch ausländische Anbieter, die nur unter bestimmten Auflagen am US-Markt aktiv sein dürfen. Trotz der ambitionierten Gesetzesvorlage gab es im Senat eine bedeutende Hürde: Die Abstimmung über die Einleitung der weiteren Beratung des GENIUS Act scheiterte knapp mit 48 gegen 49 Stimmen, deutlich unter den erforderlichen 60 Stimmen zur Klärung der Debatte. Diese knappe Niederlage verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen das Gesetzesvorhaben steht. Insbesondere senatorische Demokraten und einige Republikaner lehnten die rasche Behandlung ab, obwohl es weiterhin Bemühungen gibt, einen Kompromiss zu finden und die Diskussionen in den kommenden Wochen fortzuführen.
Interessanterweise haben einige Demokraten, die den Entwurf zunächst unterstützten, öffentlich ihre Zustimmung zurückgezogen und auf noch ungelöste Probleme hingewiesen. Demgegenüber halten prominente Unterstützerinnen wie Kirsten Gillibrand und Angela Alsobrooks an ihrer Unterstützung fest. Parallel zu den Entwicklungen im Senat hat das Repräsentantenhaus in zwei seiner maßgeblichen Ausschüsse – Finanzdienstleistungen sowie Landwirtschaft – eine Diskussionsfassung eines Marktstrukturgesetzes präsentiert, das auf den Grundsätzen des im Vorjahr verabschiedeten FIT21-Gesetzes aufbaut. Die neue Vorlage befasst sich unter anderem mit der Definition und Aufsicht digitaler Vermögenswerte, insbesondere mit dem neuen Terminus „Digital Commodity“. Diese Klassifizierung konzentriert sich auf Blockchain-basierte Güter, ausgenommen davon sind Wertpapiere und genehmigte Stablecoins.
Inhaltlich sieht der Entwurf vor, der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) eine größere Kompetenz für die Spotmärkte digitaler Waren einzuräumen und ein Selbstzertifizierungsverfahren für die Einhaltung der Vorschriften einrichten. Damit soll eine regulatorische Klarheit geschaffen werden, die derzeit aufgrund der Überschneidungen und Uneinigkeit zwischen der Securities and Exchange Commission (SEC) und der CFTC fehlt. Die Frage der Kompetenzverteilung und der zugehörigen Aufsicht ist ein Kernpunkt der Debatte. Die angestrebte Anhörung der für digitale Assets zuständigen Unterausschüsse im Repräsentantenhaus sollte diese Themen vertiefen. Doch aufgrund von parteipolitischen Differenzen und insbesondere dem Einspruch von Maxine Waters, ranghöchstes Mitglied der Demokraten im Finanzdienstleistungsausschuss, wurde die formelle Anhörung in eine informelle Runde umgewandelt.
Zusätzlich organisierten die Demokraten eine „Shadow Hearing“, um eigene Bedenken gegenüber möglichen Interessenkonflikten innerhalb der Regierung im Zusammenhang mit digitalen Assets zur Sprache zu bringen. In der parallelen Hauptdiskussion setzten sich die Teilnehmer für eine Reduzierung der regulatorischen Überschneidungen, eine verbesserte Klassifizierung der Assets sowie die Entwicklung eines kohärenten Rahmenwerks sowohl für Primärausgaben als auch für den Sekundärmarkt ein. Eine wichtige Rolle spielen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen die führenden Politiker beider Parteien. House Financial Services Committee Chairman French Hill hat wiederholt betont, dass die Versuche, den GENIUS Act mit dem ebenfalls im Kongress diskutierten STABLE Act zu einem einheitlichen Gesetzespaket zu verbinden, weiterhin andauern. Dies könnte dazu beitragen, einen konsolidierten und somit legislativen Durchbruch zu erzielen.
