Das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit gewinnt in der Unternehmenswelt immer mehr an Bedeutung. Gerade der Verkehrssektor, der einen mar¬kanten Anteil an den CO₂-Emissionen ausmacht, steht zunehmend im Fokus von Regulierung und öffentlicher Wahr¬nehmung. Lkw- und Pkw-Flotten von Unternehmen in Großbritannien und Europa versuchen, ihre Emissionen gezielt zu erfassen und zu reduzieren. Trotz erheblicher Investitionen in digitale Technologien zeigt eine aktuelle Studie von Alphabet, dem europaweit renommierten Anbieter für Flottenmanagementlösungen, jedoch eine auffällige Diskrepanz bei britischen Flotten: Obwohl die Menge der erfassten Emissionsdaten steigt, fehlt es oft an der Fähigkeit, diese Daten in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Die Veröffentlichung des European Fleet Emission Monitor 2025 offenbart, dass lediglich rund ein Viertel der Unternehmen genau beziffern kann, wie hoch die tatsächlichen CO₂-Emissionen ihrer Flotten sind.
Diese Diskrepanz zwischen Datenerfassung und Analyse weist auf eine grundlegende Herausforderung im britischen Flottenmanagement hin. Die Studie basiert auf den Antworten von mehr als 740 Flottenmanagern aus zwölf europäischen Ländern. Während in vielen Regionen Europas bereits über 40 Prozent der Unternehmen digitale Systeme einsetzen, die eine kontinuierliche und automatisierte CO₂-Nachverfolgung ermöglichen, liegt Großbritannien mit knapp 21 Prozent deutlich darunter. Dies ist bemerkenswert, da über drei Viertel der britischen Befragten Nachhaltigkeit als einen entscheidenden Faktor ihrer strategischen Planung nennen. Dieser Umstand zeigt, dass das Hauptproblem nicht im fehlenden Willen, sondern vielmehr in infrastrukturellen und technischen Lücken begründet liegt.
Das Festhalten an veralteten Methoden stellt ein großes Hemmnis dar. Obwohl moderne Telematik und digitale Flottenmanagementsysteme zunehmend verfügbar sind, setzen noch immer viele Unternehmen auf manuelle Prozesse oder Schätzungen basierend auf Kraftstoffverbrauch. In Großbritannien benutzen etwa 21 Prozent aller Befragten manuelle Systeme, was die exakte Erfassung und Auswertung relevanter Umweltdaten erschwert. Auf europäischer Ebene werden sogar 42 Prozent der Emissionen immer noch durch Kraftstoffverbrauch geschätzt, was eine hohe Fehlerquote mit sich bringt und die Einhaltung strenger werdender Umweltvorschriften riskant macht. Ein weiterer Aspekt der Studie hebt den späten oder gar kaum vorhandenen Einsatz fortschrittlicher Technologien besonders im Bereich Künstliche Intelligenz hervor.
Gerade im Flottenmanagement bieten KI-Systeme vielfältige Möglichkeiten, etwa durch die Analyse von Fahrerverhalten, Optimierung von Routen oder automatisierte Abrechnungssysteme. Doch nur ein Bruchteil der britischen Unternehmen – etwa 4,5 Prozent – nutzt KI-Tools zur Überwachung des Fahrverhaltens oder zur Kostenkontrolle. Im europäischen Vergleich liegen diese Zahlen zwar teilweise noch niedriger, doch das geringe Engagement zeigt, dass das Potenzial moderner Technologien bei weitem noch nicht ausgeschöpft wird. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass lediglich 3,3 Prozent der Firmen europaweit KI in ihre Berichterstattung einbinden und selbst die gesetzlich erste Schritte fordernde Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bislang kaum eine sichtbare Wirkung zeigt. Die neue CSRD der Europäische Union, die seit 2023 verabschiedet ist, soll die Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsaspekten verbindlich machen und somit den Druck auf Unternehmen erhöhen, ihre Umweltziele messbar zu verfolgen.
Allerdings geben nur rund acht Prozent in Europa und knapp zehn Prozent in Großbritannien an, dass diese Richtlinie bereits ihre Flottenplanung beeinflusst hat. Dies wird zum Teil darauf zurückgeführt, dass vergleichbare Vorschriften im Vereinigten Königreich noch nicht verpflichtend sind oder erst allmählich umgesetzt werden. Allerdings zeigt die Tatsache, dass über zwei Drittel der Unternehmen konkrete CO₂-Reduktionsziele formuliert haben, dass zumindest ein Bewusstsein für die Relevanz des Themas vorhanden ist. Der Aufbau von internen Kompetenzen wird als Schlüssel gesehen, um die Flut an gesammelten Daten sinnvoll zu nutzen. Viele Unternehmen stehen dabei vor der Herausforderung, speziell geschultes Personal einzustellen oder weiterzubilden sowie adäquate Werkzeuge für die Datenanalyse zu implementieren.
