Erythritol ist ein Zuckeralkohol, der seit Jahrzehnten als kalorienarmer Zuckerersatz in zahlreichen Lebensmitteln und Getränken Verwendung findet. Besonders beliebt ist er bei Menschen, die ihr Gewicht kontrollieren oder den Blutzuckerspiegel regulieren wollen, da Erythritol nahezu keine Kalorien enthält und den Blutzucker kaum beeinflusst. In Produkten wie zuckerfreien Kaugummis, Keto-Snack-Riegeln und kalorienreduzierten Erfrischungsgetränken findet sich Erythritol daher häufig. Allerdings zeigen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, dass genau dieser populäre Süßstoff potenziell negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Gehirn und Gefäßen haben könnte. Diese Entwicklungen werfen wichtige Fragen auf bezüglich der Sicherheit von Erythritol und der generellen Nutzung von Zuckerersatzstoffen in unserer Ernährung.
Jüngste Forschungsergebnisse aus Zellstudien an der University of Colorado Boulder haben deutlich gemacht, dass bereits die Menge an Erythritol, die in einer einzelnen Getränkedose enthalten ist, schädliche Effekte auf die Zellen der Gehirngefäße haben kann. Durch die Exposition gegenüber Erythritol zeigte sich ein deutlicher Anstieg oxidativen Stresses, was bedeutet, dass die Zellen vermehrt schädliche reaktive Sauerstoffspezies (ROS) produzieren. Diese ROS können Zellstrukturen angreifen und zu funktionellen Störungen führen. Dazu kommt, dass die Produktion des wichtigen Moleküls Stickstoffmonoxid (NO) durch die Gefäßzellen vermindert wurde. NO hat eine zentrale Bedeutung bei der Regulierung der Gefäßweite und sorgt dafür, dass sich Blutgefäße entspannen und ausreichend Durchblutung gewährleistet wird.
Eine verminderte NO-Produktion kann daher die Gefäßfunktion stören und die Blutzirkulation behindern. Die Befunde zu oxidativem Stress und reduzierter NO-Produktion stehen im Einklang mit früheren klinischen Studien, die erhöhte Blutwerte von Erythritol mit einem höheren Risiko für Blutgerinnsel, Herzinfarkt und Schlaganfall in Verbindung brachten. Experten betonen, dass die durch Erythritol ausgelösten Zellstress-Reaktionen frühe Schritte in der Entwicklung vaskulärer Erkrankungen sein könnten. Dabei ist die hohe Anzahl an reaktiven Sauerstoffspezies besonders problematisch, weil sie nicht nur die Gefäßzellen, sondern auch das Nervengewebe im Gehirn schädigen können. Eine solche Schädigung kann langfristig zu kognitivem Abbau beitragen und die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen begünstigen.
Das Forschungsteam setzte menschliche Gehirngefäßzellen eine Erythritol-Lösung aus, die der Konzentration in nur einem Getränk entsprach, und untersuchte die Zellen nach drei Stunden Exposition. Die Resultate zeigten eine Verdopplung der Produktion störender freier Radikale und eine gleichzeitige Aktivierung der zellulären Abwehrmechanismen wie der Antioxidansenzyme. Trotz dieser Abwehr reichte die Schutzreaktion nicht aus, um den oxidativen Stress auszugleichen. Gleichzeitig sank die Menge an produzierten Stickstoffmonoxid signifikant, was die Gefäßfunktion stark beeinträchtigen kann. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind insbesondere deshalb bemerkenswert, weil Erythritol in der Bevölkerung weit verbreitet ist und häufig in großen Mengen konsumiert wird.
Viele Menschen wählen bewusst Produkte mit Erythritol, um Kalorien einzusparen oder ihre Zuckeraufnahme zu reduzieren, ohne die möglichen gesundheitlichen Folgen zu kennen. Die aktuellen Studien legen nahe, dass gerade Menschen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa aufgrund von Bluthochdruck, Diabetes oder einem familiären Hintergrund, vorsichtig sein sollten. Fachärzte und Wissenschaftler raten daher, den Konsum von Erythritol-haltigen Produkten zu begrenzen und stattdessen auf andere Süßstoffe mit einem besseren Sicherheitsprofil auszuweichen. Natürliche, kalorienfreie Alternativen wie Stevia oder Mönchsfruchtextrakt haben sich bislang als unbedenklicher erwiesen, da sie nicht die gleichen negativen Auswirkungen auf die Gefäßfunktion zeigen. Dennoch gilt auch hier ein Maßhalten, um eine Abhängigkeit von Süßstoffen insgesamt zu vermeiden.
Darüber hinaus wird empfohlen, die Gesamtsüßstoffaufnahme möglichst gering zu halten und den Fokus auf eine ausgewogene Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln zu richten. Lebensmittel, die wenig verarbeitet sind und möglichst wenig zugesetzten Zucker oder Zuckerersatzstoffe enthalten, fördern die Gefäßgesundheit und unterstützen den Schutz des Gehirns. Besonders Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und gesunde Fette tragen dazu bei, Entzündungen und oxidativem Stress entgegenzuwirken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Für Menschen, die regelmäßig zuckerfreie Produkte konsumieren, ist es ratsam, das Etikett genau zu lesen und den Gehalt an Erythritol zu beachten. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, den Konsum von künstlich gesüßten Getränken und Snacks insgesamt einzuschränken und Alternativen wie Wasser, ungesüßten Tee oder natürliche Fruchtsäfte in begrenzter Menge zu bevorzugen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Erythritol zwar als vermeintlich gesunde Zuckeralternative beworben wird, die aktuellen wissenschaftlichen Daten jedoch auf potenzielle Risiken insbesondere für Gehirn und Gefäßsystem hinweisen. Durch die Förderung von oxidativem Stress und die Hemmung der wichtigen NO-Produktion könnte Erythritol zu einer Verschlechterung der Gefäßfunktion beitragen und das Risiko schwerwiegender Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt erhöhen. Dies stellt gerade für Risikogruppen eine bedeutende Warnung dar. Solange weitere klinische Studien vorliegen, die das Ausmaß dieser Risiken beim Menschen umfassend erforschen, ist Vorsicht geboten. Die beste Strategie für den Erhalt der Gehirn- und Herzgesundheit liegt wahrscheinlich in einer Reduktion des Gesamtzuckerkonsums und einer Minimierung des Verzehrs jeglicher Süßstoffe, zugunsten einer natürlichen, vollwertigen Ernährung.
Dabei spielen Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressmanagement ebenfalls eine wichtige Rolle für die Förderung der Gefäßgesundheit. Zukunftige Forschungen werden hoffentlich weitere Erkenntnisse liefern, wie Erythritol genau auf zellulärer Ebene wirkt und welche Mengen als sicher gelten können. Bis dahin erscheinen konservative Empfehlungen zur Einschränkung der Verwendung von Erythritol und eine Umstellung auf natürliche Süßungsmittel oder den Verzicht auf Süßstoffe insgesamt als sinnvoller Weg, um die Gesundheit von Gehirn und Blutgefäßen langfristig zu schützen.