Die Hoffnung besteht darin, beide Gesetzesvorhaben noch vor der Sommerpause des Kongresses auf den Weg zu bringen. Über den gesetzlichen Rahmen hinaus zeigt sich im US-Kongress auch ein wachsendes Interesse an der praktischen Integration von digitalen Assets in staatliche Infrastrukturen. So schlug beispielsweise der republikanische Abgeordnete Lance Gooden vor, digitale Geldautomaten für Krypto-Transaktionen in allen Bundesgebäuden zu installieren. Dieses Vorhaben würde den Einsatz digitaler Währungen im öffentlichen Sektor fördern und unterstreicht den strategischen Anspruch der USA, ihre Position als führende Nation in der Kryptotechnologie auszubauen. Ferner hat der Senatsausschuss für Handel ein weiteres maßgebliches Gesetzespaket, den „Deploying American Blockchains Act“, einstimmig verabschiedet.
Dieses Gesetz soll die Einführung und Nutzung von Blockchain-Technologien in verschiedenen Sektoren wie Cybersicherheit, Lieferkettenmanagement und Gesundheitswesen fördern. Die Etablierung eines Nationalen Blockchain Deployment Advisory Committee ist Teil dieser Strategie, um Bundesbehörden bei der Blockchain-Integration und Koordinierung zu unterstützen. Parallel dazu hat Senatorin Cynthia Lummis den BITCOIN Act vorgeschlagen, der darauf abzielt, Bitcoin als Instrument zur Bewältigung der nationalen Verschuldung und zur Stärkung der finanziellen Innovationsführerschaft der USA zu positionieren. Die Neuauflage dieser Gesetzesinitiative signalisiert die steigende Bedeutung, die Bitcoin und andere digitale Assets auf der politischen Agenda einnehmen. Im administrativen Bereich gibt es ebenfalls Fortschritte und Umbrüche.
So sind die Direktoren der digitalen Asset-Abteilung beim Internal Revenue Service (IRS), Seth Wilks und Raj Mukherjee, zurückgetreten. Während ihrer Amtszeit arbeiteten sie daran, Steuerformulare, wie das 1099-DA, an die Anforderungen des digitalen Asset-Handels anzupassen. Ihr Weggang deutet auf organisatorische Anpassungen hin, die sich auf die Steueraufsicht im sich schnell entwickelnden Kryptowährungssektor auswirken könnten. Insgesamt zeichnen die Entwicklungen um den GENIUS Act und die Marktstrukturgesetzgebung ein Bild von einer Branche und Gesetzgebung im Umbruch. Die regulatorischen Bemühungen zielen darauf ab, einen sicheren, verlässlichen und innovationsfreundlichen Rechtsrahmen zu schaffen, der den Bedürfnissen eines dynamischen digitalen Finanzmarktes gerecht wird.
Der Weg dahin ist jedoch von parteipolitischen Widersprüchen, juristischen Herausforderungen und der Komplexität technologischer Neuerungen geprägt. Die künftige Entwicklung hängt maßgeblich davon ab, in welchem Umfang es dem Kongress gelingt, parteiübergreifend Kompromisse zu finden und eine konsolidierte Gesetzgebung vorzulegen. Angesichts der Tatsache, dass digitale Assets wie Stablecoins eine immer größere Bedeutung für den Zahlungsverkehr und Finanzinnovationen gewinnen, steht viel auf dem Spiel. Eine klare und ausgewogene Regulierung könnte nicht nur die Sicherheit der Verbraucher erhöhen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der USA auf dem globalen Kryptomarkt festigen. Abschließend lässt sich festhalten, dass trotz der gegenwärtigen Widerstände in beiden Kammern des Kongresses eine konstruktive Legislativarbeit im Gange ist.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob der GENIUS Act und die Marktstrukturgesetze als Meilensteine für eine robuste digitale Finanzinfrastruktur etabliert werden können. Unternehmen, Investoren und Verbraucher sollten die Entwicklungen sorgfältig beobachten, da sich hier maßgeblich die Rahmenbedingungen für die Zukunft des digitalen Finanzwesens in den Vereinigten Staaten gestalten.