Nur wer in der Lage ist, emissionsbezogene Daten nicht bloß zu sammeln, sondern diese gezielt auszuwerten und daraus Strategien abzuleiten, kann langfristig regulatorischen Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig Wettbewerbsvorteile generieren. Die Flottenmanager, die bereits Nachhaltigkeitsteams etabliert haben, fokussieren sich mehrheitlich auf Emissionsmonitoring und Reduktionsmaßnahmen, was als positives Signal für die Zukunft interpretiert werden kann. Zusätzlich zu technologischen und personellen Herausforderungen bestehen infrastrukturelle Barrieren, die den Fortschritt weiter bremsen. Die Nutzung neuester Flottenmanagementsysteme erfordert oftmals umfangreiche Investitionen in Hardware, Software und Vernetzung. Für viele mittelständische und kleinere Unternehmen ist dies eine signifikante Hürde.
Ergänzend betreffen regulatorische Unsicherheiten und fehlende klare Vorgaben bislang die zügige Einführung der vorgeschriebenen Maßnahmen erschwerend. Dies führt zu einer Situation, in der eine klare Kluft zwischen Politik, ambitionierten Zielen und praktischer Umsetzung entsteht. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bleibt Großbritannien somit derzeit hinter dem Entwicklungstrend zurück. Die Folgen sind nicht nur ein erhöhtes Risiko von Bußgeldern und Strafen im Zuge verschärfter Umweltgesetze, sondern auch verlorene Chancen im Wettbewerb um nachhaltige Geschäftspraktiken und ökologische Verantwortung. Unternehmen, die jetzt in digitale Monitoring- und Analysetools investieren und interne Kompetenzen stärken, können nicht nur Emissionen reduzieren, sondern auch ihre Effizienz steigern und Kosten senken.
Zum einen ist die Digitalisierung im Flottenmanagement ein entscheidender Hebel für Nachhaltigkeit. Moderne Systeme ermöglichen eine nahezu in Echtzeit erfolgende Erfassung und Auswertung von Verbrauchswerten, Fahrverhalten und Fahrzeugzuständen. Dadurch können Emissionsquellen schnell identifiziert und Maßnahmen etwa zur Optimierung der Fahrweise oder des Wartungsintervalls ergriffen werden. Zum anderen eröffnet der Einsatz von künstlicher Intelligenz neue Perspektiven zur Automatisierung und Verbesserung von Prozessen. Ein intelligentes Fuhrparkmanagement kann dadurch nicht nur ökologischer werden, sondern auch die Wirtschaftlichkeit steigern.
Vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels und der immer strengeren politischen Rahmenbedingungen ist davon auszugehen, dass der Druck auf Unternehmen in Großbritannien weiter steigen wird. Die gesellschaftliche Erwartungshaltung an verantwortungsbewusstes Wirtschaften wächst, während Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit zunehmend Hand in Hand gehen müssen. Um den Rückstand aufzuholen, sollten Unternehmen verstärkt in Schulungen zur Datenkompetenz investieren, veraltete manuelle Systeme durch digitale Flottenmanagementplattformen ersetzen und die Möglichkeiten von KI stärker ausloten. Unterstützend könnten auch staatliche Förderprogramme oder branchenübergreifende Kooperationen den technologischen Wandel beschleunigen. Zukunftsfähiges Flottenmanagement in Großbritannien bedeutet somit, den Spagat zwischen ambitionierten Umweltzielen und praktischer Umsetzung zu meistern.
Nur wenn Unternehmen den Wandel vom bloßen Datensammler zum datengetriebenen Entscheider schaffen, können sie langfristig zu nachhaltigen Akteuren auf dem Mobilitätsmarkt werden. Die vorliegenden Studienergebnisse zeigen klar auf, welche Baustellen vordringlich angegangen werden müssen, um neben Umweltschutz auch Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu sichern. Insgesamt verdeutlichen diese Entwicklungen, dass Digitalisierung, technologische Innovation und der Aufbau von Datenkompetenz essenzielle Faktoren für nachhaltiges Flottenmanagement sind. Wer hier jetzt die Weichen richtig stellt, kann künftig nicht nur erhebliche ökologische Verbesserungen erzielen, sondern auch langfristig von den wirtschaftlichen Vorteilen profitieren, die mit Effizienzsteigerung und Compliance einhergehen.