Nach dem spektakulären Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX blicken die Gläubiger besorgt auf ihre investierten Gelder. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Sunil Kavuri, einem aktiven Gläubiger der FTX, gibt eine ernüchternde Prognose ab: Die Gläubiger werden voraussichtlich nur zwischen 10 und 25 Prozent ihrer Kryptowährungen zurückerhalten. Diese Nachricht hat unter den betroffenen Investoren Enttäuschung und Wut ausgelöst. FTX hat in der Krypto-Community hohe Wellen geschlagen und war einst eine der angesehensten Börsen. Doch der Sturz des Unternehmens führte zur dramatischen Entwertung des FTT-Tokens, der mehr als 80 Prozent seines Wertes verlor und dadurch über 2 Milliarden Dollar an Kundenwert vernichtete.
In den darauf folgenden rechtlichen Verfahren, die in der Folge des Zusammenbruchs eingeleitet wurden, wurden nun weitere Details bekannt, die die Situation der Gläubiger weiter komplizieren. Laut Kavuri werden die Rückzahlungen an die Gläubiger basierend auf den Preisen zum Zeitpunkt der rechtlichen Antragstellung berechnet, einem Zeitpunkt, zu dem die Krypto-Märkte ein tiefes Tal erreicht hatten. So lag der Preis für Bitcoin, als der Antrag eingereicht wurde, bei etwa 16.000 Dollar, während er zeitgleich deutlich über 68.000 Dollar gestiegen ist.
Diese Zahlen verdeutlichen die Diskrepanz zwischen den aktuellen Marktbedingungen und den rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Gläubigern auferlegt wurden. Die Entscheidung, die Rückzahlungen auf den Preis zum Zeitpunkt des Antrags zu stützen, wurde von vielen Gläubigern als ungerecht empfunden. Kavuri sprach offen über den psychischen Druck, den viele Investoren aufgrund des Verlustes ihrer Ersparnisse erleiden. "Viele FTX-Kunden leiden unter psychischen Erkrankungen, Panikattacken, Ehen, die in die Brüche gehen, oder sogar suizidalen Gedanken, da ihre Lebensersparnisse gestohlen wurden und ihr Eigentum immer noch nicht zurückgegeben ist", sagte Kavuri in einem Gespräch mit Cointelegraph. Diese Emotionen spiegeln sich auch in den Äußerungen anderer betroffener Gläubiger wider, die von einer "schockierenden" und "beschämenden" Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen sprachen.
Die Unzufriedenheit über die aktuelle Situation ist nicht nur auf Kavuri beschränkt. Viele andere Gläubiger haben ähnliche Beschwerden geäußert. Ein anonym bleibender Gläubiger bezeichnete die Maßnahmen als "eine zweite Betrugsüberweisung" und fragte sich, warum das Gesetz die Investoren nicht besser schützen könne. Mehrere Beteiligte sprechen von einem Missbrauch ihres Vertrauens und sehen den FTX-Zusammenbruch als einen der größten Betrugsfälle in der Geschichte der Kryptowährungen an. Kavuri wies auch darauf hin, dass Sam Bankman-Fried, der ehemalige CEO von FTX, gegen die Nutzungsbedingungen von FTX verstoßen hat, indem er Kundengelder für andere Zwecke verwendet hat, einschließlich der Begleichung von Schulden.
"Die Nutzungsbedingungen sind eindeutig, dass das Eigentum an digitalen Vermögenswerten den Kunden von FTX gehört. Sam wurde über jeden Zweifel erhaben verurteilt, weil er gegen diese Bedingungen verstoßen und Kundenmittel verwendet hat, um Kredite bei Alameda zu begleichen und Anteile an Robinhood zu kaufen", erklärte Kavuri. Um Gläubiger zu entschädigen, hat die FTX-Existenz am 6. September 2024 eine Einigung mit Emergent Technologies erzielt, einer von Bankman-Fried gegründeten Einheit, um 600 Millionen Dollar in Robinhood-Aktien zu sichern. Dies sollte der erste Schritt in einem mühseligen Prozess sein, um den betroffenen Investoren zumindest einen Teil ihrer Einlagen zurückzugeben.
Aber die Unsicherheit über die Höhe der Rückzahlungen bleibt bestehen. Die Herausforderungen, mit denen eine Umstrukturierung des FTX-Bankrotts konfrontiert ist, sind jedoch vielschichtig. Im August 2024 stellte ein US-amerikanischer Treuhänder, der den Insolvenzprozess überwacht, das Reorganisationsvorhaben von FTX in Frage. Er argumentierte, dass der Plan den Verwaltungsbeamten und Vertretern des FTX-Insolvenzvermögens zu viele rechtliche Schutzmaßnahmen gewähre. In einem rechtlichen Schreiben stellte der Treuhänder Andrew Vara fest, dass solche Immunitäten nicht standardmäßig für ähnliche Situationen gewährt werden und eine alarmierende Anomalie darstellen.
"Solche Immunität würde weit über die Schutzmaßnahmen hinausgehen, die ähnlichen Fachleuten während des Verfahrens zustehen", betonte Vara. Zusätzlich zur Kritik der Gläubiger könnte auch die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) ein Veto gegen den Umstrukturierungsplan einlegen, sollte FTX die Wahl treffen, Kunden mit Stablecoin-Zahlungen zu entschädigen. Die Komplexität der rechtlichen Rahmenbedingungen und die Uneinigkeit über die Rückzahlungsmodalitäten machen die Situation daher noch schwieriger. Kosmisch betrachtet, wirft der Fall FTX Fragen zur Regulierungslandschaft der Kryptowährungen auf und diskutiert, wie derartige Skandale in Zukunft verhindert werden können. Viele Investoren fordern spezifische gesetzliche Rahmenbedingungen, die sie im Falle eines Betrugs oder einer Insolvenz besser absichern.
Der Fall von FTX könnte als Wendepunkt für die Regulierung von Krypto-Plattformen dienen, sodass Investoren besser geschützt werden und ähnliche Vorfälle in der Zukunft vermieden werden können. Insgesamt gestaltet sich die Rückzahlung an FTX-Glaubiger als ein komplizierter Prozess, der nicht nur rechtliche, sondern auch emotionale Konsequenzen hat. Während sich die Gläubiger auf eine ungewisse Zukunft vorbereiten, bleibt die gesamte Krypto-Community skeptisch und wartet auf Fortschritte in dieser aufreibenden Geschichte. Der Fall FTX wird noch lange Zeit ein zentraler Punkt in der Diskussion um Transparenz und Verantwortung im Krypto-Raum sein und stellt gleichzeitig eine Mahnung für alle dar, die in volatile Märkte investieren.